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Intel am Abgrund: Ist die Aktie noch zu retten oder wird's bitter?

Veröffentlicht am 07.10.2024, 14:55
© Reuters
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Investing.com - Seit Jahresbeginn hat Intel (NASDAQ:INTC) über 50 % seines Marktwerts verloren, was die Marktkapitalisierung unter die 100-Milliarden-Dollar-Marke gedrückt hat. Kein Wunder, dass Spekulationen zunehmen und Gerüchte um mögliche Übernahmen die Runde machen. Doch wer auch immer Intel übernehmen will, muss groß sein, denn das Unternehmen hat trotz allem noch beachtliche Substanz. Ein Deal mit Qualcomm (NASDAQ:QCOM)? Eher unwahrscheinlich. Ein solcher Schritt würde strengen regulatorischen Prüfungen unterliegen und hätte kaum Chancen auf Genehmigung. Zudem stellt sich die Frage, ob Qualcomm überhaupt Interesse daran hätte, Intels Foundry-Geschäft zu übernehmen.

Marktkapitalisierung Intel
Quelle: InvestingPro

Auch andere potenzielle Interessenten scheinen sich zurückzuhalten. Berichten zufolge hat Arm Holdings (NASDAQ:ARM) Interesse an einem Übernahmeangebot ohne das Foundry-Geschäft gezeigt – das wurde von Intel allerdings abgelehnt. Broadcom (NASDAQ:AVGO) scheint ebenfalls kein Interesse zu haben. Eine realistischere Option ist, dass Intel sich eine Eigenkapitalspritze von etwa 5 Milliarden US-Dollar vom Asset-Manager Apollo sichert. Denn was Intel jetzt am meisten braucht, ist schlicht und einfach Bargeld, um die geplante Expansion des Foundry-Geschäfts zu finanzieren.

Intels teurer Expansionsplan – eine Last für die Bilanz?

Die Investitionen in das Foundry-Geschäft erfordern enorme Summen. In diesem Jahr wird Intel voraussichtlich über 25 Milliarden US-Dollar für Kapitalinvestitionen aufbringen müssen. Dank staatlicher Unterstützung durch den CHIPS Act und Investitionen von Partnern wie Apollo in das Joint Venture in Irland sollten die Nettokapitalaufwendungen jedoch auf etwa 11,5 Milliarden US-Dollar sinken. Trotzdem wird Intel immer noch rund 5,7 Milliarden US-Dollar an Cash verbrennen. Zum Vergleich: Der Cashflow aus dem operativen Geschäft wird auf etwa sieben Milliarden US-Dollar geschätzt, während die Dividendenzahlungen – vor der kürzlich verkündeten Aussetzung – bei über 1 Milliarde US-Dollar lagen.

Intel - Cashflow Entwicklung (TTM)
Quelle: InvestingPro

Zusätzlich zur Geldknappheit hat Intel im Jahr 2024 bereits fast 4 Milliarden US-Dollar an neuen Schulden aufgenommen, nachdem im Vorjahr 7 Milliarden US-Dollar hinzukamen. Diese zunehmende Verschuldung hat die Schuldenlast in die Höhe getrieben, und das Verhältnis von Schulden zu EBITDA liegt bei beunruhigenden 8,6. Zwar dürfte dieser Wert sinken, sobald Intel beginnt, die Verluste im Foundry-Geschäft zu reduzieren, doch die hohen Schulden bleiben eine schwere Bürde für die kommenden Jahre.

Intel - EBITDA/Gesamtverschuldung
Quelle: InvestingPro

Lichtblicke trotz dunkler Wolken?

Es gibt jedoch auch positive Entwicklungen: Intel sicherte sich 3 Milliarden US-Dollar Fördermittel aus dem CHIPS Act, um Chips für das US-Verteidigungsministerium zu produzieren. Zudem hat das Unternehmen kürzlich einen milliardenschweren Deal mit Amazon (NASDAQ:AMZN) Web Services (AWS) bekannt gegeben, um in die Entwicklung maßgeschneiderter KI-Halbleiter zu investieren. In einem weiteren Schritt will Intel sein Foundry-Geschäft in eine eigene Tochtergesellschaft ausgliedern, was als Vorbereitung für eine mögliche Trennung vom restlichen Geschäft interpretiert werden kann.

Auch die geplante Expansion in Deutschland und Polen wurde vorerst ausgesetzt, wodurch die benötigten Mittel für dieses Jahr geringer ausfallen. Dies gibt Intel etwas Luft, um die Finanzen zu stabilisieren.

