PARIS/LONDON/MADRID (dpa-AFX) - Auch am ersten Handelstag im November hat sich die Rally an den europäischen Börsen fortgesetzt. Ein schwächerer Euro, gute Gewinne und Prognosen der Unternehmen sowie die noch immer lockere Geldpolitik der EZB trieben Beobachtern zufolge die Kurse weiter nach oben. So stieg der EuroStoxx-50 (Euro Stoxx 50) erstmals seit mehr als zwei Jahren vorübergehend wieder über die Marke von 3700 Punkten. Am Ende stand für den Index ein Plus von 0,64 Prozent auf 3697,40 Punkte zu Buche.
"Das Umfeld stimmt und es geht jetzt sehr schnell nach oben", schrieb der Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets in einem Kommentar. Wer von den Investoren auf fallende Börsenkurse setze, werde immer wieder eines Besseren belehrt. Allerdings erzeuge die Geschwindigkeit der jüngsten Kursrally "bei vielen ein etwas mulmiges Gefühl", so Stanzl. Der Analyst David Madden ergänzte: "Die gute Stimmung, die von der jüngsten EZB-Sitzung ausging, macht noch immer die Runde".
Auf dem Vormarsch war am Mittwoch auch der französische CAC-40 (CAC 40). Mit einem Plus von 0,20 Prozent auf 5514,29 Zähler stieg der Index sogar auf den höchsten Stand seit fast zehn Jahren. Der Londoner FTSE-100 gab gegen den allgemeinen Aufwärtstrend um 0,07 Prozent auf 7487,96 Punkte leicht nach. Er wurde gebremst von hohen Kursverlusten etlicher Einzelhändler nach schwachen Zahlen der Handelskette Next .
Spannend wird es für Investoren am Mittwochabend angesichts der im Zuge des Zinsentscheides der US-Notenbank Fed erwarteten geldpolitischen Aussagen. Dabei sind insbesondere Kommentare zur möglichen Anzahl von Zinserhöhungen im kommenden Jahr von Interesse. Das könnte den Kurs des US-Dollar zum Euro bewegen.
In der Stoxx-600-Branchenübersicht lag der Rohstoffsektor mit einem Plus von 2,7 Prozent vorn. Auffallend war der deutlich anziehende Nickelpreis. Auch die Ölpreise legten zu. Beobachter begründeten dies mit Konjunkturdaten aus China, dem größten Rohstoffimporteur der Welt. Die in London gelisteten Minenwerte verbuchten kräftige Kursgewinne. Anglo American (3:AAL), Glencore (3:GLEN) und BHP Billiton (3:BLT) schlossen jeweils mehr als 3 Prozent höher.
Dagegen fiel der Kurs der britischen Großbank Standard Chartered (3:STAN) um rund 6 Prozent. Das Geldhaus hatte im dritten Quartal zwar von seiner Ausrichtung auf Afrika und Asien profitiert und die Erträge gesteigert. Allerdings hatte Standard Chartered gleichzeitig unter höheren Kosten insbesondere für die strengere Regulierung gelitten. Analysten hatten letztlich mit einem besseren Abschneiden gerechnet.
Sehr schwach am "Footsie"-Ende mit einem Abschlag von mehr als 9 Prozent präsentierten sich die Titel des Bekleidungseinzelhändlers Next (3:NXT), der mit dem Umsatz im dritten Quartal die Erwartungen verfehlt hatte. Dies sorgte vor allem im britischen Einzelhandelssektor für Ungemach. Aber auch der europäische Sektor verlor als schwächster im Stoxx-600-Branchentableau mehr als 1 Prozent.
Der Insulinhersteller Novo Nordisk (15:NOVOb) stellte die Investoren auf ein weiteres Jahr mit verhaltenem Wachstum ein. Grund seien der anhaltende Preisdruck in den USA, aber auch negative Währungseffekte. Anleger reagierten zunächst empfindlich, die Aktie verlor zwischenzeitlich mehr als 3 Prozent. Bis zum Schluss kämpfte sie sich jedoch wieder leicht ins Plus.
Im Eurostoxx lagen VW-Aktien auf Rang eins mit einem Kursgewinn von fast 5 Prozent. Volkswagen (DE:VOWG) kam ein höheres Kursziel von Kepler Cheuvreux zugute. Das dritte Quartal sei besser als erwartet ausgefallen und zeige, dass die Marke VW auf gutem Weg sei, die Margen zu steigern, schrieb Analyst Michael Raab in einer aktuellen Studie.