von Robert Zach
Investing.com - Die US-Investorin Cathie Wood nimmt in einem Tweet-Sturm die seit Jahresbeginn zu beobachtende Dollar-Stärke genauer unter die Lupe. Dabei geht sie der Frage nach, warum die Fed aufgrund der ungewöhnlich starken Aufwertung des Dollars eher früher als später einen Schwenk machen wird.
Der Dollar-Index, der den Außenwert des US-Dollars gegenüber den übrigen G10-Währungen misst, erreichte kürzlich mit 114,41 Punkte das höchste Niveau seit 20 Jahren; seit Jahresbeginn hat die Weltreservewährung etwas mehr als 19 Prozent aufgewertet. Besonders gegenüber dem Japanischen Yen und dem Pfund Sterling wertete der Greenback auf, aber auch zum Euro. Unterstützung erhielt er davon, dass die Federal Reserve (Fed) in den vergangenen Monaten deutlich aggressivere Leitzinserhöhungen beschlossen hat. Und ein Ende des Erhöhungszyklus ist noch nicht in Sicht. Zum Jahresende soll der Leitzins bei 4,4 % liegen. Derzeit befindet er sich in einer Spanne von 3,00 bis 3,25 %.
Zudem gilt der Dollar unter den Währungen als sicherer Hafen, was ihm wegen der geopolitischen Verwerfungen und der immensen Volatilität an den Aktienmärkten, die sich mittlerweile in einem ausgewachsenen Bärenmarkt befinden, Rückenwind verlieh.
Wie die Ark-Chefin schrieb, lege die Zinskurve "nahe", dass die US-Geldpolitik heute wesentlich restriktiver als in den 80er Jahren. Festmachen lasse sich dies zum einen an der Inversion der für die Märkte relevante Renditekurve aus zwei- und zehnjährigen US-Staatsanleihen, die mittlerweile 50 Basispunkte unter ihrer Nulllinie liegt. Man bekommt also für kürzere Anleihe-Laufzeiten mehr Zinsen als für längere. Das normale Gefüge der Renditen, d.h. der Zinsertrags, ist also auf den Kopf gestellt. Das deutet eine rezessive Phase an.
Wood berief sich dann zur Stützung ihrer These auch auf den Leiter der Fed in den 1980er Jahren, Paul Volcker, der die Fed Funds zur Bekämpfung der Inflation gleich um das Doppelte von 10 auf 20 % anhob. Zum Vergleich: Powell und sein Team haben den Zins bereits um das 13-fache von 0,25 % auf 3,25 % erhöht, um die Inflation einzufangen, erklärte die Investorin.
Weiter sagte sie: Unter Volcker stiegen die Renditen langfristiger Staatsanleihen um das 1,6-fache (von 10 % auf 16 %), während sie sich unter Powell und seinem Team um das 7,4-fache (von 0,5 % auf 3,7 %) erhöhten. Wood zufolge schlägt die Risikoaversion auf alle Vermögenswerte außer auf Cash durch, während die Fed offenbar darauf fixiert ist, die Zinsen um weitere 100 Basispunkte zu erhöhen, um ihr Erbe zu schützen.
Dann geht die US-Investorin auf die Entwicklung der Rohstoffpreise an. Dazu verweist sie auf den von Refinitiv berechneten CRB-Index, der seit seinem Höchststand Mitte 2008 um 42 %, seit dem niedrigeren Höchststand im Jahr 2011 um 25 % und seit dem noch niedrigeren Höchststand Anfang dieses Jahres um 19 % gefallen ist, wie Wood berichtet.
Der Anstieg des handelsgewichteten Dollars um 58 % seit Anfang 2008 erkläre Wood zufolge die deflationären Kräfte, die sich nun einmal mehr in der Pipeline aufbauen.
Die meisten Rohstoffe werden in US-Dollar gepreist. Ein Verlust der Kaufkraft anderer Länder macht sich oft mit einer geringeren Nachfrage nach Rohstoffen und damit auch sinkenden Preisen dieser bemerkbar. In der Folge geht die Inflation zurück.
Der Inflationsschub Ende der siebziger/Anfang der achtziger Jahre hatte sich laut Wood 15 Jahre lang aufgebaut, zunächst durch den Vietnamkrieg und die Sozialprogramme der "Great Society" im Jahr 1964 und dann durch die Abschaffung des Goldstandards im Jahr 1971 verschärft.
Ehe die Fed den aktuellen Preisanstieg in Angriff nahm, so Wood, habe sich die Inflation bereits etwa 15 Monate lang zusammengebraut, nicht wie damals seit 15 Jahren. Jetzt gehe die Fed mit einem Vorschlaghammer gegen die Inflation vor, der 13-mal so stark sei wie der, den Volcker in den 80er Jahren schwang. Auf diese Weise könnte die Fed ihr Vermächtnis gefährden, resümierte Wood.
Zum Schluss führt die Ark-Chefin noch die in der letzten Woche erfolgten Dollarverkäufe Japans und Chinas ins Feld. "Sie wollen so ihre jeweiligen Landeswährungen vor einem parabolischen Dollaranstieg schützen, der der Weltwirtschaft erheblichen Schaden zufügt. Kurz gesagt: Diese Länder sind gerade dabei, die auf dem Dollar fußende Geldpolitik zu lockern, indem sie mehr Dollar in das System pumpen", erklärte Wood.
Japans und Chinas Dollarverkäufe könnten also das erste Indiz dafür sein, dass eine "geldpolitische Lockerung" in Reichweite ist. Laut Wood sei die parabolische Entwicklung des Dollars für den Rest der Welt verheerend und dürfte sich negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit, den Arbeitsmarkt und die Wirtschaftstätigkeit in den USA auswirken, weshalb die Fed zum Umschwenken gezwungen ist.