(neu: Kurs, Analysten, mehr Hintergrund)
FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Die Aktionäre des Windkraftanlagen-Herstellers Nordex (4:NDXG) hoffen einmal mehr auf wieder bessere Zeiten. Allerdings brauchen sie Geduld. Die Jahre vor 2020 sieht Konzernchef José Luis Blanco als "Übergangsjahre". Vor allem 2018 werde "nicht einfach". Der Manager erwartet im laufenden Jahr wegen des harten Preiskampfes daher erneut deutlich weniger Umsatz und eine geringere Profitabilität. Die Aktien schwankten denn auch deutlich. Nach einem anfänglichen Kursrutsch bis auf 7,75 Euro ging es bis auf 8,588 Euro nach oben. Gegen Mittag notierten sie mit einem Plus von 2,16 Prozent auf 8,128 Euro im Mittelfeld des Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX).
"Der Ausblick liegt unter den durchschnittlichen Markterwartungen", erklärte Analyst Sebastian Growe von der Commerzbank (DE:CBKG). Hinzu komme der 2017 gefallene durchschnittliche Verkaufspreis. Er wies aber auch darauf hin, dass angesichts der Prognosen für die operative Profitabilität 2018 ein freier Mittelzufluss (positiver Free Cashflow) möglich sei, während am Markt zuletzt eher mit einem Mittelabfluss gerechnet worden sei. Mittelfristig sieht Growe nur begrenztes Kurspotenzial, auch da die Aktien etwa im Vergleich zu denen des Konkurrenten Vestas (15:VWS) zu hoch bewertet erschienen. Bei einem Ziel von 9 Euro rät er zum "Halten".
Analyst Arash Roshan Zamir von Warburg Research gab sich indes bereits kurz vor der Vorlage der endgültigen Zahlen für 2017 und des Ausblick optimistisch. Die Erholung des deutschen Windkraftmarktes sollte mit der Veröffentlichung der neuen Turbinenplattform von Nordex zusammenfallen. Zudem sorgten der gestiegene durchschnittliche Auktionspreis bei der ersten deutschen Onshore-Windparkausschreibung 2018 sowie das regulatorische Umfeld für Zuversicht. Das Ausschreibungsvolumen für Windenergie in Deutschland könnte zudem steigen und Nordex habe jüngst mit einem Auftragsgewinn seine starke Präsenz in Frankreich verteidigt. Zamir stuft die Aktien mit "Kaufen" ein und errechnet ein Kursziel von 10 Euro.
Der Kursanstieg vom Dienstag ist nicht der erste Erholungsversuch von Nordex. Nach einem Mehrjahrestief bei 7,09 Euro im November 2017 hatte sich der Kurs bis Mitte Januar mit Rückenwind durch Auftragseingänge um knapp 65 Prozent erholt. Anschließend war es aber wieder abwärts gegangen.
Die Aktien leiden schon länger unter einem schwierigen Marktumfeld für die Windenergiebranche. 2017 hatte Nordex bei den eigenen Prognosen immer wieder zurückrudern müssen. Entsprechend trüb ist das langfristige Bild: Ende 2015 hatten die Papiere noch fast 34 Euro gekostet. Aktuell kosten sie noch rund ein Viertel davon.