(Neu: Schlusskurs, Dax auf Rekord)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Bei der Deutschen Bank (4:DBKGn) ist nach einem weiteren trüben Quartal Ernüchterung eingekehrt. Die Geschäfte rund um den Kapitalmarkt sind weiter rückläufig und es gibt keine Anzeichen für eine baldige Besserung. "Die Ergebnisqualität ist schwach", stellte JPMorgan-Analyst Kian Abouhossein fest. Erste Experten kürzten daraufhin am Donnerstag ihre Gewinnprognosen; viele Anleger flüchteten aus den Aktien. Am Ende fiel das Papier um fast 1 Prozent und kostete noch 14,40 Euro. Der Dax dagegen stieg und markierte einen neuen Rekord.
Analysten bemängelten unisono das Abschneiden im einst so einträglichen Handel mit Anleihen und Währungen - hier brachen die Erträge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 36 Prozent ein. Damit schnitt die Deutsche Bank wesentlich schlechter ab als die US-Konkurrenz und auch schlechter als der europäische Rivale Barclays (LON:BARC). Es werde hart für die Deutsche Bank, in die Wachstumsspur zurückzufinden, konstatierte Analyst Firdaus Ibrahim vom Analysehaus S&P Global. Seine Empfehlung an die Anleger lautet nun ganz klar: Verkaufen.
Ibrahim rechnet damit, das die Aktie weiter zurückfällt auf 13,50 Euro. Damit wäre das Papier wieder so wenig wert wie im Spätsommer, als sich schon einmal Sorgen breitgemacht hatten, dass der von Bankchef John Cryan angestoßene und mit vielen Hoffnungen verknüpfte Umbau des Geldhauses letztlich zu einem Rohrkrepierer werden könnte. So hat Cryan das Kapital erhöht, Einsparungen angestoßen, Sparten neu zugeschnitten und Rechtsstreitigkeiten aus der Welt geschaffen.
Es gebe Erfolge bei der Vergangenheitsbewältigung, stellte Analyst Markus Rießelmann von Independent Research fest. Er verwies wie auch Magdalena Stoklosa von Morgan Stanley (NYSE:MS) auf die gesunkenen Kosten. Das verdiene Lob, sagte Stoklosa. Was aber fehle sei ein erfreulicher Blick in die Zukunft, so Rießelmann.
Vor diesem Hintergrund ist die zwischenzeitliche Aufbruchstimmung an der Börse verflogen: Noch im Mai war der Kurs in Richtung 18 Euro gestiegen; nach dem Durchhänger im Spätsommer wurde das Papier zuletzt immerhin wieder knapp unter 15 Euro gehandelt. Nun ist die Marke von 14 Euro nicht mehr weit.
Insgesamt ist die Deutsche Bank an der Börse aktuell 29,7 Milliarden Euro wert. Zum Vergleich: Der sehr gut verdienende US-Branchenprimus JPMorgan (NYSE:JPM) Chase bringt es auf zehn Mal so viel. Dessen Aktie hat sich seit der Finanzkrise vervielfacht; erstmals in ihrer Geschichte kostete das JPMorgan-Papier jüngst mehr als 100 US-Dollar. Die Deutsche Bank ist dagegen nur noch einen Bruchteil dessen wert, was sie vor zehn Jahren auf die Waage brachte.