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Veröffentlicht am 12.03.2012, 18:21
Aktualisiert 12.03.2012, 18:24
APA ots news: WirtschaftsBlatt-Leitartikel: In diesem Prozess ist Hopfen und Malz verloren - von Andre Exner

Staatsanwalt Löw hat recht - Wien ist eine Mauschelbörse

Wien (APA-ots) - Der erste Freispruch im Bier-Insiderprozess am Wiener

Straflandesgericht kostet die Steuerzahler 1250 Euro - die

Verfahrenskosten muss der Staat tragen. Noch höher, nämlich

unbezahlbar sind die Kosten, die die Farcen, genannt Insiderprozesse,

in Österreich dem Image des Börseplatzes Wien zuführen. Staatsanwalt

Bernhard Löw hatte in seinem gestrigen Eröffnungsplädoyer leider

recht: Wien ist eine Mauschelbörse, Insiderdeals gelten als

Kavaliersdelikte, das Ansehen nach außen ist nachhaltig ruiniert.

Bis auf einen kleinen Drucker (beim Wasseraufbereiter BWT), der die

Informationen aus einem unfertigen Börseprospekt gewinnbringend in

eine todsichere Investmententscheidung ummünzen konnte, wurde in

Österreich noch niemand wegen Insiderhandels rechtskräftig

verurteilt. Zur Erinnerung: Im Voest-Insiderprozess kaufte sich

Vorstand Franz Struzl mit einer Diversion frei und ist heute hoch

angesehener CEO der ebenfalls in Wien notierten RHI - mit

Kernaktionär Martin Schlaff, im Zusammenhang mit spannenden

Aktiendeals auch kein Unbekannter, kommt er offenbar bestens aus.

Zuletzt wurde Wolfgang Ruttenstorfer mit fliegenden Fahnen

freigesprochen. OMV-CEO ist er nicht mehr, sein Abgang hatte mit dem

Fleck auf seiner zuvor blütenweißen Weste aber nichts zu tun. Und

heute sitzt Ruttenstorfer in vier Aufsichtsräten, unter anderem bei

den gelinde gesagt nicht ganz skandalfreien Börse-

Wien-Schwergewichten Flughafen Wien und Telekom Austria (Stichworte:

Skylink beziehungsweise Aktienkursmanipulation).

Der neueste Insiderprozess, die Neuauflage des 2007 großteils mit

Freisprüchen zu Ende gegangenen Verfahrens gegen die Linzer

Bierbarone, wird zum Marathon - und droht nach dem Debakel für die

Staatsanwaltschaft mit dem ersten Freispruch zwei Stunden nach

Verhandlungsbeginn zum Running Gag zu verkommen. Bis Mitte April

sollen 17 Zeugen gehört werden. Ein einziger würde reichen: Der

damalige CEO des Käufers Heineken, der unter Eid berichten sollte, ob

den Österreichern die Entscheidung, die BBAG/Brau Union schlucken zu

wollen, vor oder nach ihren beanstandeten Aktienkäufen mitgeteilt

wurde. Aber das wird's wohl nicht spielen.

Wie es auch immer ausgeht: Die Bierproduzenten werden ihr Ansehen nur

schwer wiederherstellen können. Denn der Insiderprozess ist nicht die

einzige Front: Auch bei den angeblichen Preisabsprachen bei Merkur,

Billa und Adeg - die Bundeswettbewerbsbehörde ermittelt - sollen

unter anderem Bierhersteller betroffen sein.

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OTS0205 2012-03-12/18:15

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