FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutlich gestiegene Eurokurs hat den Dax (DAX) auch am Freitag gebremst. Gegen Mittag verlor der deutsche Leitindex 0,21 Prozent auf 12 421,09 Punkte. Damit knüpfte er an seine Vortagsentwicklung an, als er nach der Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) und Aussagen von EZB-Präsident Mario Draghi letztlich mit einem knappen Minus aus dem Handel gegangen war. Auf Wochensicht steuert der Dax auf einen deutlichen Verlust von über anderthalb Prozent zu.
Für den MDax (MDAX) der mittelgroßen deutschen Unternehmen ging es am Freitag um 0,27 Prozent auf 24 790,07 Punkte nach unten. Der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) verlor 0,10 Prozent auf 2289,52 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) sank um 0,26 Prozent auf 3490,34 Punkte.
'DRAGHI IGNORIERT EURO-AUFWERTUNG'
Am Donnerstag war der Euro deutlich über die Marke von 1,16 US-Dollar gestiegen - auf diesem Niveau behauptete er sich auch am Freitag. Eine starke Gemeinschaftswährung kann die Exportaussichten europäischer Unternehmen beeinträchtigen.
Draghis Äußerungen hatten zwar wenig Neues enthalten, es aber nicht vermocht, die Investoren mit Blick auf eine eventuell leichte geldpolitische Straffung in der Zukunft zu beruhigen. Die Devisenexperten der Commerzbank (DE:CBKG) erklärten indes, Draghi habe in der Pressekonferenz nach dem EZB-Zinsentscheid die jüngste Aufwertung des Euro ignoriert und damit dessen weiteren Anstieg möglich gemacht.
SARTORIUS LEIDET UNTER ZAHLEN
Nach der Flut von Geschäftszahlen am Vortag waren die kursbewegenden Unternehmensnachrichten vor dem Wochenende übersichtlich. Wichtige Konjunkturdaten gab es nicht.
Im TecDax büßten die Aktien von Sartorius (4:SATG_p)nach Halbjahreszahlen 5,08 Prozent auf 87,25 Euro ein. Der Labor- und Pharmazulieferer steigerte zwar dank der jüngsten Zukäufe Umsatz und Ergebnis deutlich, verfehlte aber einem Händler zufolge die Erwartungen. Insbesondere der Auftragseingang sei enttäuschend. Die dennoch bestätigten Jahresziele halfen dem Aktienkurs nicht. Nach dem Bruch der charttechnischen Unterstützung bei rund 90 Euro liege die nächste Unterstützungsmarke für die Aktie bei 86 Euro, erklärte ein Händler.
GEDÄMPFTE ÜBERNAHMEFANTASIE BELASTET HOCHTIEF
Bei Hochtief (4:HOTG) stand ein Kursrückgang von 6,12 Prozent zu Buche, was die Aktien des Baukonzerns zum größten MDax-Verlierer machte. Mit dem Interesse der spanischen Hochtief-Mutter ACS (11:ACS) am Autobahnbetreiber Abertis erhielt die Übernahmefantasie rund um den deutschen Baukonzern einen Dämpfer. Zusätzlich belastete ein verhaltener Analystenkommentar des Investmenthauses Kepler Cheuvreux.
Dagegen konnten sich die Aktionäre von Telefonica (MC:TEF) Deutschland (4:O2Dn) über ein Kursplus von 0,94 Prozent freuen. Der im TecDax gelistete Mobilfunkanbieter bekommt mit Markus Rolle einen neuen Finanzvorstand - er löst Anfang August Rachel Empey ab, die einem früheren Bericht des "Manager Magazin" zufolge zum Gesundheitskonzern Fresenius (DAX) wechselt. Zudem kündigte Telefonica Deutschland eine Erweiterung des Vorstands an und bestätigte seine Jahresziele.
VERKAUFSEMPFEHLUNGEN BELASTEN INFINEON UND ZALANDO
Ansonsten bewegten Analystenkommentare. Im Dax gehörte Infineon (4:IFXGn) mit minus 1,70 Prozent zu den Verlierern, nachdem die französische Investmentbank Exane BNP Paribas die Aktien des Halbleiterunternehmens abgestuft hatte und nun zum Verkauf rät.
Für Zalando-Titel (4:ZALG) ging es angesichts einer neuen Verkaufsempfehlung der Privatbank Berenberg um 2,02 Prozent bergab. Die Ziele des Online-Modehändlers für den längerfristigen Marktanteil im europäischen Bekleidungsmarkt seien nicht nur ambitioniert, sondern schienen auch schon eingepreist, schrieb Analystin Michelle Wilson. Zalando erwirtschafte zudem weniger Barmittel als zunächst gedacht.