BERLIN (dpa-AFX) - Der Wirtschaftsweise Martin Werding hält die aktuellen Rentenpläne der Bundesregierung für unzureichend. Er hoffe, dass im Laufe der Legislaturperiode noch etwas in Richtung private Altersvorsorge passiere, sagte Werding am Dienstag im ZDF-"Morgenmagazin". "Das kann und muss man tun", betonte Werding und verwies auf die ursprünglichen FDP-Pläne für eine Aktienrente.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) wollen am Vormittag ihre Pläne für einen neuen milliardenschweren Kapitalstock für die Rentenversicherung auf dem Aktienmarkt vorstellen. Mit dem FDP-Vorschlag hat dies aber wenig zu tun. Beitragsgelder sind nun für den Kapitalstock nicht vorgesehen. Die FDP hatte im Wahlkampf dafür geworben, dass zwei Prozent des Einkommens in eine kapitalgedeckte Vorsorge gesteckt werden.
Werding hieß die aktuellen Pläne grundsätzlich gut. "Das ist im Grunde der Weg, mit einer geänderten Altersstruktur langfristig vorzusorgen", sagte das Mitglied im Sachverständigenrat zur Beurteilung der wirtschaftlichen Entwicklung. Nur reiche dies nicht aus. Auch gab der Experte zu bedenken, dass die Bundesregierung nur mit bis zu zehn Milliarden Euro pro Jahr rechne, die aus den Erträgen am Aktienmarkt aus dem Kapitalstock in die Rentenkasse fließen soll. Das sei bei einem System mit Ausgaben von 400 Milliarden Euro ein sehr kleiner Beitrag und decke die Renten nur für ungefähr eine Woche ab.
SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert verteidigte den neuen Rentenplan. Er sagte im RTL/ntv-"Frühstart", es gehe um Planbarkeit in der gesetzlichen Rente. Die Renten stiegen weiter entsprechend der Lohnentwicklung und künftige Rentenbezieher hätten eine Sicherung ihres Lebensstandards. Das wäre ohne das Paket nicht gesichert gewesen. Sichergestellt sei auch, dass nicht mit den Beiträgen der Versicherten spekuliert werde. "Das Risiko liegt nicht bei den Versicherten", stellte Kühnert klar.
Heil und Lindner wollen mit ihrem Rentenpaket das Rentenniveau dauerhaft auf 48 Prozent festschreiben und einen neuen Kapitalstock für die Rentenversicherung schaffen. Das Geld soll ausschließlich vom Bund stammen und auf dem Aktienmarkt angelegt werden. Bis Mitte der 2030er Jahre sollen mindestens 200 Milliarden Euro aufgebaut werden. Wie die Deutsche Presse-Agentur vorab aus Regierungskreisen erfuhr, sollen aus den Erträgen dann jährlich im Schnitt zehn Milliarden als Zuschuss an die gesetzliche Rentenversicherung fließen. Mithilfe dieser Erträge soll ein allzu starker Anstieg des Rentenbeitragssatzes verhindert werden.