FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax (DAX) hat am Mittwoch nicht an seine Stabilisierung vom Vortag anknüpfen können. Im Sog der nachlassenden Erholungsdynamik an der Wall Street tauchte der deutsche Leitindex wieder unter die viel beachtete Marke von 10 000 Punkten ab. Zum Schluss stand er 1,29 Prozent im Minus bei 9997,43 Punkten. Die gestrige Erholung von der vorangegangenen, heftigen Verlustserie blieb damit erst einmal ein Strohfeuer.
Den anderen Indizes erging es nicht besser: Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Werte verlor 0,84 Prozent auf 19 137,61 Punkte und der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) büßte 1,21 Prozent auf 1642,78 Punkte ein.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) ging 1,47 Prozent tiefer bei 3170,73 Punkten aus dem Handel. Die nationalen Indizes in Paris und London gaben ebenfalls deutlich nach. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial (US 30) stand nach einer sehr starken Eröffnung in New York zum europäischen Handelsschluss noch etwas über anderthalb Prozent im Plus.
'STREIT ZWISCHEN BULLEN UND BÄREN'
"Zur Wochenmitte streiten sich Bullen und Bären bei hoher Volatilität um die vor allem psychologisch relevante Marke von 10 000 Punkten", kommentierte Marktexperte Gregor Kuhn vom Broker IG das Marktgeschehen. Zunächst hätten die Vorzeichen für den Dax mit überraschend guten US-Konjunkturdaten und der gestrigen Zinssenkung in China gar nicht schlecht ausgesehen. Letztere hatte am Mittwoch allerdings auch schon Chinas Börsen nicht geholfen. Die Sorgen um die chinesische Wirtschaft sind die Wurzel der aktuell schlechten Grundstimmung an den Aktienmärkten weltweit.
Zudem "steckt der dramatische Kursrutsch vom Wochenauftakt noch in den Knochen der Anleger", so Kuhn weiter. Die beeindruckende Kurserholung vom Dienstag müsse zunächst als Bärenmarkt-Rally beurteilt werden, schrieb Analyst Christian Schmidt von der Landesbank Helaba. Darunter verstehen Börsianer eine zwischenzeitliche Kurserholung in einem Abwärtstrend. Außerdem ging es zur Wochenmitte an den Börsen Chinas trotz Konjunkturmaßnahmen der chinesischen Notenbank weiter nach unten.
US-GELDPOLITIK BLEIBT IM FOKUS
Mit Blick auf eine baldige Zinswende in den USA gab es uneinheitliche Signale. Die im Juli überraschend gestiegenen US-Aufträge für langlebige Güter sprechen Ökonomen zufolge für die erste Zinserhöhung seit über neun Jahren, was Aktien als Anlage unattraktiver machen würde.
Dagegen verpasste William Dudley, Chef der regionalen Notenbank von New York, entsprechenden Erwartungen einen Dämpfer. "Aus meiner Sicht erscheint jetzt der Beginn einer Normalisierung der Geldpolitik im September weniger zwingend als noch vor einigen Wochen", sagte der Währungshüter, der als Chef der Notenbank von New York immer im geldpolitischen Ausschuss stimmberechtigt ist.
MUNICH RE EINZIGER GEWINNER IM DAX
Im Dax schafften die Aktien des Versicherers Munich Re (ETR:MUV2) als einziger Gewiner ein Plus von 0,31 Prozent. Dagegen büßten die Aktien des Softwareherstellers SAP (XETRA:SAPG) am Indexende 3,29 Prozent ein.
Die Papiere des Medienkonzerns ProSiebenSat.1 (XETRA:PSMGn) gehörten nach einer Kaufempfehlung durch die britische Investmentbank HSBC mit plus 2,80 Prozent zu den Favoriten der Anleger im MDax.
WIRECARD BELASTET BERICHT ZU MÖGLICHEM MILLIARDEN-ZUKAUF
Die Aktien von Wirecard (XETRA:WDIG) büßten nach einem Bericht über ein Interesse am britischen Konkurrenten Worldpay am TecDax-Ende 3,87 Prozent ein. Die Größe der möglichen milliardenschweren Übernahme schlage den Aktionären offenbar auf die Stimmung, sagte ein Händler. Es könnte die Sorge aufkommen, dass sich der deutsche Zahlungsabwickler mit solch einem Schritt überhebe.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere von 0,47 Prozent am Vortag auf 0,50 Prozent. Der Rentenindex Rex gewann 0,20 Prozent auf 139,35 Punkte. Der Bund-Future stieg um 0,11 Prozent auf 154,08 Punkte. Der Kurs des Euro gab deutlich auf 1,1392 US-Dollar nach. Zuvor hatte die Europäische Zentralbank (EZB) den Referenzkurs auf 1,1402 (Dienstag: 1,1506) US-Dollar festgesetzt.