Herausforderungen bleiben – Die Uhr tickt

Trotz dieser positiven Nachrichten bleibt Intel mit zahlreichen Problemen konfrontiert. Analysten erwarten für das dritte Quartal 2024 einen Umsatzrückgang von 7,7 % im Vergleich zum Vorjahr. Auch das vierte Quartal dürfte keine Besserung bringen. Wir erwarten, dass das Betriebsergebnis im dritten Quartal erneut negativ ausfallen wird – eine Situation, die Intel seit dem ersten Quartal 2021 begleitet, mit Ausnahme eines einzigen Quartals.

Die wahren Sorgenkinder bleiben das Foundry-Geschäft und die neuen Produktionsknoten wie „Lunar Lake“, die die Bruttomargen weiterhin belasten. Intel hat im ersten Halbjahr 2024 im Foundry-Segment Verluste von über 5 Milliarden US-Dollar verzeichnet, und weitere Verluste sind in den nächsten Quartalen zu erwarten. Der Geschäftsbereich hat derzeit fast keine externen Kunden, und es wird erwartet, dass die Gewinnschwelle frühestens 2027 erreicht wird.

Um die Bilanz zu entlasten, plant Intel, im kommenden Jahr 10 Milliarden US-Dollar einzusparen, einschließlich des Abbaus von 15.000 Stellen. Dies könnte langfristig zu besseren Margen führen, doch kurzfristig ist keine deutliche Besserung zu erwarten.

Marktanteilsverluste und schwache Margen – Was bedeutet das für Investoren?

Intel hat in den letzten Jahren massiv Marktanteile verloren. Besonders im hochprofitablen Geschäft mit KI-Chips hinkt das Unternehmen hinter Konkurrenten wie NVIDIA (NASDAQ:NVDA) und AMD (NASDAQ:AMD) hinterher. Diese technologische Lücke führt dazu, dass Intels Margen weiter unter Druck stehen – zusätzlich belastet durch die hohen Verluste im Foundry-Geschäft und die massiven Investitionen in neue Technologien.

Unsere Bewertung des fairen Werts, basierend auf Daten von InvestingPro, zeigt ein moderates Aufwärtspotenzial von etwa 10 % vom aktuellen Kursniveau von 22,59 US-Dollar auf 24,94 US-Dollar. Doch bei einem so geringen Chance-Risiko-Verhältnis bietet Intel derzeit kaum attraktive Chancen.

Intel - Fair Value laut InvestingPro
Quelle: InvestingPro

Der durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) der letzten zehn Jahre lag bei 8,4, während das Forward-KGV aktuell bei exorbitanten 86,9 liegt – ein klares Warnsignal.

Intel - KGV(e)
Quelle: InvestingPro

Ebenfalls unattraktiv macht Intel das derzeitige EV/EBITDA von über 11, welches merklich über dem Durchschnitt der letzten 10 Jahre liegt.

Intel - EV/EBITDA
Quelle: InvestingPro

Auch der Qualitätsscore von InvestingPro, der Faktoren wie Cashflow, Wachstum und Profitabilität berücksichtigt, vergibt Intel nur 2 von 5 möglichen Punkten – ein Zeichen für die schwache finanzielle Gesundheit des Unternehmens.

Intel - Qualitätsscore
Quelle: InvestingPro

Fazit: Ein Verkauf bleibt ratsam

Intel hat zweifellos eine lange und glorreiche Vergangenheit, doch die Zukunft bleibt ungewiss. Trotz der jüngsten Deals und der angekündigten Kostensenkungsmaßnahmen spricht vieles dafür, dass der Weg zurück in die Erfolgsspur noch weit ist. Unsere Empfehlung: Nutze mögliche Erholungen, um dich von der Aktie zu trennen. Ein sinnvoller Short-Einstieg könnte bei einem Kursniveau in der Nähe des 100-Tages-Durchschnitts von 26,8 US-Dollar erfolgen, mit einem Zielkurs in Richtung der jüngsten Tiefststände bei 20 bis 19 US-Dollar. Um das aktuelle negative Momentum umzukehren, müsste die Aktie zunächst die 30-Dollar-Marke durchbrechen – was aktuell wenig wahrscheinlich erscheint.

Intel Chart
Quelle: Investing.com

Wenn du nach Alternativen suchst, sind Aktien von Unternehmen wie AMD, Nvidia oder Broadcom attraktiver. Diese Firmen haben frühzeitig strategische Schritte in Richtung Künstliche Intelligenz unternommen und bieten deutlich bessere Wachstumsaussichten.

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