Investing.com -- Der Euro erreichte gegenüber dem Dollar den höchsten Stand seit neun Monaten. Neue US-Wirtschaftsdaten luden zu Spekulationen über einen Kurswechsel der Federal Reserve ein, während die Europäische Zentralbank weiterhin auf die Notwendigkeit signifikanter Zinserhöhungen pochte.
Bis 16.30 Uhr legte die Gemeinschaftswährung um 0,7 % auf 1,0862 Dollar zu, nachdem sie zuvor bereits bis auf 1,0887 Dollar gestiegen war.
Den neusten Rallye-Impuls bescherte dem Devisenpaar die unerwartet milde Entwicklung der Erzeugerpreisinflation und die schwachen Einzelhandelsumsätze in den USA. Die Analysten werteten dies als Beweis dafür, dass sich die US-Wirtschaft nun rasch abkühlt. In Reaktion auf diese Datenpunkte gingen die Renditen für US-Staatsanleihen deutlich zurück, was die relative Attraktivität des Dollars gegenüber dem Euro verringerte.
Die Verzinsung der zweijährigen Staatsanleihen, die in enger Korrelation zu den Zinserwartungen der Fed stehen, fielen um 9 Basispunkte auf 4,11 % und damit auf den niedrigsten Stand seit Anfang Oktober. Die Zehnjahresrendite, die die längerfristigen Inflationserwartungen widerspiegelt, fiel sogar noch stärker, nämlich um 14 Basispunkte auf 3,40 %.
Während die Renditen langlaufender Staatsanleihen der Eurozone parallel zu denen der Treasuries fielen, bewegten sich die Kurzfristzinsen kaum, nachdem der Präsident der französischen Zentralbank, Francois Villeroy de Galhau, und sein finnischer Amtskollege Olli Rehn betont hatten, dass die EZB ihre Leitzinsen noch anheben müsse, um die Inflation zu senken.
Gegenüber Bloomberg sagte Villeroy, er rechne zwar damit, dass die Inflation in der ersten Hälfte dieses Jahres ihren Höhepunkt erreichen werde, aber die von EZB-Chefin Christine Lagarde formulierte Prognose einer Zinserhöhung um 50 Basispunkte im Februar sei "weiterhin gültig". Er wies auch einen Bericht vom Dienstag zurück, in dem ungenannte Währungshüter zitiert wurden, die auf ein langsameres Tempo der Zinserhöhungen nach Februar pochten.
"Wir müssen den Kurs beibehalten", sagte Villeroy und verwies auf die jüngsten Daten, nach denen sich die Wirtschaft der Eurozone um die Jahreswende besser entwickelt hat, als noch vor einigen Monaten zu erwarten war. Dies ist vor allem dem milden Wetter zu verdanken, das die Energienachfrage reduzierte und die Preise für Gas und Strom, die die europäische Industrie zu lähmen drohten, auf ein erträglicheres Niveau senkte.
"Die Wirtschaftstätigkeit ist widerstandsfähiger als erwartet. Wir dürften in diesem Jahr eine Rezession vermeiden", sagte Villeroy.
Unabhängig davon erklärte der Gouverneur der finnischen Zentralbank, Rehn, gegenüber der Zeitung Helsingin Sanomat, dass "signifikante Zinserhöhungen in den nächsten geldpolitischen Sitzungen gerechtfertigt sind, um die Inflationserwartungen unter Kontrolle zu halten".
Nachdem die EZB acht Jahre lang ihren Schlüsselsatz unter Null gehalten hatte, um eine Deflation zu verhindern, hob sie im vergangenen Jahr ihre Zinsen um 250 Basispunkte an. Ihr Einlagensatz, der nach wie vor als Untergrenze für die Marktzinsen in der Eurozone gilt, liegt nun bei 2,0 %.
Die nächste Sitzung des EZB-Rats findet am 2. Februar statt.
von Geoffrey Smith