FRANKFURT (dpa-AFX) - Spekulationen über eine mögliche Kapitalerhöhung im Falle einer Übernahme des US-Unternehmens Monsanto haben die Aktionäre von Bayer (DE:BAYGN) (ETR:BAYN) am Donnerstag verschreckt. Die Papiere des Pharma- und Chemiekonzerns knickten am Vormittag um 7,72 Prozent auf 88,98 Euro ein. So wenig hatten sie zuletzt im Oktober 2013 gekostet.
Einem Bayer-Sprecher zufolge gibt es Gespräche über ein mögliches Gebot für Monsanto (NYSE:MON) (ETR:MOO). Der amerikanische Saatgut- und Pflanzenschutz-Hersteller wird an der Börse derzeit mit 42,4 Milliarden US-Dollar (37,8 Mrd Euro) bewertet. Das ist etwa die Hälfte der Marktkapitalisierung von Bayer.
ANALYST: KAPITALERHÖHUNG DENKBAR
Bei einer Übernahme würden die Leverkusener wohl ihr Geschäft mit Tiergesundheit verkaufen sowie die Beteiligung an der Kunststofftochter Covestro (XETRA:1COV) verringern, um ihre "Investment Grade"-Bewertung bei den Ratingagenturen nicht zu gefährden, schrieb Analyst Daniel Wendorff von der Commerzbank (DE:CBKG) in einer ersten Einschätzung. Und selbst dann könne eine Kapitalerhöhung nicht ausgeschlossen werden.
Bereits in der vergangenen Woche war Bayer als ein Interessent an dem US-Konzern genannt worden. Die Bayer-Aktien, die zuvor etwas mehr als 100 Euro gekostet hatten, knickten daraufhin ein. Das Minus beläuft sich seither auf mehr als 10 Prozent.
EXPERTE SIEHT AUFSPALTUNG NACH FUSION ALS CHANCE
Neben einer möglichen anteilsverwässernden Kapitalerhöhung treibt die Anleger auch der Gedanke an einen zu hohen Kaufpreis um. Vermutlich müsse Bayer etwas in der Region von 120 bis 125 US-Dollar je Aktie zahlen, schrieb Experte Jeremy Redenius vom Analysehaus Bernstein Research in einer aktuellen Studie. Ein Preis in dieser Höhe könnte aber den Gewinn je Aktie des Dax-Schwergewichts verwässern. Die Anteilsscheine von Monsanto kosteten am Mittwoch zum Handelsende an der Wall Street rund 97 Dollar.
Redenius sieht allerdings eine in seinen Augen für Bayer lohnendere Alternative. So könnte das Agrargeschäft nach einem Zusammenschluss der Konzerne in ein neues Unternehmen abgespalten werden. Dieses Agrarchemie- und Saatgut-Unternehmen wäre im internationalen Wettbewerb gut aufgestellt. Das "neue" Bayer könnte sich dann auf das Gesundheitsgeschäft fokussieren. In diesem Szenario bräuchte es vermutlich keine Kapitalerhöhung.
COVESTRO RUTSCHT EBENFALLS AB
Die Aktien der Bayer-Tochter Covestro gerieten am Donnerstag ebenfalls unter Druck und büßten knapp 3 Prozent ein. Zwar sind sich die Investoren des Aktienüberhangs durch Bayer bewusst: Die Leverkusener wollen sich so schnell wie möglich von ihrem rund 64-prozentigen Anteil trennen. Allerdings könnte das im Fall einer Monsanto-Übernahme schneller gehen als vermutlich von einigen gedacht.