PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die wichtigsten europäischen Aktienbörsen haben am Mittwoch ihre Talfahrt vorerst beendet. Eine ganze Reihe von Gründen sprachen jedoch gegen eine klarere Erholung von den Verlusten des Vortags: Eine trübe Stimmung an der Wall Street und in Asien, die Entwicklung der Ölpreise und vor allem die Ungewissheit über die weitere geldpolitische Ausrichtung der US-Notenbank Fed. Kernfrage bleibt, ob die Fed kommende Woche den Leitzins ein weiteres Mal anhebt.
Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) gewann am Vormittag 0,26 Prozent auf 2982,65 Punkte, nachdem er am Dienstag fast 1,3 Prozent eingebüßt hatte. Der französische CAC-40-Index (CAC 40) stieg am Mittwoch um 0,28 Prozent auf 4399,47 Zähler. Der britische FTSE-100-Index (ISE:UKX) rückte um 0,45 Prozent auf 6695,95 Punkte vor.
"Das Thema Zinswende in den USA hat die Märkte wieder voll im Griff und führt zu einer steigenden Volatilität. Kurzfristig besteht Potenzial in beide Richtungen", sagte Marktexperte Franz-Georg Wenner vom Börsenstatistik-Magazin Index-Radar. Wegen der aktuell schwierigen Börsensituation sollten Anleger ihr Pulver trocken halten und auf klare Signale an den Märkten warten, empfahl er.
Aus Branchensicht führten Rohstoffwerte die Kursgewinner in Europa mit großem Vorsprung an. Der Stoxx Europe 600 Basic Resources (DJX:SXPP) stieg um fast 3 Prozent, nachdem er am Vortag in noch größerem Umfang verloren hatte. Entsprechend waren die Bergbauaktien von Glencore (XETRA:8GC) (ISE:GLEN), Anglo American (FSE:NGL) (ISE:LON:AAL), Antofagasta (ISE:LON:ANTO), Rio Tinto (ISE:LON:RIO) (FSE:RIO1) und BHP Billiton (ISE:BLT) (BER:BIL) mit Gewinnen zwischen 2 und 4 Prozent ganz oben im FTSE-Index zu finden.
Unter den Einzelwerten standen auch wieder die Papiere von Air Liquide (PA:AIRP) (PSE:PAI) (XETRA:AIL) im Anlegerfokus. Nach der Vortagesrally ging es am Mittwoch aufgrund von Gewinnmitnahmen aber mit einem Minus von 1,64 Prozent bergab. Zudem startete die Zeichnungsfrist des französischen Industriegase-Herstellers für die Kapitalerhöhung im Volumen von etwa 3,3 Milliarden Euro. Die Maßnahme soll zur Refinanzierung der Übernahme des US-Konkurrenten Airgas beitragen.
Schlusslicht im Stoxx-50-Index waren Richemont (VTX:CFR) mit einem Verlust von mehr als 3 Prozent. Der Luxusgüterhersteller leidet unter einer geringeren Nachfrage nach seinen Uhren. In den ersten fünf Monaten des im April begonnenen Geschäftsjahres sank der Umsatz um 14 Prozent und damit stärker, als von Analysten erwartet worden war. Für das erste Geschäftshalbjahr erwartet das Unternehmen einen Rückgang des operativen Gewinns um etwa 45 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.