FRANKFURT(dpa-AFX) - Der Dax (ETR:DAX) könnte in der kommenden Woche erneut die Marke von 10 000 Punkten ins Visier nehmen. Nach dem Rücksetzer zu Jahresbeginn trauen Experten dem deutschen Leitindex den Sprung über diese symbolische Marke zu. Zugleich werden mit dem rasanten Anstieg der vergangenen Tage aber auch die vorsichtige Stimmen am Markt wieder lauter. Die laufende Berichtssaison versetze Anleger nicht gerade in einen Kaufrausch, lautet das Credo.
'Die US-Notenbank sorgt weiter dafür, dass Aktien praktisch alternativlos bleiben', sagt Marktbeobachter Daniel Saurenz von Feingold Research. Hintergrund ist, dass die neue Fed-Chefin Janet Yellen in der vergangenen Woche weitgehend Kontinuität in der lockeren US-Geldpolitik versprach. 'Nun sind alle Investoren erleichtert, dass Yellen den Kurs von Vorgänger Bernanke nahtlos fortsetzt.' Der Dax sei entsprechend wieder auf Rekordkurs eingeschwenkt.
HELABA: 'DÜNNE HÖHENLUFT FÜR DIVIDENDENTITEL'
Auf der anderen Seite wächst bei Experten auch die Skepsis, ob das so schnell zurückeroberte Niveau dem Index auch gut bekommt. 'Fundamental betrachtet bewegen sich Dividendentitel weiterhin in dünner Höhenluft', schreibt Analyst Markus Reinwand von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) in seinem Wochenausblick. Die Stimmung unter Anlegern sei derzeit ohnehin wechselhaft 'wie sonst nur das Wetter im April'. In der laufenden Berichtssaison blieben die Gewinnperspektiven deutscher und europäischer Unternehmen hinter dem zurück, was die Erholung der konjunkturellen Frühindikatoren in den Industrieländern seit geraumer Zeit erwarten ließe, so der Experte.
Auch Markus Wallner von der Commerzbank (ETR:CBK) macht bislang allenfalls gemischte Ergebnisse bei Dax- und MDax (ETR:MDAX)-Unternehmen (ETR:MDAX) aus. Im größten deutschen Index habe die Hälfte der bislang berichtenden Konzerne die Schätzungen der Commerzbank-Experten verfehlt - insgesamt hätten die börsennotierten Gesellschaften damit schlechter abgeschnitten als vor einem Jahr und im Schnitt der vergangenen fünf Quartale.
LBBW RÄT ZU GEWINNMITNAHMEN BEI AKTIEN
Und Berndt Fernow von der Landesbank Baden-Württemberg: 'Die Schwellenländer-Thematik hinterlässt inzwischen spürbare Auswirkungen in den Bilanzen unserer Großkonzerne.' Der starke Euro im Vergleich zu vielen anderen Währungen - insbesondere denen von aufstrebenden Volkswirtschaften - verteuert die Exporte deutscher Firmen. Zudem sind entstandene Gewinne im Ausland in Euro weniger wert. Die Aktienindizes seien wieder in die Nähe ihrer Höchststände vorgedrungen, so Fernow. 'Deren nachhaltiges Überschreiten erwarten wir jedoch vorerst nicht.' Fernow empfiehlt Anlegern, Gewinne mitzunehmen.
Die Experten der DZ Bank raten mit Blick auf die kommenden Wochen zum geduldigen Abwarten. Eine systemische Krise an den Kapitalmärkten stehe in diesem Jahr nicht ins Haus. Die Risiken seien jedoch gestiegen: Die Aktien an den Weltbörsen seien im historischen Vergleich gesehen zu teuer.
In der kommenden Woche legen neben den Dax-Unternehmen Deutsche Börse (ETR:DB1) und Henkel (ETR:HEN3) auch MTU (ETR:MTX), Norma (ETR:NOEJ), Rheinmetall (ETR:RHM) und die Aareal Bank (ETR:ARL) aus dem MDax Zahlen vor. Auf der Konjunkturagenda steht zudem der ZEW-Index am Dienstag. Am Donnerstag dürften Anleger ein Auge auf die Einkaufsmanagerdaten aus der Eurozone und Deutschland werfen. Wichtig sind an diesem Tag auch aus den USA die Verbraucherpreise, der Philly-Fed-Index und die Frühindikatoren - Investoren ziehen aus ihnen Rückschlüsse auf die Geldpolitik und die Wirtschaftskraft der USA.
--- Von Marco Engemann, dpa-AFX ---