Investing.com - Vor den offiziellen US-Arbeitsmarktzahlen, die heute um 14.30 Uhr veröffentlicht werden, halten sich die Anleger in der Regel zurück. So gesehen auch im EUR/USD, der sich im Vorfeld des US-Zahlenwerks in engen Bahnen knapp oberhalb der psychologisch wichtigen Marke von 1,1500 Dollar bewegt
Nach dem Ausverkauf der vergangenen sechs Tage konnte sich die Gemeinschaftswährung zum US-Dollar wieder etwas erholen. Vom tiefsten Stand seit Mitte August bei 1,1463 Dollar ging es aufwärts auf 1,1542 Dollar. Im Tagesverlauf ging der Euro dann wieder auf 1,1517 Dollar zurück.
Belastungsfaktoren waren zuletzt Italien, die ein höheres Defizit für die kommenden Jahren anstreben als man bisher erwartet hatte, aber auch die steigenden US-Renditen (10-jährige), die mit 3,232 Prozent so hoch rentierten wie seit Juli 2011 nicht mehr. Gestern kamen die Zinspapiere aber wieder etwas zurück und schlossen den Tag unterhalb von 3,20 Prozent. Interessant ist auch die Tatsache, dass vor allem die länger laufenden US-Staatsanleihen deutlich stärker anziehen als die Kurzläufer, was das Risiko einer flacheren US-Zinskurve etwas negiert. Denn auch die 30-jährigen US-Anleiherenditen sind deutlich gestiegen.
Der Grund für den raketenhaften Renditeanstieg: Der Markt preist ein schnelleres Tempo bei der geldpolitischen Straffung durch die Notenbank Fed ein. Denn Fed-Chef Jerome Powell sagte auf einem Event in Boston, dass man den neutralen Zins noch längst nicht erreicht habe und selbst wenn man ihn erreichen würde, bedeute dies nicht, dass dann Schluss sei.
Zudem äußerte sich Powell überraschend optimistisch über die US-Wirtschaft, was sich auch gestern wieder in den US-Konjunkturdaten niederschlug. So waren die wöchentlichen Zahlen vom Arbeitsmarkt rückläufig, während die Auftragseingänge in der US-Industrie unterstrichen, dass die US-Wirtschaft auf Hochtouren läuft.
Die steigenden US-Renditen gaben auch dem US-Dollar ordentlich Aufwind, der gestern kurzzeitig über der Marke von 96 Punkten notierte, das Niveau dann aber nicht halten konnte und darunter schloss.
Ob die US-Anleiherenditen und der US-Dollar schon heute ihre kleine Korrektur abschließen, kommt vor allem auf den US-Arbeitsmarktbericht an. Hier gilt es insbesondere die durchschnittlichen Stundenlöhne im Blick zu behalten. Sollten diese deutlich stärker steigen als erwartet, so dürfte der EUR/USD seine Talfahrt fortsetzen, da dann auch die US-Anleiherenditen ihren Höhenflug fortführen dürften und damit auch den US-Dollar unter die Arme greifen.
Sollte die US-Rendite weiter so stark steigen, dann würde das langsam erhebliche Bremsspuren in der US-Wirtschaft hinterlassen und letztlich auch die Aktienmärkte weiter belasten - wie gestern schon bei Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq 100 gesehen.
Die Schätzungen für das Stellenwachstum per September sind zwischen 180.000 bis 220.000 angesiedelt. Dank der guten ADP-Beschäftigungszahlen haben einige Bankhäuser ihre Prognosen nach oben hin angepasst.
Zu achten gilt es aber wie gesagt vor allem auf die durchschnittlichen Stundenlöhne. Steigende Löhne bedeuten, die Chance auf eine höhere Inflation, was die Fed zu einer deutlich aggressiveren Gangart bei Zinserhöhungen bewegen könnte. Dies führt zu steigenden US-Renditen und in der Regel zu einem stärkeren US-Dollar.
Geschrieben von Robert Zach
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