FRANKFURT (dpa-AFX) - Wegen der Hängepartie im internationalen Handelsstreit haben sich die Anleger am deutschen Aktienmarkt am Montag vorerst mit weiteren Aktienkäufen zurückgehalten. Der Dax (DAX) behauptete sich auf dem Niveau der Vorwoche, die er mit einem Zugewinn von fast 3 Prozent abgeschlossen hatte. Am Nachmittag lag er knapp mit 0,08 Prozent im Plus bei 11 528,60 Punkten. Er stellt so die bei kurzfristig orientierten Anlegern beliebte 21-Tage-Linie auf den Prüfstand, die aktuell bei 11 525 Punkten verläuft.
In der zweiten deutschen Börsenreihe war das Vorzeichen jedoch negativ: der MDax (MDAX) der mittelgroßen Werte gab zuletzt um 0,51 Prozent auf 24 348,53 Zähler nach. Auf europäischer Bühne wiederum schaffte es der Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) mit 0,29 Prozent auf 3223,84 Punkte in die Gewinnzone.
Laut Marktbeobachter Thomas Altmann von QC Partners glauben die Investoren noch nicht vollständig an eine baldige Lösung im Handelskonflikt zwischen China und den USA, die den Markt in der Vorwoche nach den zuvor verzeichneten kräftigen Kursverlusten nach oben trieb. "Die Anleger wollen keine Ankündigungen von Donald Trump hören, sie wollen Fakten und Lösungen sehen", sagte der Experte. Laut Investmentanalyst Frank Klumpp von der LBBW braucht eine Annäherung aber Zeit.
Andere Marktbeobachter vermuten hinter der Aussage des US-Präsidenten, das ein möglicher Deal mit China in Aussicht stehe, ein taktisches Manöver vor den Zwischenwahlen zum US-Kongress am Dienstag. Ein Szenario, bei dem von Trump angeführten Republikaner im Repräsentantenhaus die Mehrheit verlieren könnten, gilt dann am Markt als wahrscheinlich. Als Belastung hinzu kamen am Montag außerdem schwache Stimmungsdaten aus der chinesischen Dienstleistungsbranche.
Auf Unternehmensseite schwankten die Aktien von Wirecard (4:WDIG) weiter. Am Freitag noch von einem skeptischen Analystenkommentar der US-Bank Merrill Lynch zur Wachstumsdynamik des Zahlungsdienstleisters belastet, kletterten sie nun um etwa 1 Prozent. Händler führten dies auf eine Gegenstimme der Experten der französischen Bank Exane BNP Paribas (DE:BNPP) zurück.
Allgemein gefragt waren defensive Branchen wie Telekom-, Versorger- oder Gesundheitswerte. Allen voran rückten die Aktien von Fresenius Medical Care (DE:FMEG) (FMC) an der Dax-Spitze um fast 2 Prozent vor. Am anderen Indexende dagegen zollten Infineon (4:IFXGn) ihrer jüngsten Rally mit einem Abschlag von 2,5 Prozent Tribut.
Im MDax lagen Wacker Chemie (4:WCHG) mit plus 5,5 Prozent an der Spitze: Marktteilnehmer verwiesen zur Begründung auf Medienberichte, wonach China die Obergrenze für installierte Solaranlagen anheben könnte. Der Spezialchemiekonzern wäre mit seinen Produkten ein möglicher Profiteur davon.
Außerdem kletterten Siemens (DE:SIEGn) Healthineers (4:SHLG) im Index mittelgroßer Werte um 2,5 Prozent, nachdem der Hersteller von Medizintechnik im vierten Geschäftsquartal positiv überraschte. Dies und auch der Ausblick dürften von den Anlegern positiv aufgenommen werden, kommentierte Analyst Daniel Wendorff von der Commerzbank (DE:CBKG). Mit mehr als 7 Prozent Plus schwappte dies auch auf die Papiere des Branchenkollegen Drägerwerk (4:DRWG_p) über.
Im Nebenwertebereich profitieren die Aktien von Borussia Dortmund (104:BVB) am Montag mit plus 1 Prozent auf 9,79 Euro weiter vom sportlichen Erfolg des Bundesligisten. Im frühen Handel stiegen die Papiere erstmals seit 2001 vorübergehend wieder über der Marke von 10 Euro.
Außerdem wurde im SDax der Kurs von Pfeiffer Vacuum (4:PV) mit mehr als 11 Prozent davon beflügelt, dass Großaktionär Busch über eine Tochtergesellschaft mittlerweile mehr als die Hälfte der Aktien hält. Dies sorgte am Markt für Fantasie, dass Busch den Anteil noch ausbauen könnte.
Am Rentenmarkt war am Montag nur wenig Bewegung drin. Die Umlaufrendite betrug wie am Freitag 0,27 Prozent. Der Rentenindex Rex (DE0008469107) legte nur knapp um 0,02 Prozent auf 140,81 Punkte zu. Der Bund-Future (DE0009652644) stieg um 0,13 Prozent auf 159,75 Punkte.
Der Euro hat am Montag leicht nachgegeben. Am frühen Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,1376 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Freitag etwas höher auf 1,1417 Dollar festgesetzt.