PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas Börsen haben am Donnerstag wieder nachgegeben. Die kurze Erholung zur Wochenmitte könnte sich damit schnell als Strohfeuer erweisen. Weil wegen des Feiertags "Thanksgiving" in den USA die Börsen geschlossen bleiben, fehlen von dort zudem die Impulse. Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) verlor bis zum späten Vormittag 0,63 Prozent auf 3133,97 Punkte.
Am Vortag hatte der europäische Leitindex - nach fünf Verlusttagen in Folge - mehr als ein Prozent zugelegt. Doch der Haushaltsstreit mit Italien sowie die Brexit-Verhandlungen seien neben den Handelskonflikten weiterhin ungelöste Belastungsfaktoren, schrieben die Experten der Postbank. "Schnäppchenjäger haben sie gestern lediglich ausgeblendet und auf den ermäßigten Kursniveaus bei Aktien wieder zugegriffen." Nach einem turbulenten Jahr notiert der EuroStoxx-50 aktuell auf dem Niveau von Ende 2016.
Auch an den Länderbörsen überwogen am Donnerstag die negativen Vorzeichen: Der Pariser Cac 40 (CAC 40) etwa verlor rund ein halbes Prozent. Der Londoner FTSE 100 gab mehr als ein Prozent nach, belastet auch von einem steigenden britischen Pfund. Unterhändler der britischen Regierung und der EU-Kommission sollen sich auf den Entwurf einer politischen Erklärung zu den künftigen Beziehungen nach dem Brexit geeinigt haben. Beide Seiten streben nach Medienberichten eine Freihandelszone und eine regulatorische Zusammenarbeit an.
Rote Vorzeichen gab es auch an der Börse in Mailand. Der Schuldenstreit dort hält die Anleger weiter auf Trab. Italiens Vizepremier Matteo Salvini gibt sich unverändert wenig kompromissbereit. Europaweit standen nahezu alle Branchen auf der Strafbank, einzig der Touristiksektor legte moderat zu. Am stärksten litten Rohstoffwerte und die Technologiebranche - beide sind seit Monaten wegen der Sorgen um eine sinkende Nachfrage auf dem Rückzug.
Auch Versorgeraktien verloren deutlich. Auslöser waren schwache Branchennachrichten. In London sackten die Anteile von Centrica (3:CNA) (3:CNA) als Schlusslicht im FTSE 100 um rund acht Prozent ab. Der Energiekonzern spürt die von der britischen Regierung beschlossene Preisdeckelung und rechnet im ersten Quartal mit einem deutlichen Rückgang des operativen Gewinns.
Solide Zahlen kamen zwar vom Strom- und Wasserkonzern Severn Trent (3:SVT), doch die Aktie geriet mit den schwachen Branchennachrichten in den allgemeinen Abwärtsstrudel und gab um zweieinhalb Prozent nach.
Im Eurostoxx50 stellten Aktien des spanischen Textilkonzerns Inditex (11:ITX) zuletzt mit einem Plus von 0,74 Prozent den Tagesbesten. Papiere finnischen Netzwerkausrüsters Nokia (12:NOKIA) verloren am anderen Index-Ende gut zwei Prozent.
In Amsterdam brachen die Anteilsscheine am Internetunternehmen Altice (7:ATCA) nach enttäuschenden Quartalszahlen zeitweise um fast 16 Prozent ein. Analysten lobten zwar die starken Kundenzahlen, die Niederländer hatten aber die Erwartungen des Marktes auf Umsatz- und Gewinnebene verfehlt.