Berlin/München, 13. Okt (Reuters) - Die deutsche Luftwaffe hadert mit neuen Problemen beim Kampfjet Eurofighter. Die Bundeswehr setzte die Abnahme weiterer Modelle wegen neuerlicher Fertigungsmängel zum Wochenbeginn aus. Dies geschehe, um den Sachverhalt zu klären und Gewährleistungsansprüche zu wahren, schrieb Verteidigungsstaatssekretär Ralf Brauksiepe in einem am Dienstag bekannt gewordenen Brief an die Berichterstatter des Haushaltsausschusses. Wie sich die internationalen Partner verhielten, sei noch nicht bekannt. Auf den Flugbetrieb der Eurofighter bei der Bundeswehr habe der Vorfall keine unmittelbaren Auswirkungen, da die Problemstellen durch regelmäßige Prüfungen überwacht würden.
Der Eurofighter-Mithersteller Airbus AIR.PA beteuerte, die Flugeigenschaften des Kampfjets seien unbeeinträchtigt. Die Maschinen könnten weiterhin alle Mission durchführen, sagte ein Konzernsprecher. Für die Fertigung der Heckpartie der Maschine ist innerhalb des Herstellerkonsortiums die britische BAE Systems (L:BAES) BAE.S zuständig. Aktuell bezieht die Luftwaffe 31 Maschinen aus der Tranche 3A.
Dem Schreiben zufolge wurden an der Verbindung zwischen dem Seitenleitwerk und dem Rumpf des Kampfjets Bohrungen nicht korrekt entgratet. "In Folge dieses Mangels kann eine Schädigung der Struktur des Luftfahrzeuges und der Schraubverbindungen in diesem Bereich im Rahmen der Nutzung nicht ausgeschlossen werden", schrieb Brauksiepe. Von dem Mangel seien alle ausgelieferten Luftfahrzeuge der Tranchen 1 bis 3A betroffen.
Der Grünen-Haushaltsexperte Tobias Lindner forderte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen auf, Airbus keine neuen Rüstungsaufträge zu erteilen, bis Schadenersatzforderungen und Lieferpläne sowohl beim Eurofighter als auch beim Transportflugzeug A400M geklärt seien. Gerade der Eurofighter entwickle sich zunehmend zum "Problembär der Luftwaffe", bemängelte Lindner. Während in Deutschland über den kaum eingesetzten Eurofighter häufig gejammert wird, rühmten die britischen Streitkräfte nach dem Libyen-Konflikt die Zuverlässigkeit des Fliegers. In über 600 Kampfeinsätzen waren es zu keinen Ausfällen gekommen.
(Reporterin Sabine Siebold und Jens Hack; redigiert von Hans-Edzard Busemann. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter den Telefonnummern 069/7565-1312 oder 030/2888-5168.)