- Von Deepa Seetharaman -
New York, 22. Nov (Reuters) - Die US-Anleger müssen sich in
der kommenden Woche auf reichlich Gegenwind einstellen, wenn sie
an die Schlussrally vom Freitag anknüpfen wollen. Der November
droht als einer der schlechtesten Monate in die Geschichte der
Wall Street einzugehen. Mit Sorge dürften die Händler vor allem
das Schicksal der schwer angeschlagenen Citigroup
"Am Markt herrscht weiterhin die Sorge um den Zustand der Finanzbranche und über den riesigen Zusammenbruch bei den Banken vor", sagte Fred Dickson von D.A. Davidson & Co. Auch Joe Saluzzi von Themis Trading sieht die Citigroup als zentral für Wohl und Wehe der Wall Street in der kommenden Woche. Wenn es gute Nachrichten gebe - ein Verkauf, ein Konzernumbau oder ein neues Management - könne sich die Rally am Montagmorgen möglicherweise fortsetzen. "Wenn wir von Citigroup nichts bekommen, haben wir am Montagmorgen ein kleines Problem."
Auf der fieberhaften Suche nach einem Ausweg aus der Finanzkrise schließt die Citigroup offenbar auch eine Fusion nicht aus. Das einst größte Geldhaus der Welt spielt Kreisen zufolge derzeit verschiedene Szenarien durch. Offenbar spricht die Citigroup mit dem US-Finanzministerium und der US-Notenbank Fed über eine Lösung. Zu den diskutierten Möglichkeiten gehöre auch die Unterstützung der Bank durch die Regierung, verlautete am Freitag aus Finanzkreisen. Die Aktien der Citigroup hatten am Freitag erneut nachgegeben und büßten damit im Wochenverlauf mehr als 50 Prozent ein.
Die Wahl Geithners könnte die Märkte etwas beruhigen, sagte Analyst Dickson. Schließlich verringere sie etwas die Unsicherheit der vergangenen Wochen und vermittle den Anlegern das Gefühl von Kontinuität. Jay Mueller von Strong Capital Management warnt allerdings davor, dass eine Stützung der Märkte noch von konkreten Maßnahmen des Obama-Teams abhänge. Die Märkte wollten sich vergewissern, dass Obama wisse, wie er die Lage in den Griff bekommen könne, sagte Mueller. "Und, dass er nicht gegen die Investoren eingestellt ist." Obama kündigte am Wochenende ein umfassendes Konjunkturprogramm an.
SCHWACHES WEIHNACHTSGESCHÄFT ERWARTET
Wegen des Thanksgiving-Feiertags bleiben die Börsen am Donnerstag und den halben Freitag geschlossen. Am Freitag fällt zudem der Startschuss für das Weihnachtsgeschäft, das Prognosen der Einzelhändler zufolge aber eines der schlechtesten seit Jahren werden könnte. Der Freitag nach Thanksgiving ist traditionell der Tag mit den größten Umsatz im ganzen Jahr und bietet so einen Anhaltspunkt dafür, wie tief die Kunden in den kommenden Wochen tatsächlich noch in die Tasche greifen werden.
Die Anleger richten ihren Blick in der kommenden Woche unter
anderem auch auf die Geschäftszahlen und Ausblicke des
Luxusjuweliers Tiffany
Am Freitag schloss der Dow-Jones-Index<.DJI> der Standardwerte 6,5 Prozent höher bei 8046 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500<.SPX> gewann 6,3 Prozent auf 800 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq<.IXIC> legte 5,2 Prozent auf 1384 Punkte zu. Im November hat der Dow bereits knapp 14, der S&P mehr als 17 und die Nasdaq knapp 20 Prozent verloren.
(Bearbeitet von Elke Ahlswede, redigiert von Alexander Ratz)