FRANKFURT (dpa-AFX) - Im Dreikampf mit Audi und Volkswagen (VW) nimmt Daimler (XETRA:DAIGn) weiter Fahrt auf. Die Geschäftszahlen zum zweiten Quartal untermauerten, dass es bei den Stuttgartern derzeit recht gut läuft. Gerade in China legt der Autobauer weiter zu. An der Börse nahmen die Anleger die Resultate jedoch eher verhalten auf: Nach einem Sprung von mehr als 2 Prozent direkt zu Handelsbeginn drehten die Papiere im Verlauf mit dem schwächelnden Gesamtmarkt (DAX) ins Minus.
Zuletzt stand ein Abschlag von 0,12 Prozent auf 84,16 Euro. Einige Anleger hätten wohl schon mit guten Ergebnissen gerechnet und machten nun Kasse, sagte Händler Frank Schneider von Alpha Wertpapierhandel.
VIEL LOB VON ANALYSTEN
Stark anziehende Autoverkäufe, ein gutes Lastwagen-Geschäft und der schwache Euro hatten den Umsatz und den Gewinn von Daimler überraschend deutlich angetrieben. Im Kerngeschäft mit Autos lag die operative Marge, der Anteil vom Gewinn am Umsatz, erstmals seit vier Jahren über der Zielmarke von zehn Prozent. Das erklärte Ziel von Daimler ist es, die Rivalen Audi (XETRA:NSUG) (XETRA:VOW3) und BMW (XETRA:BMWG) auszustechen. Die beiden legen ihre Zahlen erst noch vor. Analysten rechnen bislang mit geringeren Margen.
Von Analysten gab es viel Lob für die Quartalszahlen: Frank Biller von der Landesbank Baden-Württemberg etwa zielte auf die überraschend hohe operative Marge im Lkw-Geschäft und den deutlich über den Erwartungen liegenden Gewinn vor Zinsen und Steuern in der Finanzsparte Daimler Financial Services ab.
SONDERKONJUNKTUR IN CHINA
Insgesamt habe Daimler die Markterwartungen deutlich übertroffen, schrieb Analyst Frank Schwope von der NordLB. Zudem habe die Sparte Mercedes Benz in China anders als ihre dort schwächelnden Konkurrenten BMW und Audi kräftig zugelegt. Dank der noch recht jungen Modellpalette dürften auch die nächsten zwei Geschäftsjahre des Konzerns relativ ertragreich sein. Das Daimler-Papier sei aktuell eine der interessantesten Automobilaktien.
Doch allzu überraschend ist die Entwicklung in China wohl nicht. Daimler habe in dem riesigen Land derzeit eine gewisse Sonderkonjunktur wegen Nachholeffekten sowie einer attraktiven jungen Modellpalette, sagte ein Händler. Dass es in China insgesamt zu einer Normalisierung auf dem Automarkt komme, sei unter den Herstellern und Zulieferern inzwischen Konsens.
STEUERQUOTE WIRFT FRAGEN AUF
Erklärungsbedürftig sei der Anstieg der Steuerquote, meinte der Händler. Wahrscheinlich hänge dies mit den hohen Ergebnisbeiträgen in Europa zusammen.
Für Daimler bleiben damit Experten zufolge auch nach den guten Geschäftszahlen einige Baustellen. "Daimler muss die hohe Geschwindigkeit seiner Modellerneuerung beibehalten", sagte der Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft in Geislingen, Willi Diez. Denn BMW bringt in diesem Jahr seinen neuen 7er auf den Markt. "Das wird ein harter Kampf, die Position der S-Klasse zu verteidigen", warnt Diez.