FRANKFURT (dpa-AFX) - Am deutschen Aktienmarkt hoffen die Optimisten trotz des schwachen Monatsstarts auf einen goldenen Oktober. Experten zufolge spricht auch einiges dafür, dass der Leitindex Dax zumindest in der neuen Wochen steigen könnte. Allerdings schwelt im Hintergrund immer noch die Gefahr eines weiteren Zinsanstieges, schließlich sind verzinste Anlagen längst wieder zu einer Alternative geworden.
"An den Aktienmärkten gilt der Oktober als Monat für positive Trendwenden", schrieb Analyst Christian Apelt von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Als ein möglicher Grund dafür wird genannt, dass die Risikobereitschaft professioneller Anleger nach dem Sommer wieder zunimmt - nicht zuletzt deshalb, weil sie fürchten, eine mögliche Jahresendrally zu verpassen.
In diesem Jahr könnte Apelt zufolge insbesondere die gegenwärtige Nervosität unter den Anlegern die Basis für eine größere Erholung legen, wenn besonders der Gegenwind vom Rentenmarkt nachlasse. Laut Helaba dürfte der jüngste Renditeanstieg bald sein Ende finden. In einem solchen Szenario stünden die Chancen für Kursgewinne im Dax gut. Denn die Bewertung sei niedrig und die Wachstumsschwäche eingepreist. Zudem dürften die Konjunkturerwartungen und die Anlegerstimmung ihren Tiefpunkt erreicht haben.
In dem nervösen Marktumfeld sieht Apelt in der neuen Woche vor allem die US-Inflationszahlen für September im Fokus, die am Donnerstag veröffentlicht werden. Negative Überraschungen könnten dem Renditeanstieg neue Nahrung geben und so die Aktienmärkte unter Druck setzen. Vermutlich aber werde die Teuerung sowohl in der Gesamtrate als auch in der Kerninflation geringfügig nachlassen. Bei der Kerninflation werden die besonders schwankungsanfälligen Preise für Energie und Lebensmittel nicht berücksichtigt.
Indizien für eine leichte Abschwächung der Inflation dürften Apelt zufolge bereits die zur Wochenmitte auf der Agenda stehenden US-Erzeugerpreise liefern. Der Experte verwies aber darauf, dass am Mittwoch auch das Protokoll der letzten Sitzung der US-Notenbank veröffentlicht wird. Dieses berge Unsicherheiten.
Für weitere Unruhe könnten am Donnerstag Daten vom US-Arbeitsmarkt sorgen. Wenn diese wie zuletzt robust ausfallen steigt die Gefahr weiterer deutlicher Lohnerhöhungen, was mit einem zusätzlichen Inflationspotenzial und damit mit steigenden Kapitalmarktzinsen einhergeht.
Gleichwohl blicken die Experten der Dekabank ebenfalls recht optimistisch in die Zukunft. In den USA liegt die Rendite 30-jähriger Staatsanleihen zwar bei fast fünf Prozent. Damit würden Anleihen als Alternative zu Aktien immer attraktiver. Mit Blick auf sinkende Inflationszahlen sollte aber der Aufwind bei den Anleiherenditen nicht lange anhalten. Dies könnte an den Aktienmärkten schnell wieder zu einer Erholung der Kurse führen.
Nach Auffassung der DZ Bank ist der Dax mittlerweile zu einem echten Krisen-Schnäppchen geworden: "Das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist auf ein Niveau gerutscht, das zuvor nur während echter ökonomischer Krisenphasen zu beobachten war und bietet somit eine niedrige Basis zum Aufbau von Positionen." Die Erwartungen an die anstehende Berichtssaison zum dritten Quartal 2023 erachten die Experten als konservativ und sehen positives Überraschungspotenzial, das eine deutliche Kurserholung auslösen könnte.
In der neuen Woche legen nur wenige Unternehmen Geschäftszahlen vor. Traditionell zu den ersten Unternehmen der Berichtssaison zählt der Biosprit-Hersteller Cropenergies , der am Mittwoch Halbjahreszahlen präsentiert. Am Donnerstag folgt dann die Mutter Südzucker (ETR:SZUG) .
Am Freitag richten sich die Blicke auf die Kurse der im Dax vertretenen Finanzwerte Deutsche Bank (ETR:DBKGn) und Commerzbank (ETR:CBKG) . Sie könnten beeinflusst werden von den Geschäftszahlen der US-Banken JPMorgan (NYSE:JPM) , Wells Fargo (NYSE:WFC) und der Citigroup (NYSE:C) .