(wiederholt und Name des Autors eingefügt)
* Japans Vermögen im Ausland liegt bei 5 Billionen Euro
* Experten: Ein Teil des Geldes wird zurückgeholt
* Japan hat Euro-Krisenländer bislang gestützt
* Japan mischt bei Fusionen und Investitionen vorn mit
- von René Wagner -
Berlin, 17. Mär (Reuters) - Die Schockwellen nach dem Jahrhundertbeben in Japan werden noch lange an den weltweiten Finanzmärkten nachwirken. Drückt die Katastrophe bislang vor allem die Aktienkurse<.N225><.GDAXI> und schüttelt die Devisenmärkte durch, könnten die wirtschaftlichen Folgen bald auf andere Bereiche übergreifen - von Staatsanleihen über japanische Auslandsinvestitionen bis hin zum weltweiten Geschäft mit Firmenübernahmen. Der Grund: Japan hat einen Großteil seiner gigantischen Devisenreserven in den USA und in Europa angelegt. Zieht es einen Teil des Geldes wieder ab, um die dringend benötigten Milliarden für den Wiederaufbau zu besorgen, drohen Turbulenzen - auch für die Realwirtschaft.
"Die Risiken sind erheblich", warnt der Deutschland-Chefvolkswirt von UniCredit, Andreas Rees. Vermögenswerte von umgerechnet rund fünf Billionen Euro hält Japan im Ausland. Nach Angaben der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) sind es mehr als 500 Milliarden Euro in Europa - allein an Bargeld und Anleihen. Weil Japans Schuldenberg die jährliche Wirtschaftsleistung um mehr als das Doppelte übertrifft, rechnen Experten wie der Wirtschaftsweise Wolfgang Franz nicht damit, dass die auf über 140 Milliarden Euro geschätzten Kosten für den Wiederaufbau durch neue Schulden finanziert werden. Die Alternative: Japan könnte sich von einem Teil seines Auslandsvermögens trennen und sich international weniger engagieren.
ZWEITGRÖSSTER GLÄUBIGER DER USA
Den mit einer Schuldenkrise kämpfenden Euro-Ländern würde damit ein wichtiger Helfer abhanden kommen. Erst im Januar ist Japan der Währungsunion beigesprungen. Es zapfte aus den staatlichen Devisenreserven 1,03 Milliarden Euro ab und kaufte ein Fünftel der Staatsanleihen, die vom Euro-Rettungsschirm EFSF ausgegeben wurden. Der sammelt damit Geld für den 440 Milliarden Euro großen EU-Rettungsschirm ein, unter den das hoch verschuldete Irland geschlüpft ist und den womöglich noch andere Krisenländer wie Portugal brauchen.
Auch die US-Regierung finanziert einen Großteil ihrer
Schulden mit Hilfe Japans, das US-Bonds im Wert von 890
Milliarden Dollar hält. Nach China ist die drittgrößte
Volkswirtschaft der Welt damit wichtigster Gläubiger der
Vereinigten Staaten. Weil Anleger erwarten, dass sich Japan nun
von einem Teil seiner Dollar-Anlagen trennt und das Geld nach
Hause holt, stieg der Yen
VOR ALLEM PRIVATANLEGER DÜRFTEN GELD ABZIEHEN
Um den Kurs nicht noch stärker nach oben zu treiben und damit die Exporteure noch mehr zu belasten, dürfte die Regierung ihre Reserven im Ausland eher zögerlich liquidieren, erwartet die Commerzbank. "Dagegen könnten japanische Privathaushalte und Unternehmen, deren Vermögenswerte in Japan durch das Beben zerstört wurden, einen Teil ihrer Auslandsanlagen auflösen", sagt ihr Asienexperte Wolfgang Leim.
Dann dürften auch Währungen in schnell wachsenden
Schwellenländern unter Druck geraten. "Sollte Japan sein Geld
nach Hause holen, dürfte das für den australischen
Dollar
AUCH BEI ÜBERNAHMEN UND INVESTITIONEN WEIT VORN
Japans Einfluss auf die Weltwirtschaft ist nicht nur auf Aktien, Anleihen und Devisen begrenzt. Mittelfristig dürften das weltweite Geschäft von Fusionen und Übernahmen (M&A) beeinflusst werden. Nach Angaben der Organisation für wirtschaftlichen Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) gehörte Japan in den vergangenen fünf Jahren zu den zehn größten Spielern im internationalen Geschäft mit Firmenübernahmen. 28 Milliarden Dollar gaben japanische Unternehmen 2010 im Ausland dafür aus, 2009 waren es sogar 32 Milliarden.
Bei ausländischen Direktinvestitionen wie dem Bau neuer Fabriken mischt Japan ebenfalls ganz weit vorn mit. Nach einer Erhebung der UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD) summierte sich das Engagement japanischer Firmen 2009 auf knapp 75 Milliarden Dollar.
(Reporter: René Wagner, Natsuko Waki und Jeremy Gaunt, redigiert von Angelika Stricker)