FRANKFURT (dpa-AFX) - ZEW-Präsident Clemens Fuest hat angesichts der Debatte um mehr Flexibilität bei der Anwendung des Euro-Stabilitäts- und Wachstumspakts vor einer Abkehr von der Sparpolitik gewarnt. "Der Schuldenüberhang (in den Euro-Krisenländern) verhindert Wirtschaftswachstum", sagte Fuest am Mittwochabend im Frankfurter Wirtschaftspresseclub ICFW. Die Hypothek für die künftige Wirtschaftsentwicklung sei ein ungelöstes Problem, betonte der Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW).
Vor dem Gipfel der EU-Staats- und Regierungschefs in Brüssel fordern etwa Frankreich und Italien stärkere Wachstumsimpulse. Die Bundesregierung hatte allerdings betont, dass niemand die Regeln des Stabilitätspakts infrage stelle. Lediglich die flexible Anwendung des Stabilitätspakts sei ein Thema. EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso sagte, die Kommission wende die Regeln bereits flexibel an - so habe sie Defizitsündern bereits mehr Zeit zum Sparen eingeräumt.
Fuest wertete die Forderungen aus Rom und Paris hingegen als Versuch, den Stabilitätspakt aufzuweichen, um mehr Schulden aufnehmen zu können. Das sei der falsche Weg: "Vor drei bis vier Jahren haben viele gesagt, wir würden uns zu Tode sparen. Wenn das stimmen würde, gebe es jetzt keine Erholung im Euroraum. Aber es gibt sie."
Auch die DZ-Bank kritisierte am Donnerstag, dass die Alimentierung des volkswirtschaftlichen Wachstums mit Geld und niedrigen Zinsen einer massiven Reformverschleppung Vorschub leiste: "Hierdurch kommt es zu einer Umverteilung von Wachstum in der Gegenwart zulasten eines ansonsten höheren Wachstumspotenzials in der Zukunft."/hqs/DP/jsl