PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die frisch gewonnene Zuversicht an den europäischen Aktienmärkten ist schnell wieder verflogen: Nach seinem festeren Wochenauftakt hat der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) am Dienstag den Rückwärtsgang eingelegt. Bis zum späten Vormittag gab der Leitindex der Eurozone um 2,18 Prozent auf 3115,26 Punkte nach.
Den Index drückten vor allem die anhaltenden Kursverluste bei den Autobauern nach unten, nachdem der Skandal um manipulierte Abgastests bei VW bekannt geworden war.
Auch in Frankreich und Großbritannien gingen es am Dienstag abwärts. Der CAC 40 (CAC 40) in Paris verlor zuletzt 2,42 Prozent auf 4474,50 auf Zähler, und der Londoner FTSE 100 (ISE:UKX) gab um 1,83 Prozent auf 5996,73 Punkte nach.
Börsianer machten für die Verluste auch die anhaltenden Unsicherheit der Investoren nach der verschobenen US-Zinswende verantwortlich: Die Anleger wüssten derzeit nicht, was sie von der Rhetorik der US-Notenbank Fed halten sollten, schrieb Andreas Pacziorek von CMC Markets. Die US-Geldpolitik sei bisher nur schwer kalkulierbar gewesen, weshalb sich nun auch niemand auf das jüngste Umschwenken einiger Notenbanker verlassen wollte, kommentierte er.
Nachdem die US-Notenbank erst in der vergangenen Woche die Zinswende erneut verschoben hatte, hatten sich in den vergangenen Tagen wieder einige US-Währungshüter geäußert und teils eine Zinswende noch in diesem Jahr nicht ausgeschlossen.
Am Nachmittag könnten sich die Blicke der Anleger noch auf das Verbrauchervertrauen aus der Eurozone und Daten vom US-Häusermarkt richten. Volkswirte rechnen mit einer Verschlechterung der europäischen Daten im Vergleich zum Vormonat.
Europaweit notierten sämtliche Branchen im Minus. Geschwächt durch den VW-Skandal um manipulierte US-Abgaswerte gab der Subindex der Autowerte (DJX:SXAP) um 4,15 Prozent nach. Noch deutlicher verloren die Rohstoffhersteller (DJX:SXPP) mit rund fünfeinhalb Prozent Minus.
Volkswagen-Vorzüge (XETRA:VOW3) notierten mit minus 5,18 Prozent am Eurostoxx-Ende. In London landeten Glencore (FSE:8GC) (ISE:GLEN) mit einem Abschlag von mehr als 9 Prozent auf dem letzten Platz im "Footsie", gefolgt von den Wettbewerbern Antofagasta (ISE:LONDON:ANTO) und Anglo American (FSE:NGL) (ISE:LONDON:AAL). Börsianer begründeten die Abschläge mit den gesunkenen Rohstoffpreisen.
Die Schweizer Börse wurde vor allem von Pharmawerten belastet. In Zürich gaben die Papiere von Roche (VTX:ROG) (FSE:RHO5) und Novartis (FSE:NOT) (VTX:NOVN) jeweils um mehr als 2 Prozent nach. Börsianer verwiesen auf US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton, die gegen die hohen Preise und Forschungsausgaben in der Pharmaindustrie vorgehen will.