NEW YORK (dpa-AFX) - Der Chef geht, die Aktionäre jubeln: Die Anteilseigner von Twitter (NYSE:TWTR) erhoffen sich nach dem angekündigten Wechsel an der Unternehmensspitze frischen Schwung für das Wachstum des Kurznachrichtendienstes. Die Twitter-Papiere verteuerten sich am Freitag im frühen US-Handel in einem schwachen Börsenumfeld um 2,06 Prozent auf 36,58 US-Dollar.
Der bisherige Konzernlenker Dick Costolo wirft nach Dauerkritik von Anlegern und der jüngsten Talfahrt der Aktie das Handtuch. Ende April hatten die Twitter-Aktien noch mehr als 50 Dollar gekostet. Dann rasselten sie nach enttäuschenden Quartalszahlen um rund ein Viertel ihres Wertes nach unten. Seither dümpelt der Kurs vor sich hin. Das Unternehmen hatte im ersten Vierteljahr einen hohen Verlust eingefahren. Zudem hinkt das Wachstum den Erwartungen hinterher. Twitter hatte zuletzt 302 Millionen aktive Nutzer.
Ein langsameres Wachstum der aktiven Nutzerzahl und die Probleme, das Nutzerverhalten in Geld umzumünzen, dürfte die Aktionäre frustriert haben, schrieb Experte Brian Pitz von Analysehaus Jefferies in einer Studie. Letzteres sei nach gängiger Marktmeinung aber wohl eher ein kurzfristiges Problem.
Vielmehr sollte ein neuer Chef laut Pitz auf steigende Nutzerzahlen und Produktverbesserungen setzen. Die Nutzerbasis von Twitter sei rund ein Fünftel so groß wie die von Facebook (NASDAQ:FB) und die größten Fragen der Twitter-Anteilseigner drehten sich um das Wachstumspotenzial.
Bis ein neuer Chef gefunden ist, ruhen die Hoffnungen zumindest vorerst wieder auf Twitter-Mitgründer Jack Dorsey, der zum 1. Juli vorläufig die Führung übernimmt. Analyst Doug Anmuth von der US-Investmentbank JPMorgan (NYSE:JPM) hält es für wahrscheinlich, dass Twitter bei der Suche nach einem neuen Konzernchef auf einen externen Kandidaten setzen wird. Der Fokus dürfte auf Führungskräften mit umfangreichen Erfahrungen im Produkt- und Ingenieursbereich liegen.
Kurzfristig dürfte Twitter sich weiter eher wenig inspirierend entwickeln, doch dürfte der Wechsel an der Unternehmensspitze am Ende positiv sein, glaubt Anmuth. Er hält größere Produktveränderungen für möglich. Twitter sei eine einzigartige Plattform, die das Nutzererlebnis deutlich verbessern und die Anzahl aktiver Nutzer deutlich steigern könne. Der Prozess daraus durch Werbung auch Geld zu machen, befinde sich zudem noch in einer frühen Phase.