LONDON (dpa-AFX) - Die Briten müssen nach Ansicht des Chefvolkswirts der Bank of England ihre schlechtere Finanzlage akzeptieren. Nur so könne die hohe Inflation gesenkt werden, zitierten mehrere Medien am Mittwoch Aussagen des Ökonomen Huw Pill in einem Podcast der US-Hochschule Columbia.
"Wenn die Kosten für das, was man kauft, im Vergleich zu dem, was man verkauft, gestiegen sind, wird man schlechter dran sein", sagte Pill. "Irgendwie muss also jemand in Großbritannien akzeptieren, dass es ihm schlechter geht, und aufhören zu versuchen, seine tatsächliche Kaufkraft aufrechtzuerhalten, indem Preise erhöht werden - sei es durch höhere Löhne oder die Weitergabe der Energiekosten an die Kunden." Pill betonte, es gebe einen "Widerwillen zu akzeptieren, dass es uns allen schlechter geht und wir alle unseren Teil beisteuern müssen".
Die Inflation liegt in Großbritannien bei über zehn Prozent und für Lebensmittel noch deutlich darüber. In zahlreichen Branchen streikten zuletzt die Beschäftigten für inflationsgerechte Lohnerhöhungen. Bereits vor einem Jahr hatte Zentralbankchef Andrew Bailey gewarnt, Forderungen von Arbeitnehmern nach mehr Geld würden die Inflation lediglich weiter anheizen. Die Reallohnkürzungen seien zwar schmerzhaft, aber notwendig. Es wird erwartet, dass die Bank of England im Kampf gegen steigende Verbraucherpreise den Leitzins erneut um 0,25 Punkte auf dann 4,5 Prozent erhöhen wird.