PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die Unsicherheit um den US-Etatstreit hat zusammen mit verhalten aufgenommenen Konjunkturdaten aus China an den wichtigsten europäischen Börsenplätzen für einen zurückhaltenden Wochenstart gesorgt. Der EuroStoxx 50 stand zuletzt bei 2.969,96 Punkten 0,14 Prozent tiefer. Der Cac 40 in Paris gab 0,26 Prozent auf 4.208,75 Punkte ab. Der Londoner FTSE 100 gewann hingegen 0,08 Prozent auf 6.493,07 Punkte.
Im politischen Streit über die US-Schuldengrenze war der erhoffte Durchbruch am Wochenende ausgeblieben. US-Präsident Barack Obama hatte den republikanischen Vorschlag einer sehr kurzen Anhebung der Schuldenobergrenze abgelehnt. Kommt es zu keiner Einigung droht der größten Volkswirtschaft der Welt die Zahlungsunfähigkeit. In China hatten die Verbraucherpreise und Exportdaten die Markterwartungen eher enttäuscht.
Die Politiker in den USA seien dafür bekannt, dass sie finanzpolitische Risiken nicht scheuen, kommentierte Ishaq Siddiqi von ETX Capital. Zwar seien sich die Händler einig, dass die USA auch diesen Streit lösen werden, der Preis dafür sei angesichts des sehr zaghaften Wirtschaftswachstums aber hoch. Kommt es bis zum Stichtag 17. Oktober nicht zu einem Kompromiss, können die USA laut Expertenberechnungen vermutlich nur noch bis etwa Ende Oktober ihre Rechnungen bezahlen.
Das Abwärtspotenzial in Europa wurde durch Kursgewinne der insgesamt stark gewichteten Versorger- und Telekombranche begrenzt. Beide Subindizes im Stoxx 600 legten um etwa 0,8 Prozent zu. Die Aktien der beiden deutschen Energiekonzerne RWE und Eon gehörten zu den größten Gewinnern. Sie profitierten von Presseberichten rund um die Brennelementesteuer. Wie das Nachrichtenmagazin 'Der Spiegel' berichtete, wollen die beiden Versorger die anstehenden Koalitionsverhandlungen nutzen, um die milliardenschwere Brennelementesteuer für Atomkraftwerke zu kippen. Das sei gut für die Stimmung der Branche, kommentierte ein Händler. Versorger gehören seit Anfang des Monates zu den gefragten Branchen.
Technologiewerte sowie die Autobranche wurden vor allem durch Nachrichten aus Frankreich belastet. So hatte Dassault Systems die Anleger mit enttäuschenden Quartalszahlen und der Aussicht auf einen gesenkten Ausblick verschreckt. Die Aktien des Herstellers von Konstruktionssoftware sackten zeitweise um mehr als neun Prozent ab. Autowerte wurden von Gerüchten um eine Kapitalerhöhung bei PSA Peugeot belastet. Laut Medienberichten planen die französische Regierung und der chinesische Staatskonzern Dongfeng Motor den Einstieg bei dem Autobauer. Die Aktie brach um mehr als elf Prozent ein./rum/stb