KIEW (dpa-AFX) - Die ukrainische Zentralbank hat zum ersten Mal seit dem russischen Einmarsch vor über 17 Monaten den Leitzins gesenkt. Am Donnerstag teilte die Behörde mit, dass der maßgebliche Zinssatz ab Freitag von 25 auf 22 Prozent gesenkt werde. Die starke Drosselung der Inflation und die robuste Situation auf dem Währungsmarkt gestatteten diesen Schritt. Seit Jahresbeginn fiel die Inflationsrate demnach von 26 auf 12,8 Prozent im Juni. Die Inflationsprognose für das Gesamtjahr wurde von 14,8 auf 10,6 Prozent gesenkt.
Die Aussichten für das Wirtschaftswachstum wurden dabei von 2,0 auf 2,9 Prozent angehoben. Im Vorjahr war die Wirtschaftsleistung kriegsbedingt jedoch noch um etwas mehr als 29 Prozent eingebrochen.
Der Zentralbank zufolge hat die Ukraine seit Jahresbeginn umgerechnet rund 24,5 Milliarden Euro an Krediten und Hilfsgeldern aus dem Ausland erhalten. Daher stiegen die Währungsreserven des Landes Ende Juni auf ein historisches Maximum von umgerechnet über 35 Milliarden Euro. Innerhalb des Jahres erwartet die Zentralbank weiter umgerechnet gut 38 Milliarden Euro an ausländischen Geldern.
Hauptrisiko für die Wirtschaft bleibt dabei das Kriegsgeschehen. Mögliche russische Angriffe auf die Energieinfrastruktur oder die Exportwege können die wirtschaftliche Entwicklung hemmen. Ein Risiko seien auch verringerte oder unregelmäßigere ausländische Finanzhilfen.
Die Ukraine wehrt mit großer westlicher Unterstützung seit über 17 Monaten eine russische Invasion ab.