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HANNOVER: Bilfinger-Chef hält Währungskrieg für 'gefährliches Spiel'

Veröffentlicht am 09.04.2013, 16:10
Aktualisiert 09.04.2013, 16:12
HANNOVER (dpa-AFX) - Ein Währungskrieg der großen Industrienationen wäre aus Sicht von Bilfinger-Chef Roland Koch eine ernste Gefahr für die Wirtschaft. 'Natürlich machen wir uns darüber Sorgen', sagte Bilfinger-Chef Roland Koch am Dienstag der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX auf der Hannover Messe. Ein auf Inflation aufbauender Wettbewerb der Volkswirtschaften sei am Ende 'noch nie' zu Gunsten der wirtschaftlichen Leistungskraft oder des wirtschaftlichen Wachstums ausgegangen. Und genau dies stecke hinter einem Währungskrieg. Auf lange Sicht würden dadurch nur Vermögen und Wohlstand vernichtet. Als Unternehmen könne man sich auf ein solch 'gefährliches Spiel' nicht wirklich vorbereiten. 'Wir beobachten das.' Bilfinger habe aber kein signifikantes Japan-Geschäft.

Japan hatte nach einem Wechsel an der Spitze der Zentralbank erst in der vergangenen Woche den Kampf gegen die seit Jahren grassierende Deflation verstärkt und eine weitere massive Ausweitung der Geldversorgung etwa durch milliardenschwere Anleihekäufe angestoßen. Der Yen-Wechselkurs schwächte sich daraufhin weiter ab. Auch in den USA läuft die Notenpresse zur Ankurbelung der Wirtschaft und zur Belebung des Arbeitsmarktes bereits seit längerem auf Hochtouren.

Sollte nur ein einzelnes Land den Weg einer Abwertung zur Ankurbelung der Wirtschaft beschreiten, könnte dies aus Sicht von Koch für die Weltwirtschaft insgesamt zwar gerade noch verkraftbar sein. 'Aber wenn das zur Mode wird, dann wird das sehr viel Vermögen auf der Welt vernichten und damit auch sehr viel Wohlstand', mahnte der ehemalige hessische Ministerpräsident. 'Das ist ein sehr ernstes Thema'. Ein Währungskrieg sei 'ein gefährliches Spiel'. Die negativen Folgen seien zwar nicht in den nächsten 18 Monaten zu erwarten, erklärte der Manager. Die Gefahren begännen erst nach Jahren zu wirken. 'Das ist ein süßes Gift.'

Positiver gestimmt als noch vor einem Jahr zeigte sich Koch unterdessen für die europäische Gemeinschaftswährung. Der Euro werde in der heutigen Form überleben. 'Ich kenne keinen Politiker in Europa, der ernsthaft bereit wäre, die Risiken in Kauf zu nehmen, die ein Zerfall bedeuten würde', erklärte Koch. Diese Risiken seien 'unvertretbar'. Die gefundenen Mechanismen mit europäischem Rettungsfonds ESM, Europäischer Zentralbank (EZB) und der Zusammenarbeit der Regierungen machten das Problem aus seiner Sicht 'über eine lange Zeit von Jahren' lösbar. Jeder wisse letzten Endes, dass sich der europäische Kontinent von dem Schlag des Zerfalls des Euro nicht so schnell erholen könne, wie es die internationale Wettbewerbsfähigkeit erfordern würde.

Die akute Gefahr eines Auseinanderbrechens der Eurozone hält Koch trotz des jüngsten Aufflammens der Eurokrise im Zuge der Zypern-Rettung für überwunden. Die Euro-Schuldenkrise sei zwar noch nicht endgültig vorbei, mahnte Koch. 'Aber gerade die deutsche Regierung hat die Krise am Ende sehr, sehr vernünftig mit der notwendigen Härte behandelt.' Das Vertrauen in das Gesamtsystem sei nicht beschädigt worden. Die Entwicklung sei zwar nach wie vor nicht ohne Risiken. Doch diese seien heute geringer als in der akuten Phase der Bedrohung des Euro zwischen Oktober 2011 und Juli 2012.

Während die Folgen der Zypern-Krise für die wirtschaftliche Entwicklung in Europa überschaubar seien, komme der Lage in Frankreich eine entscheidende Bedeutung zu, sagte Koch. Bilfinger selbst habe in Frankreich zwar kaum Aktivitäten, aber für die europäische Wirtschaft sei es wichtig, dass die französische Wirtschaft nicht kaputt gehe. Diese habe eine große Bedeutung.

Für das laufende Jahr bleibt Koch für Bilfinger positiv gestimmt. 'Wir gehen verhalten optimistisch in das Jahr 2013', sagte er. Leistung und Ergebnis dürften sich im Vergleich zum Vorjahr erhöhen. 'Es sind aber weiterhin große Anstrengungen erforderlich, um unsere Ziele zu erreichen.' Deutschland fahre zwar besser als der Rest. 'Wir leben aber nicht auf einer Insel.' Der Wettbewerbsdruck in Europa bleibe hoch./jha/mne/fbr

--- Von Johannes Haller, dpa-AFX ---

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