FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem schwankungsreichen Börsenmonat März trauen Marktbeobachter dem Dax zum Auftakt in den April ein Jahreshoch zu. Das aber wäre dann zugleich auch ein Vierzehnmonatshoch und könnte laut Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners "Höhenangst" auslösen. Denn Ostern steht vor der Tür und damit eine verkürzte Handelswoche. Außerdem ist Ferienzeit, sodass viele Anleger den Aktienmärkten fern bleiben dürften und zuvor Risiken im Portfolio reduzieren könnten.
Schließlich ist die neue Woche gespickt mit einigen sehr wichtigen Wirtschaftsdaten, die zuvorderst aus den USA kommen. Vor allem der Arbeitsmarktbericht für März rückt in den Fokus. Aufschlussreiche Konjunkturdaten stehen zudem aus Deutschland an. Die Berichtssaison der 40 Dax-Konzerne ist unterdessen beendet und "besser gelaufen als gedacht", wie die Experten der Landesbank Baden-Württemberg schreiben.
Seit vor drei Wochen die Silicon Valley Bank (OTC:SIVBQ) mit ihrem Zusammenbruch Turbulenzen im US-Bankensektor verursachte und in der Schweiz innerhalb weniger Tage eine Zwangsehe zwischen der schwer angeschlagenen Credit Suisse (SIX:CSGN) und UBS (SIX:UBSG) vereinbart wurde, scheint für die Märkte das Gröbste überstanden. "Das Ausbleiben neuer Hiobsbotschaften aus dem Bankensektor reichte offensichtlich für eine Entspannung an den Finanzmärkten aus", kommentiert Helaba-Stratege Christian Apelt. Die Börsen jedenfalls erholten sich deutlich. Der Dax ist wieder dicht unter sein Jahreshoch bei 15 706 Punkten gestiegen und nimmt laut Jochen Stanzl, Marktanalyst bei CMC Markets (LON:CMCX), damit auch Kurs auf sein Rekordhoch. Das liegt seit November 2021 bei 16 290 Punkten.
Wie es jedoch tatsächlich weitergeht, hängt von vielen Faktoren ab. Die Unsicherheiten im Bankensektor "bleiben schwelend, und neue Unruhen sind jederzeit denkbar", warnt nicht nur Marktbeobachter Timo Emden. Doch aktuell ist die Aufmerksamkeit wieder auf die Notenbanken gerichtet - und damit auch auf jene Konjunkturdaten, mit denen die Zentralbanken ihre geldpolitischen Entscheidungen begründen.
Daher wird der US-Arbeitsmarktbericht am Karfreitag zentral sein, auch wenn die Börsen nicht sofort reagieren können, da weder in Europa noch in den USA gehandelt wird. Dennoch: Es ist der letzte Jobbericht vor der nächsten US-Notenbanksitzung am 3. Mai. An den Märkten wird nach den Worten von Deutsche-Bank-Analystin Galina Pozdnyakova "auf Anzeichen einer Abkühlung geachtet", nachdem die Fed über den Zeitraum von fast einem Jahr die Zinsen um 4,75 Prozentpunkte angehoben hat. "Ob diese Erwartungen durch die Daten gerechtfertigt werden, wird entscheidend sein, da die Marktpreise für die nächste Sitzung derzeit zwischen einer Pause und weiteren 0,25 Prozentpunkten schwanken."
Die vorherrschende Erwartung scheint allerdings eine andere zu sein. Übereinstimmend rechnen die Experten von Deutsche Bank (ETR:DBKGn), Bankhaus Metzler, Helaba und Commerzbank (ETR:CBKG) mit einem starken Jobbericht. "Bisher gab es keine Anzeichen einer nennenswerten Abschwächung", schreibt Volkswirt Edgar Walk von Metzler. Ähnlich formuliert es Amerikaexperte Patrick Franke von Helaba und kommt dann zu dem Schluss: "Unter dem Strich sollten die Daten bestätigen, dass das Ende der Zinserhöhungen näher rückt, aber noch nicht erreicht ist."
Der Fokus der Fed dürfte Franke zufolge klar auf der Preisniveau-Stabilität bleiben und dafür sei eine Wirtschaftsabkühlung "wohl unausweichlich". Diese zeige sich bisher neben dem Immobilienmarkt auch im Verarbeitenden Gewerbe. "Der beste sektorale Stimmungsindikator, der nationale ISM-Einkaufsmanagerindex, liegt seit einiger Zeit unterhalb der Marke von 50, die Expansion von Kontraktion trennt. Auch um den Sondereffekt der Lieferkettenprobleme bereinigt, zeigt sich hier eine eindeutige Verlangsamung."
Anders jedoch sehe das für den Dienstleistungsbereich aus, der das Gros der gewerblichen US-Wirtschaft ausmache, schreibt er. Nachdem der ISM-Dienste-Index im Dezember unter 50 Punkte gesunken war, war er im Januar über 55 Punkte gestiegen, weshalb am Montag und Mittwoch auch diesen US-Daten besondere Aufmerksamkeit zukommen dürfte.
In Deutschland stehen vor allem die Auftragseingänge der Industrie im Fokus, die am Mittwoch veröffentlicht werden, sowie am Donnerstag die Daten zur Industrieproduktion im Februar. Beide dürften im Monatsvergleich leicht rückläufig gewesen sein.