FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 11. April 2012. Das Chartbild hat sich mit dem jüngsten Einbruch an den Aktienmärkten deutlich eingetrübt. Viele Analysten warnen vor noch deutlicheren Verlusten, andere bleiben zuversichtlich - zumindest mittelfristig.
Mit dem in der vergangenen Woche eingesetzten Kursrutsch hat die seit Mitte Dezember anhaltende Rallye einen ordentlichen Dämpfer bekommen. Innerhalb von nur anderthalb Wochen verlor der DAX über 400 Punkte, rund ein Drittel des Jahresgewinns wurde damit zunichte gemacht. Beim S&P 500 ist es ähnlich. Während die ersten Kursrückgänge von vielen Charttechnikern noch als gesunde Korrekturbewegung innerhalb eines intakten Aufwärtstrends interpretiert wurden, steigt nun die Sorge um heftigere Einbrüche.
Etwa befürchten die Charttechniker der HSBC beim S&P 500 ein Wiedersehen mit Notierungen im Bereich von 1.300 Punkten, Anfang April war noch ein Mehrjahreshoch von 1.422 Punkten erreicht worden. Technische Indikatoren wiesen darauf hin, dass dies nicht nur Zukunftsmusik sei: 'Sowohl MACD als auch Stochastik warten mit Verkaufssignalen auf, zudem haben die Indikatoren negative Divergenzen ausgeprägt.' Den Analysten der UBS zufolge lassen die Divergenzen der technischen Indikatoren neben einem kurzfristigen Rücksetzer eine länger anhaltende, übergeordnete Korrektur vermuten.
Chance-Risiko-Verhältnis schlecht
Christian Schmidt von der Helaba weist auf die unterschiedlichen Ergebnisse von kurz- und mittelfristiger gegenüber langfristiger Betrachtung hin: 'Der langfristige, übergeordnete Aufwärtstrend ist weiterhin intakt, so dass es sich bei der derzeitigen Abwärtsbewegung um eine Korrektur handelt, deren erste Kurszielmarken im Bereich von 6.509 beziehungsweise 6.480 Punkten zu finden sind.'
Anders stelle sich hingegen die kurz- bis mittelfristige Sicht dar: 'Hier wurden am 4. und 5. April eindeutige Verkaufssignale generiert, wodurch wichtige Haltemarken und die seit dem 25. November bis 28. Dezember gültige Aufwärtslinie unterschritten wurde', erläutert Schmidt. Das sei angesichts einer schwachen Umsatzentwicklung in der Phase steigender Kurse und einer Vielzahl negativer Divergenzen bei Oszillatoren auch nicht überraschend gewesen.
Zuletzt wurde Schmidt zufolge der kurzfristige Abwärtstrend untermauert, vor allem mit dem Fall unter den 55-Tage-Durchschnitt. 'Damit ist das kurz- und mittelfristige Chance-Risiko-Profil negativ zu beurteilen.' Gestern sei bereits eine erste wichtige Unterstützungsmarke in Form eines 'major swing levels' bei 6.652 Zählern unterschritten worden. 'Nun gilt es, die Supports bei 6.561, 6.509, 6.482 und 6.431 Punkten im Auge zu behalten.' Prinzipiell seien derzeit sämtliche Indikatoren negativ zu beurteilen.
Neuer Anlauf wahrscheinlich
Wie Christian Henke von der WestLB erläutert, konnte der DAX nach dem Sprung über die Widerstände bei 6.500 und 6.800 Punkten die horizontalen Trendgeraden bei 6.992/7.071 Zählern zwar kurzzeitig überwinden, ein nachhaltiger Bruch nach oben sei aber ausgeblieben. 'Zudem scheiterte der DAX an der Widerstandsbarriere bei 7.213/7.231 Punkten.'
Trotz der aktuellen Korrektur ist der Charttechniker für die kommenden Monate aber positiv gestimmt. 'Dies liegt unter anderem an dem nachhaltig steigenden gewichteten 200-Tage-Durchschnitt.' Mittlerweile notiere die Mehrheit der DAX-Mitglieder über dieser Glättungslinie, das spreche für mittelfristig steigende Notierungen. Über kurz oder lang werde der Widerstand bei 6.992/7.071 Zählern überwunden werden. Anschließend rechnet Henke mit einem Bruch der Trendgeraden bei 7.213/7.231 Zählern. 'Das nächste Ziel wäre dann die seit Juli 2007 intakte Abwärtstrendlinie bei 7.760 Punkten.'
Anleger glauben an Erholung
Unterdessen sind viele Anleger wieder zu den Bullen übergelaufen, wie die aktuelle Umfrage der Börse Frankfurt bei 300 aktiven Investoren zeigt: Der Bull/Bear-Index für deutsche Bluechips, der in der vergangenen Woche noch bei 48,9 Punkten und damit unterhalb der Optimisten von Pessimisten trennenden 50-Punkte-Linie lag, machte einen Satz nach oben auf 62,2 Punkte. 11 Prozent der Anleger wechselten ins Lager der Optimisten. Insgesamt sind nun 48 Prozent der Befragten in Sachen Bluechips wieder positiv gestimmt, nur noch 26 Prozent negativ. Bezüglich der Technologiewerte hat sich die Stimmung ebenfalls deutlich aufgehellt, hier steigt der Bull/Bear-Index von 49,3 auf 57,9 Punkte.
Der Bull/Bear-Index misst das Maß an Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkte zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Was es bedeutet, können Sie ab 17 Uhr bei boerse-frankfurt.de/sentiment lesen.
