😎 Sommerzeit, Hammer-Deals! Bei InvestingPro winken jetzt bis zu 50% Rabatt auf KI-Aktien-TippsJETZT ZUGREIFEN

Wenn steigende Kreditkarten-Schulden zum Problem werden

Veröffentlicht am 20.09.2022, 12:47
© Reuters

von Robert Zach 

Investing.com - In den USA erklimmen die Kreditkarten-Schulden immer neue Höhen. In einer Wirtschaft, in der die Inflation bei etwa zwei Prozent liegt, wäre das nach Einschätzung der Experten von DataTrek ein durchaus optimistisches Signal für die Konjunkturentwicklung, nicht aber bei einer Teuerung von über acht Prozent. 

"Aus makroökonomischer Sicht lassen sich die Daten auf zwei Arten interpretieren. Normalerweise stellen steigende Kreditkarten-Schulden ein positives Zeichen für die US-Wirtschaft dar und deuten auf ein starkes Verbrauchervertrauen und hohe Ausgaben hin", schreiben die Experten. "An wirtschaftlichen Wendepunkten hingegen bereiten steigende Salden Sorgen. Arbeitnehmer, die gerade erst ihren Job verloren haben, greifen möglicherweise auf offene Kreditrahmen statt auf Cash zurück, um sich so Liquidität für Ausgaben wie etwa Hypotheken und Autokredite zu sichern."

Die ausstehende Kreditkarten-Schuld in den USA ist in den letzten zwölf Monaten um fast 18 Prozent auf 930 Milliarden Dollar angeschwollen. Dies ist der höchste Stand aller Zeiten. 

Im Zeitraum von 2011 bis 2014 hätten die Kreditkartensalden mehr oder weniger stagniert, schreibt DataTrek. Angesichts der schleppenden wirtschaftlichen Erholung nach der Weltwirtschaftskrise und der griechischen Schuldenkrise sei diese Entwicklung durchaus nachvollziehbar.

Zwischen 2015 und 2019 seien die Kreditkartenguthaben dann jährlich um insgesamt 6,3 Prozent gestiegen. Ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren ermöglichte dann den Übergang aus der Stagnation der Jahre 2011 bis 2014, darunter ein sich erholender US-Arbeitsmarkt und ein steigendes Verbrauchervertrauen.

Die letzten drei Jahre hätten aber eine ganz eigene Dynamik aufgewiesen, wie DataTrek herausstellt. Von September 2019 bis heute seien die Kreditkarten-Schulden mit einer jährlichen Rate von 3,1 Prozent gewachsen. Das sei langsamer als im Zeitraum 2015 bis 2019, aber andererseits hätten die Salden in den letzten zwölf Monaten um 17,9 Prozent zugenommen. Ein Teil geht zweifellos darauf zurück, dass Karteninhaber ihre Verbindlichkeiten während der Pandemie abgebaut haben und nun wieder neue Schulden aufnehmen. Laut DataTrek resultiert der Rest daraus, dass die Amerikaner ihren Lebensstandard mit revolvierenden Krediten aufrechterhalten, um die Lücke zwischen Lohnwachstum und Inflation zu schließen, immerhin ist die durchschnittliche Sparrate in den USA im April auf den tiefsten Stand seit 14 Jahren gesunken - die Ersparnisse der Amerikaner schmelzen also dahin.

Laut Datatrek stellen höhere Kreditkartensalden in der Regel ein positives Zeichen für die US-Wirtschaft dar, aber im aktuellen Umfeld ist deren Botschaft eher gemischter Natur. Natürlich stimmt es positiv, dass die Amerikaner so zuversichtlich in ihre eigene Zukunft blicken, dass sie häufiger Gebrauch von Kreditkarten machen. Der Anstieg von 18 Prozent im letzten Jahr bereitet jedoch Sorgen, wie die Experten feststellen. "Wenn die Inflation bei 2 Prozent läge, wäre ein solch starker Anstieg ein äußerst positives Zeichen. Aber ... die Inflation beträgt ja immer noch über 8 Prozent, so dass der gesunde Menschenverstand uns sagt, dass ein Teil der Zunahme der Salden auf den daraus resultierenden Druck auf die Haushaltsbudgets zurückzuführen sein muss.“

Zu achten gilt es jetzt vor allem auf die Säumnisquote bei Kreditkarten - d. h. den Anteil der Zahlungen, die 90 Tage oder mehr im Rückstand sind. Sie stieg im zweiten Quartal von 5,16 auf 5,32 Prozent. Damit liegt sie immer noch deutlich unter dem Niveau, das während der großen Finanzkrise zu beobachten war, als Quoten von über 13 Prozent erreicht wurden.

"Die Daten belegen aber auch, dass der Übergang in die Zahlungsunfähigkeit bei Kreditkartenschuldnern seit 2016 stetig gestiegen ist, insbesondere unter jüngeren Kreditnehmern", erklärte Wilbert Van Der Klaauw, Senior Vice President bei der New York Fed.

Dass die Zahlungsmoral der Amerikaner nachlässt, zeigt sich auch an den Kunden von AT&T (NYSE:T). Nach Angaben des Telekommunikationskonzerns haben seine Kunden zunehmend Schwierigkeiten, ihre Telefonrechnungen fristgerecht zu bezahlen. "In Bezug auf das Kundengeschäft verzeichnen wir einen Anstieg der Forderungsausfälle auf ein leicht höheres Niveau als vor der Pandemie", sagte der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, John Stankey, während der Präsentation der Geschäftsergebnisse im August.

In Anbetracht der weiterhin aggressiv agierenden US-Notenbank Fed könnten Kreditkarten-Schulden bei steigenden Zinsen für viele Amerikaner immer mehr zu einem echten Problem werden. Das belastet am Ende nicht nur den Konsum, sondern auch das Wirtschaftswachstum.

Die nächste Fed-Sitzung steht am Mittwoch auf der Agenda. Erwartet wird eine Anhebung um 75 Basispunkte - die dritte in Folge um einen dreiviertel Prozentpunkt. Die Fed Funds würden dann auf 3,25 Prozent steigen, den höchsten Stand seit 2008 - und weitere Zinserhöhungen sollen folgen. Marktbeobachter rechnen derzeit mit einer weiteren Zinsanhebung um 75 Basispunkte im November und 50 Basispunkte im Dezember.

Aktuelle Kommentare

Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2024 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.