PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die wichtigsten Aktienmärkte Europas haben am Dienstag weiter nachgegeben. Die überraschend aufgehellte Stimmung in der chinesischen Industrie konnte die Verluste nicht verhindern, und im Handelsverlauf folgten zudem noch schwache Daten aus der Eurozone. Der EuroStoxx 50 F:SX5E büßte am späteren Vormittag 1,06 Prozent auf 3222,86 Punkte ein, nachdem der der Leitindex der Euroregion tags zuvor bereits ein knappes halbes Prozent verloren hatte. In Paris gab der Cac 40 (PSE:PCAC) um 1,51 Prozent auf 4375,64 Punkte nach. In London sank der Leitindex FTSE 100 (ISE:UKX) um 1,15 Prozent auf 6695,78 Punkte. Zahlreiche Aktien in London litten darunter, dass die USA künftig Schlupflöcher zur Steuerflucht von Unternehmen schließen wollen.
Während in China die ersten September-Daten besser als erwartet ausgefallen waren, trübte sich im Euroraum zugleich die Stimmung in den Unternehmen weiter ein. Die Daten für die Eurozone seien zwar nicht nur negativ, sagte ein Börsianer, sie signalisierten jedoch, dass es in der zweiten Jahreshälfte rauer zugehen werde.
Im Stoxx Europe 600 (DJX:SXXP) gab es an diesem Morgen keine Branchen-Gewinner. Der Rohstoffsektor (DJX:SXPP) zeigte sich nach den aktuellen China-Daten mit minus 0,05 Prozent noch am freundlichsten, hatte allerdings am Vortag bereits rund drei Prozent eingebüßt. Die Metallpreise erholten sich wieder etwas. So stieg unter anderem der Preis für Kupfer und auch für Gold.
Schwächste Branche war die der Autowerte (DJX:SXAP) mit minus 1,83 Prozent. Vor allem BMW F:BMW litten unter einer negativen Studie der UBS und gaben im EuroStoxx um 2,18 Prozent nach. Analyst Philippe Houchois senkte das Papier auf "Neutral". Michelin (PSE:PML) (FSE:MCH) büßten 2,11 Prozent ein. Die Papiere des französischen Reifenherstellers litten zudem unter einem Pressebericht. Wie Finanzchef Marc Henry der Wirtschaftszeitung "Les Echos" sagte, sei es schwieriger für den Konzern geworden, sein Absatzziel von plus 3 Prozent in diesem Jahr zu erreichen.
Unter den Einzelwerten standen vor allem auch die Aktien von Philips Electronics (ASX:PHIA) (FSE:PHI1) im Fokus. Sie gewannen 2,45 Prozent. Zwar teilte der niederländische Elektronikkonzern mit, dass die Gewinnziele für 2014 nicht mehr erreicht werden könnten, zugleich wurde aber auch ein großer Einschnitt bekannt gegeben: Der Siemens-Konkurrent will sich in zwei eigenständige Unternehmen aufspalten. Die Lichtsparte soll in die Unabhängigkeit entlassen werden und sich damit auch Kapitalgebern von außen öffnen.
In London standen vor allem die Anteilsscheine von Shire (ISE:SHP) (FSE:SP2A), AstraZeneca (ISE:AZN)(SSE:AZN) oder auch Smith & Nephew (ISE:SN) (FSE:NPW1) im Fokus und büßten zwischen drei und knapp sechs Prozent ein. Händler verwiesen auf geplante Steuerbeschlüsse in den USA. Dort soll künftig härter gegen Firmen durchgegriffen werden, die ihren Sitz durch Übernahmen und Fusionen in steuergünstigere Länder verlegen und so dem amerikanischen Fiskus entgehen wollen. Astrazeneca war Übernahmeziel von Pfizer F:PFE (FSE:PFE) gewesen, Shire hatte im Juli der Übernahme durch den US-Konzern AbbVie (NAS:ABBV) zugestimmt und Smith & Nephew, ein Hersteller künstlicher Hüften und Kniegelenke war ein mögliches Ziel für Stryker F:SYK (FSE:SYK) gewesen.