FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Gase-Konzern Linde (XETRA:LING) hat seinen Aktionären mit einem pessimistischeren Blick in die Zukunft eine kalte Dusche verpasst. Die Papiere knickten am Dienstagvormittag als abgeschlagenes Schlusslicht im deutschen Leitindex Dax (DAX) um 10,71 Prozent auf 147,55 Euro ein.
Die Kurserholung seit Ende September ist damit zum Großteil dahin. Für den bisherigen Jahresverlauf steht nun wieder ein Minus von mehr als 4 Prozent zu Buche.
Die Münchener peilen 2017 nur noch ein operatives Ergebnis von 4,2 bis 4,5 Milliarden Euro an statt der bisher angestrebten 4,5 bis 4,7 Milliarden Euro. Der Konzern beklagt unter anderem einen weltweiten Rückgang der für das Industriegase-Geschäft relevanten Wachstumsraten der Industrieproduktion. Zudem würden staatliche Preiskürzungen für Leistungen im US-Gesundheitswesen voraussichtlich stärker als erwartet ausfallen.
DEUTSCHE-BANK-ANALYST SENKT GEWINNERWARTUNGEN UND KURSZIEL
Langfristige Ziele seien in der Chemieindustrie in den letzten Jahren in Mode gewesen, schrieb Analyst Peter Spengler von der DZ Bank in einer ersten Einschätzung. Mit den meisten habe es aber nicht geklappt.
Analyst Tim Jones von der Deutschen Bank reduzierte seine Gewinnerwartungen und senkte das Kursziel von 178 auf 170 Euro. Er bezeichnete die Zielsenkung für 2017 als Enttäuschung. Allerdings sieht er immer noch rund 15 Prozent Luft nach oben und beließ es bei einer Kaufempfehlung. Zwar fehlten kurzfristige Treiber, doch hätten die Papiere langfristig Potenzial. Das Geschäftsmodell des Konzerns funktioniere.
Sobald sich der Staub lege, dürfte klar werden, dass die Gewinne im Jahr 2016 weitgehend stabil bleiben dürften, schrieb Jones in seiner Studie. Es sei also kein komplettes Desaster, und 2017 werde es wohl eine normalere Wachstumsrate geben. Voraussetzung sei aber, dass konjunkturelle Störfeuer ausblieben. Zudem werde das Unternehmen nun vermutlich mit Blick auf Kostensenkungen noch mehr tun.