Investing.com - Die türkische Zentralbank erhöhte am Donnerstag ihren Leitzins und stützte damit vorerst die türkische Lira, die sich in einer dramatischen Abwärtsspirale gegenüber dem US-Dollar und dem Euro befindet.
Die CBRT, also die Zentralbank der Türkei, erhöhte ihren einwöchigen Repo-Satz auf 10,25 Prozent von 8,25 Prozent zuvor. Dies stellt einen Kurswechsel der Zentralbank dar, die bisher trotz des starken Einbruchs der Lira gegenüber dem US-Dollar von einer Anhebung ihres Leitzinses abgesehen hatte.
Nach der Ankündigung wertete die Lira gegenüber dem Dollar um 2 Prozent auf, doch obwohl sie die Gewinne teilweise wieder abgegeben hat, lag der Kurs der türkischen Landeswährung kurz vor Handelsschluss am Donnerstag noch knapp 1 Prozent im Plus.
Trotz der heutigen Zinserhöhung zweifeln Analysten daran, ob es der türkischen Lira gelingen kann, jetzt eine nachhaltige Trendwende einzuleiten.
Zum einen haben sich die fundamentalen Treiber für die Abwertung der Lira in diesem Jahr nicht in Luft aufgelöst. Das Leistungsbilanzdefizit der Türkei hat sich stark ausgeweitet, nachdem die Pandemie dem wichtigsten Tourismussektor des Landes schweren Schaden zugefügt hat. Die Fremdwährungsverbindlichkeiten, die über einen jahrzehntelangen Kreditboom aufgebaut wurden, sind nach wie vor extrem hoch. Und die Bemühungen der CBRT, die Lira Anfang des Jahres zu stabilisieren, haben die Devisenreserven der Zentralbank erschöpft.
Capital Economics geht meinte, dass das hohe Inflationsniveau in der Türkei (11,8 Prozent im August) bedeute, dass der nominale Wechselkurs abwerten muss, um eine Aufwertung des realen Wechselkurses zu verhindern.
"Vielleicht am wichtigsten ist, dass die heutige Zinserhöhung kein Einmalereignis darstellen darf", sagte Franziska Palmas, Ökonomin bei Capital Economics. "Die bisherige Zurückhaltung der Zentralbank gegenüber Zinserhöhungen geht auf die ablehnende Haltung gegenüber höheren Zinsen von Präsident Erdogan zurück. Noch ist unklar, ob er die heutige Zinserhöhung befürwortet", fügte sie hinzu.
Der Analystin zufolge müsse die türkische Zentralbank in den kommenden Monaten die Zinsen weiter erhöhen, um die Anleger davon überzeugen, dass es ihr mit der Bekämpfung der hohen Inflation ernst ist.
"Angesichts der bisherigen Erfahrungswerte sind wir jedoch nicht davon überzeugt, dass dies der Fall sein wird. Vor diesem Hintergrund liegt unsere Prognose Ende 2021 für die Lira bei 9,25 Dollar gegenüber dem derzeitigen Stand von etwa 7,63 Dollar", so Palmas.