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© 11. April 2012 / Anna-Maria Borse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Mit dem in der vergangenen Woche eingesetzten Kursrutsch hat die seit Mitte Dezember anhaltende Rallye einen ordentlichen Dämpfer bekommen. Innerhalb von nur anderthalb Wochen verlor der DAX über 400 Punkte, rund ein Drittel des Jahresgewinns wurde damit zunichte gemacht. Beim S&P 500 ist es ähnlich. Während die ersten Kursrückgänge von vielen Charttechnikern noch als gesunde Korrekturbewegung innerhalb eines intakten Aufwärtstrends interpretiert wurden, steigt nun die Sorge um heftigere Einbrüche.
Etwa befürchten die Charttechniker der HSBC beim S&P 500 ein Wiedersehen mit Notierungen im Bereich von 1.300 Punkten, Anfang April war noch ein Mehrjahreshoch von 1.422 Punkten erreicht worden. Technische Indikatoren wiesen darauf hin, dass dies nicht nur Zukunftsmusik sei: 'Sowohl MACD als auch Stochastik warten mit Verkaufssignalen auf, zudem haben die Indikatoren negative Divergenzen ausgeprägt.' Den Analysten der UBS zufolge lassen die Divergenzen der technischen Indikatoren neben einem kurzfristigen Rücksetzer eine länger anhaltende, übergeordnete Korrektur vermuten.
Chance-Risiko-Verhältnis schlecht
Christian Schmidt von der Helaba weist auf die unterschiedlichen Ergebnisse von kurz- und mittelfristiger gegenüber langfristiger Betrachtung hin: 'Der langfristige, übergeordnete Aufwärtstrend ist weiterhin intakt, so dass es sich bei der derzeitigen Abwärtsbewegung um eine Korrektur handelt, deren erste Kurszielmarken im Bereich von 6.509 beziehungsweise 6.480 Punkten zu finden sind.'
Anders stelle sich hingegen die kurz- bis mittelfristige Sicht dar: 'Hier wurden am 4. und 5. April eindeutige Verkaufssignale generiert, wodurch wichtige Haltemarken und die seit dem 25. November bis 28. Dezember gültige Aufwärtslinie unterschritten wurde', erläutert Schmidt. Das sei angesichts einer schwachen Umsatzentwicklung in der Phase steigender Kurse und einer Vielzahl negativer Divergenzen bei Oszillatoren auch nicht überraschend gewesen.
Zuletzt wurde Schmidt zufolge der kurzfristige Abwärtstrend untermauert, vor allem mit dem Fall unter den 55-Tage-Durchschnitt. 'Damit ist das kurz- und mittelfristige Chance-Risiko-Profil negativ zu beurteilen.' Gestern sei bereits eine erste wichtige Unterstützungsmarke in Form eines 'major swing levels' bei 6.652 Zählern unterschritten worden. 'Nun gilt es, die Supports bei 6.561, 6.509, 6.482 und 6.431 Punkten im Auge zu behalten.' Prinzipiell seien derzeit sämtliche Indikatoren negativ zu beurteilen.
Neuer Anlauf wahrscheinlich
Wie Christian Henke von der WestLB erläutert, konnte der DAX nach dem Sprung über die Widerstände bei 6.500 und 6.800 Punkten die horizontalen Trendgeraden bei 6.992/7.071 Zählern zwar kurzzeitig überwinden, ein nachhaltiger Bruch nach oben sei aber ausgeblieben. 'Zudem scheiterte der DAX an der Widerstandsbarriere bei 7.213/7.231 Punkten.'
Trotz der aktuellen Korrektur ist der Charttechniker für die kommenden Monate aber positiv gestimmt. 'Dies liegt unter anderem an dem nachhaltig steigenden gewichteten 200-Tage-Durchschnitt.' Mittlerweile notiere die Mehrheit der DAX-Mitglieder über dieser Glättungslinie, das spreche für mittelfristig steigende Notierungen. Über kurz oder lang werde der Widerstand bei 6.992/7.071 Zählern überwunden werden. Anschließend rechnet Henke mit einem Bruch der Trendgeraden bei 7.213/7.231 Zählern. 'Das nächste Ziel wäre dann die seit Juli 2007 intakte Abwärtstrendlinie bei 7.760 Punkten.'
Anleger glauben an Erholung
Unterdessen sind viele Anleger wieder zu den Bullen übergelaufen, wie die aktuelle Umfrage der Börse Frankfurt bei 300 aktiven Investoren zeigt: Der Bull/Bear-Index für deutsche Bluechips, der in der vergangenen Woche noch bei 48,9 Punkten und damit unterhalb der Optimisten von Pessimisten trennenden 50-Punkte-Linie lag, machte einen Satz nach oben auf 62,2 Punkte. 11 Prozent der Anleger wechselten ins Lager der Optimisten. Insgesamt sind nun 48 Prozent der Befragten in Sachen Bluechips wieder positiv gestimmt, nur noch 26 Prozent negativ. Bezüglich der Technologiewerte hat sich die Stimmung ebenfalls deutlich aufgehellt, hier steigt der Bull/Bear-Index von 49,3 auf 57,9 Punkte.
Der Bull/Bear-Index misst das Maß an Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkte zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Was es bedeutet, können Sie ab 17 Uhr bei boerse-frankfurt.de/sentiment lesen.
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© 11. April 2012 / Anna-Maria Borse
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