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Investing.com - Der freie Fall der türkischen Lira setzt sich unaufhaltsam fort. Gegenüber dem US-Dollar und dem Euro hat sie am Dienstag mehr als sieben Prozent an Wert verloren. Dabei handelt es sich um den stärksten Einbruch seit Ende 2021. Die Ursache für diese jüngste Abwertungswelle liegt in den Erwartungen der Märkte, dass das neue Wirtschaftsteam von Präsident Tayyip Erdoğan die Maßnahmen zur Stützung der Landeswährung zurückfahren könnte. Laut Bloomberg haben staatliche Banken in der Türkei Händlern zufolge bereits aufgehört, den Wechselkurs durch Dollarverkäufe zu verteidigen.
Der Euro-Lira-Wechselkurs erreichte in Reaktion darauf ein neues Rekordhoch, wobei der Euro gegenüber der türkischen Lira um 7,71 Prozent auf 24,8407 Lira stieg. Zum Dollar verzeichnete die Lira einen Verlust von 7,29 Prozent auf 23,11 Lira. Seit dem Sieg Erdogans in den Stichwahlen Ende Mai hat die türkische Landeswährung nun insgesamt mehr als 15 Prozent ihres Wertes eingebüßt - und es scheint kein Ende in Sicht zu sein.
Analysten gehen davon aus, dass die Politik unter dem neuen Finanzminister Mehmet Şimşek weniger interventionistisch, aber rationaler werden könnte. Das hat die Talfahrt der Lira in den letzten Tagen weiter beschleunigt. Şimşek, der bei ausländischen Investoren einen guten Ruf genießt, hat versprochen, zu einer "rationalen" Wirtschaftspolitik zurückzukehren. Dabei ist zu erwarten, dass er auch die von seinem Vorgänger eingeleiteten Kontrollmaßnahmen zur Bremsung des Währungsverfalls lockern wird.
Die Rückkehr Şimşeks wird an den Märkten als Signal für eine Abkehr von den unkonventionellen Zinssenkungen interpretiert, die trotz hoher Inflation zu einem Wertverlust der Lira von 80 Prozent in fünf Jahren geführt haben.
JPMorgan-Volkswirte prognostizieren eine Zinserhöhung von derzeit 8,5 Prozent auf 25 Prozent bei der nächsten Sitzung der Zentralbank am 22. Juni, möglicherweise sogar früher.
Darüber hinaus wird erwartet, dass es Veränderungen in der Leitung der Banken- und Kapitalmarktaufsicht, des türkischen Staatsfonds und der staatlichen Banken geben wird.
Şimşek erklärte nach seiner Ernennung, dass die Türkei keine andere Wahl habe, als zu "rationalen Grundlagen" zurückzukehren, um die Berechenbarkeit der Wirtschaft sicherzustellen.
Präsident Erdoğan, der sich selbst als Zins-Feind sieht, steht nun vor der Herausforderung, zu beweisen, dass er Şimşek und der Zentralbank, die in den letzten Jahren vier Gouverneure verbrannt hat, erlaubt, das zu tun, was sie für notwendig halten, selbst wenn dies kurzfristige Schmerzen verursacht.
"Es wird für langfristig orientierte strategische Investoren nicht einfach sein, zurückzukommen... Es wird wahrscheinlich Monate, wenn nicht Jahre dauern", zitierte Reuters Emre Akcakmak von East Capital.
In den letzten Jahren hat die türkische Lira einen beispiellosen Absturz erlebt. Seit Anfang 2021 beträgt der Wertverfall zum US-Dollar über 210 Prozent. Die Gründe für diesen dramatischen Einbruch sind vielfältig, doch sie offenbaren eine Reihe entscheidender Faktoren, die das Vertrauen in die türkische Wirtschaft erschüttert haben.
Eine der Hauptursachen liegt in der kontroversen Politik von Präsident Tayyip Erdoğan, der eine entschiedene Abneigung gegen eine straffe Zinspolitik hegt. Er bevorzugt niedrige Zinsen, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln, was allerdings zu Bedenken hinsichtlich der Unabhängigkeit der Zentralbank führt. Die türkische Zentralbank steht unter politischen Druck, die Zinsen niedrig zu halten, selbst wenn dies zu steigender Inflation und einer Erosion des Vertrauens in die Lira führt.
Ein weiterer bedeutender Faktor ist die hohe Inflationsrate in der Türkei. Mit einer erschreckenden jährlichen Inflationsrate von über 39 Prozent im Mai hat die Lira erheblich an Kaufkraft eingebüßt. Im vergangenen Jahr war die Rate bis auf rund 85 Prozent gestiegen, seither ist sie aber rückläufig.
Neben den wirtschaftlichen Faktoren tragen auch geopolitische Entwicklungen zur Misere der Lira bei. Die politischen Spannungen zwischen der Türkei und anderen Ländern, darunter die USA und einige europäische Staaten, haben das Vertrauen der Investoren in die türkische Wirtschaft weiter erschüttert. Die Folge: Kapitalflucht und ein verstärkter Druck auf die Lira.
Diese bedenkliche Kombination aus politischer Einflussnahme auf die Geldpolitik, hoher Inflation und geopolitischen Spannungen hat zu einem verheerenden Wertverlust der türkischen Lira geführt. Investoren blicken daher mit äußerster Besorgnis auf die langfristige Stabilität und die ökonomische Zukunft der Türkei. Nun bleibt es abzuwarten, ob die Regierung in der Lage ist, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um das Vertrauen der Märkte wiederherzustellen und die Lira zu stabilisieren. Ein Kraftakt von enormer Bedeutung, der über die Zukunft der türkischen Wirtschaft entscheiden wird.
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