FRANKFURT (dpa-AFX) - Das Aus für ein Krebsmittel hat die Aktien des Darmstädter Pharmakonzerns Merck (XETRA:MRK) am Montag belastet. Der Dax-Konzern musste kurz vor dem Ziel die Forschung an seinem Medikamenten-Kandidaten Evofosfamide gegen Bauchspeicheldrüsen- und Weichteilkrebs stoppen. Die zwei Studien in der letzten Forschungsphase hatten die Erwartungen nicht erfüllt. Merck hatte seinen letzten größeren Forschungserfolg im Jahr 2003 mit der Zulassung des Krebsmittels Erbitux.
Merck-Aktien verbilligten sich am Vormittag um 0,19 Prozent. Sie konnten damit nicht an der Erholung des deutschen Leitindex Dax teilnehmen. Dieser kletterte um 1,78 Prozent nach oben und arbeitet daran, seinen heftigen Rückschlag vom vergangenen Donnerstag wieder wettzumachen. Bei Merck-Aktien ging es ohnehin aber nicht mehr richtig aufwärts. Nachdem sie sich von Mitte Oktober bis Mitte November um 30 Prozent erholt hatten, konnten sie zuletzt nur noch knapp ein Zwischenhoch erreichen, bevor es wieder nach unten ging.
KEIN GRUND AKTIEN 'ABZUSTRAFEN'
"Das Ende von Evofosfamide ist keine schöne Nachricht, aber auch kein Grund Merck-Aktien abzustrafen", sagte ein Händler. Allerdings dürften einige Investoren nun mit noch mehr Vorsicht weitere Informationen aus der Medikamentenpipeline bei Merck abwarten, denn positive Nachrichten seien in den vergangenen Jahren eine echte Mangelware gewesen.
Er habe die Studien mit dem Medikamenten-Kandidaten für die Indikationen Bauchspeicheldrüsen- und Weichteilkrebs ohnehin als starke Wackelkandidaten eingestuft und sie nicht in sein Bewertungsmodell einbezogen, schrieb Analyst Daniel Wendorff von der Commerzbank in einem ersten Kommentar. Seine Kaufempfehlung basiere außerdem nicht auf der Pharmasparte von Merck, sondern auf dem Life-Science-Bereich.
AVELUMAB-FORSCHUNG DER SCHLÜSSELFAKTOR
Die für Wendorff wichtigste anstehende Nachricht aus der Pharma-Pipeline kommt außerdem vom Wirkstoff Avelumab, zu dem im Jahr 2017/18 Neuigkeiten zu erwarten seien. Derzeit forscht Merck noch gemeinsam mit dem amerikanischen Pharmakonzern Pfizer an dem Krebsmittel-Kandidaten. Wenn dieser allerdings nicht den erwarteten Erfolg bringe, könnte sich der Commerzbank-Analyst sogar einen Verkauf der Pharmasparte vorstellen.
Analyst Ulrich Huwald von Warburg Research ist vom schlechten Abschneiden von Evofosfamide nur "etwas enttäuschend". Er bleibt bei seiner Kaufempfehlung für die Aktien der Darmstädter. Für ihn bleibt der Fokus auf der Integration des Laborausrüsters Sigma-Aldrich und der Entwicklung von Avelumab.