APA ots news: WirtschaftsBlatt-Leitartikel: In diesem Prozess ist Hopfen und Malz verloren - von Andre Exner
Staatsanwalt Löw hat recht - Wien ist eine Mauschelbörse
Wien (APA-ots) - Der erste Freispruch im Bier-Insiderprozess am Wiener
Straflandesgericht kostet die Steuerzahler 1250 Euro - die
Verfahrenskosten muss der Staat tragen. Noch höher, nämlich
unbezahlbar sind die Kosten, die die Farcen, genannt Insiderprozesse,
in Österreich dem Image des Börseplatzes Wien zuführen. Staatsanwalt
Bernhard Löw hatte in seinem gestrigen Eröffnungsplädoyer leider
recht: Wien ist eine Mauschelbörse, Insiderdeals gelten als
Kavaliersdelikte, das Ansehen nach außen ist nachhaltig ruiniert.
Bis auf einen kleinen Drucker (beim Wasseraufbereiter BWT), der die
Informationen aus einem unfertigen Börseprospekt gewinnbringend in
eine todsichere Investmententscheidung ummünzen konnte, wurde in
Österreich noch niemand wegen Insiderhandels rechtskräftig
verurteilt. Zur Erinnerung: Im Voest-Insiderprozess kaufte sich
Vorstand Franz Struzl mit einer Diversion frei und ist heute hoch
angesehener CEO der ebenfalls in Wien notierten RHI - mit
Kernaktionär Martin Schlaff, im Zusammenhang mit spannenden
Aktiendeals auch kein Unbekannter, kommt er offenbar bestens aus.
Zuletzt wurde Wolfgang Ruttenstorfer mit fliegenden Fahnen
freigesprochen. OMV-CEO ist er nicht mehr, sein Abgang hatte mit dem
Fleck auf seiner zuvor blütenweißen Weste aber nichts zu tun. Und
heute sitzt Ruttenstorfer in vier Aufsichtsräten, unter anderem bei
den gelinde gesagt nicht ganz skandalfreien Börse-
Wien-Schwergewichten Flughafen Wien und Telekom Austria (Stichworte:
Skylink beziehungsweise Aktienkursmanipulation).
Der neueste Insiderprozess, die Neuauflage des 2007 großteils mit
Freisprüchen zu Ende gegangenen Verfahrens gegen die Linzer
Bierbarone, wird zum Marathon - und droht nach dem Debakel für die
Staatsanwaltschaft mit dem ersten Freispruch zwei Stunden nach
Verhandlungsbeginn zum Running Gag zu verkommen. Bis Mitte April
sollen 17 Zeugen gehört werden. Ein einziger würde reichen: Der
damalige CEO des Käufers Heineken, der unter Eid berichten sollte, ob
den Österreichern die Entscheidung, die BBAG/Brau Union schlucken zu
wollen, vor oder nach ihren beanstandeten Aktienkäufen mitgeteilt
wurde. Aber das wird's wohl nicht spielen.
Wie es auch immer ausgeht: Die Bierproduzenten werden ihr Ansehen nur
schwer wiederherstellen können. Denn der Insiderprozess ist nicht die
einzige Front: Auch bei den angeblichen Preisabsprachen bei Merkur,
Billa und Adeg - die Bundeswettbewerbsbehörde ermittelt - sollen
unter anderem Bierhersteller betroffen sein.
Rückfragehinweis:
Wirtschaftsblatt Verlag AG
Tel.: Tel.: 01/60117 / 300
mailto:redaktion@wirtschaftsblatt.at
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/236/aom
*** OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER
INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT ***
OTS0205 2012-03-12/18:15
Staatsanwalt Löw hat recht - Wien ist eine Mauschelbörse
Wien (APA-ots) - Der erste Freispruch im Bier-Insiderprozess am Wiener
Straflandesgericht kostet die Steuerzahler 1250 Euro - die
Verfahrenskosten muss der Staat tragen. Noch höher, nämlich
unbezahlbar sind die Kosten, die die Farcen, genannt Insiderprozesse,
in Österreich dem Image des Börseplatzes Wien zuführen. Staatsanwalt
Bernhard Löw hatte in seinem gestrigen Eröffnungsplädoyer leider
recht: Wien ist eine Mauschelbörse, Insiderdeals gelten als
Kavaliersdelikte, das Ansehen nach außen ist nachhaltig ruiniert.
Bis auf einen kleinen Drucker (beim Wasseraufbereiter BWT), der die
Informationen aus einem unfertigen Börseprospekt gewinnbringend in
eine todsichere Investmententscheidung ummünzen konnte, wurde in
Österreich noch niemand wegen Insiderhandels rechtskräftig
verurteilt. Zur Erinnerung: Im Voest-Insiderprozess kaufte sich
Vorstand Franz Struzl mit einer Diversion frei und ist heute hoch
angesehener CEO der ebenfalls in Wien notierten RHI - mit
Kernaktionär Martin Schlaff, im Zusammenhang mit spannenden
Aktiendeals auch kein Unbekannter, kommt er offenbar bestens aus.
Zuletzt wurde Wolfgang Ruttenstorfer mit fliegenden Fahnen
freigesprochen. OMV-CEO ist er nicht mehr, sein Abgang hatte mit dem
Fleck auf seiner zuvor blütenweißen Weste aber nichts zu tun. Und
heute sitzt Ruttenstorfer in vier Aufsichtsräten, unter anderem bei
den gelinde gesagt nicht ganz skandalfreien Börse-
Wien-Schwergewichten Flughafen Wien und Telekom Austria (Stichworte:
Skylink beziehungsweise Aktienkursmanipulation).
Der neueste Insiderprozess, die Neuauflage des 2007 großteils mit
Freisprüchen zu Ende gegangenen Verfahrens gegen die Linzer
Bierbarone, wird zum Marathon - und droht nach dem Debakel für die
Staatsanwaltschaft mit dem ersten Freispruch zwei Stunden nach
Verhandlungsbeginn zum Running Gag zu verkommen. Bis Mitte April
sollen 17 Zeugen gehört werden. Ein einziger würde reichen: Der
damalige CEO des Käufers Heineken, der unter Eid berichten sollte, ob
den Österreichern die Entscheidung, die BBAG/Brau Union schlucken zu
wollen, vor oder nach ihren beanstandeten Aktienkäufen mitgeteilt
wurde. Aber das wird's wohl nicht spielen.
Wie es auch immer ausgeht: Die Bierproduzenten werden ihr Ansehen nur
schwer wiederherstellen können. Denn der Insiderprozess ist nicht die
einzige Front: Auch bei den angeblichen Preisabsprachen bei Merkur,
Billa und Adeg - die Bundeswettbewerbsbehörde ermittelt - sollen
unter anderem Bierhersteller betroffen sein.
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Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/236/aom
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