(Neu Kursentwicklung der ersten Handelsstunde, weitere Stimme)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Brite John Cryan hat als neuer starker Mann bei der Deutschen Bank (XETRA:DBKGn) am Montag kräftig Vorschusslorbeeren eingeheimst. "Cryan gilt als Macher", sagte ein Marktbeobachter. "Eine Eigenschaft, die der Deutschen Bank mit Blick auf die dringend benötigte Umsetzung der Strategie und den damit verbundenen Kostensenkungen gut tun dürfte."
Die Anleger quittierten den überraschenden Führungswechsel bei Deutschlands größter Bank zum Handelsstart mit einem satten Kursgewinn von 8,2 Prozent. Nach der ersten Handelsstunde lag die Aktie in einem ansonsten schwachen Marktumfeld noch mit 6,1 Prozent im Plus bei 29,30 Euro.
Schon früh gab es allerdings auch Zweifel, wie nachhaltig die Freude der Börsianer sein wird. "Es kommt ein neuer Chef, er steht aber vor den alten Problemen", trat Analyst Jernej Omahen von der US-Investmentbank Goldman Sachs auf die Euphoriebremse.
ZWEIFEL AN NACHHALTIGKEIT DER KURSGEWINNE
Nach heftiger Kritik an ihrem Kurs hatten die Co-Chefs Jürgen Fitschen und Anshu Jain am Sonntag ihren Rücktritt angekündigt. Jain wird sich bereits zum 30. Juni 2015 zurückziehen, Fitschen zum Abschluss der Hauptversammlung im Mai 2016. Das bisherige Aufsichtsratsmitglied Cryan soll zuerst Co-Vorstandschef neben Fitschen und dann alleiniger Vorstandschef werden.
"Nachhaltige Kursgewinne hängen jedoch davon, ob die Anleger den Nachfolger John Cryan wirklich als Heilsbringer sehen, der einen Strategiewechsel einleitet", sagte ein Börsianer. "Daran dürfen Zweifel erlaubt sein." Seit Juni 2012 - dem Zeitpunkt des Amtsantritts von Jain und Fitschen - läuft die Aktie dem starken Dax (DAX) deutlich hinterher. Selbst die Titel der teilverstaatlichten Commerzbank (XETRA:CBKG) liefen besser.
ZAGHAFTER OPTIMISMUS
Auch Goldman-Sachs-Experte Omahen rechnet eher mit kurzlebigen Kursgewinnen. Die Probleme der Bank seien eher struktureller Natur als personenbezogen. Es fehle insgesamt vor allem an einer ordentlichen Eigenkapitalrentabilität, die allenfalls noch das Investmentbanking liefere. Auch der Managementwechsel bringe keine neuen Optionen. Er geht daher von weitgehender Kontinuität und allenfalls Änderungen im Detail aus.
Andrew Stimpson von der Investmentbank Merrill Lynch gab seine negative Einschätzung zur Deutschen Bank allerdings auf und beurteilt die Aktie nun neutral. Auch er sieht zwar keinen Automatismus für eine neue Strategie. Cryan könne in der mit Enttäuschung aufgenommenen Planung bis 2020 jedoch nun ambitioniertere Ziele setzen.