Frankfurt, 20. Nov (Reuters) - Die Finanzkrise treibt die
Anleger immer mehr in Staatsanleihen. Der für die europäischen
Rentenmärkten entscheidende Bund-Future stieg am
Donnerstag um bis zu 128 Ticks auf 120,98 Punkte und notierte
damit so hoch wie seit Februar 2006 nicht mehr. "Nach der
Zinssenkung in der Schweiz wird an den Rentenmärkten für die
Euro-Zone ebenfalls eine größere Zinssenkung erwartet", sagte
ein Händler. Derzeit stehen die Zinsen bei 3,25 Prozent. "Wir
schließen eine Zinssenkung von 100 Basispunkten nicht mehr aus",
erklärte Helaba-Analyst Ralf Umlauf. Die Schweizerische
Nationalbank (SNB) senkte am Donnerstag die Zinsen um einen
vollen Punkt auf 1,0 Prozent.
Schwache wöchentliche Daten vom US-Arbeitsmarkt
beschleunigten die Kursbewegung noch, da auch in den USA die
Zinsen trotz des ohnehin schon niedrigen Niveaus wohl weiter
sinken werden. In den USA hatten sich in der vergangenen Woche
so viele Menschen arbeitslos gemeldet wie seit 16 Jahren nicht
mehr. Damit sei eine weitere Zinssenkung der US-Notenbank am 16.
Dezember nahezu garantiert, sagten Analysten. An den Geldmärkten
wird die Wahrscheinlichkeit einer US-Zinssenkung auf 0,25
Prozent von derzeit 1,0 Prozent mit 40 Prozent
gesehen. Börsianer erklärten die hohe Nachfrage nach
den als sicher geltenden Festverzinslichen auch mit der Talfahrt
an den Aktienmärkten.
RENDITEN AUF TALFAHRT
Auf beiden Seiten des Atlantiks gingen somit die Renditen
zurück. Die zehnjährige Bundesanleihe, die dem
Terminkontrakt zugrunde liegt, rentierte zeitweise nur noch
3,387 (Vortag 3,63) Prozent und damit so wenig wie seit Januar
2006 nicht mehr. Die Rendite der zweijährigen
Bundesanleihen fiel zeitweise auf 2,0 (2,187) Prozent
und notierte damit auf dem Niveau vom Sommer 2003. Die Rendite
des US-Pardons fiel sogar auf ein Allzeittief von 1,0
Prozent. Die von der Bundesbank täglich errechnete Umlaufrendite
börsennotierter öffentlicher Anleihen rutschte auf 3,26 (3,35)
Prozent. Der Rex-Rentenindex<.GREX> blieb praktisch unverändert.
Die gedrückte Stimmung an den Finanzmärkten hielt auch den
Euro weiter in Schach. Mit rund 1,25 Dollar notierte die
Gemeinschaftswährung auf dem Niveau vom Vorabend in New York. Am
Vortag war der Euro zeitweise sogar über 1,28 Dollar geklettert,
ehe die schwache Wall Street die Anleger wieder aus dem Euro
trieb. Die EZB legte den Referenzwert mit 1,2542 (Vortag 1,2634)
Dollar fest. Im Referenzkursverfahren der Banken fiel
der Euro auf 1,2526 (1,2625) Dollar.
(Reporter: Andrea Lentz; redigiert von Olaf Brenner)