FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Denkbar schlecht sind am Mittwoch die Investitionspläne von Beiersdorf (4:BEIG) an der Börse angekommen. Der Kurs brach um fast elf Prozent ein auf den tiefsten Stand seit mehr als zwei Jahren. Damit lagen die Papiere weit abgeschlagen am Ende des Dax (DAX). Es war der größte Kursverlust der Aktien seit Jahren. Zuletzt büßten sie 8,5 Prozent auf 83,20 Euro ein.
Die Hamburger wollen ab diesem Jahr 70 bis 80 Millionen Euro jährlich in die Hand nehmen, um damit das Wachstum im Geschäft mit Konsumgütern anzukurbeln. Beiersdorf erhofft sich damit bis zum Jahr 2023 ein über dem Markt liegendes Umsatzwachstum von 4 bis 6 Prozent. Die operative Gewinnmarge (Ebit) soll dann auf 16 bis 17 Prozent steigen.
Erst einmal dürfte die Profitabilität wegen der Ausgaben für das künftige Wachstum aber sinken, monierten Analysten. "Der Markt muss den Rücksetzer bei den Margen erst einmal verdauen", sagte Robert Waldschmidt vom Londoner Broker Liberum. Beiersdorf rechnet in diesem Jahr mit einer Umsatzrendite von 14 bis 14,5 Prozent im Consumer-Geschäft. Waldschmidt vermutet, dass die Marge ab dem kommenden Jahr wieder zulegt.
James Edwardes Jones von der Bank RBC erwartet, dass die Gewinnschätzungen am Markt für Beiersdorf für dieses Jahr um zehn Prozent gekappt werden müssen. Der Experte monierte zudem das Timing für die von Beiersdorf in Aussicht gestellte Steigerung der Profitabilität: So rechne man am Markt schon deutlich früher wieder mit einer Ebit-Marge von mehr als 16 Prozent in der Consumer-Sparte.
Für Edwardes Jones sind die Nachrichten von Beiersdorf lediglich ein weiteres Glied in einer langen Kette von Enttäuschungen im weltweiten Konsumgütersektor: "Henkel (4:HNKG_p), Kimberley-Clarke, Pepsico (112:PEP), Kraft-Heinz und nun auch Beiersdorf haben die Segel streichen müssen." Er verwies auf die Aussage von Beiersdorf, dass sich die Konsumgüterindustrie in einem historischen Umbruch befinde. Er sah sich daher in seiner skeptischen Haltung für andere Branchengrößen wie Unilever (LON:ULVR) und Reckitt Benckiser (3:RB) bestätigt. Deren Aktienkurse gaben am Mittwoch im Sog von Beiersdorf ebenfalls nach.
In den vergangenen Monaten hatten sich Anleger bereits für sinkende Gewinne von Beiersdorf positioniert. Vom Vorjahreshoch Anfang August bei über 100 Euro war der Kurs bis zum Tief Ende Januar um fast 20 Prozent gefallen. Mit der Markterholung im neuen Jahr holten auch Beiersdorf einen Teil dieser Verluste wieder auf. Nun aber dürfte der Markt eine grundsätzliche Neubewertung der Papiere vornehmen, so die Analysten.