FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem Kursfiasko der Vorwoche droht dem deutschen Aktienmarkt neues Ungemach: Am Montag dürfte der Dax F:DAX unter die Marke von 8700 Punkten fallen. Der X-Dax als außerbörslicher Indikator für den deutschen Leitindex stand eine knappe Stunde vor Sitzungsbeginn um 1,10 Prozent tiefer bei 8692 Punkten. Auch der Future auf den EuroStoxx 50 F:SX5E deutet mit einem Minus von 1,41 Prozent auf einen sehr schwachen Sitzungsauftakt des Eurozone-Leitindex hin.
BÖRSENGEWINNE EINES JAHRES DAHIN
Sorgen um die Konjunktur und um früher als erwartet steigende US-Zinsen hatten in der vergangenen Woche im Dax den Gewinn eines ganzen Jahres vernichtet. Am Freitag hatte der deutsche Leitindex bei 8788,81 Punkten so tief geschlossen wie zuletzt vor zwölf Monaten. Nicht besser erging es der Wall Street, wo der Dow Jones ebenfalls seinen kompletten Jahresvorsprung wieder einbüßte.
Die Vorgaben aus Übersee haben sich nicht seitdem nicht gebessert: Der Future auf den US-Leitindex Dow Jones Industrial F:DJI sackte seit Xetra-Schluss am Freitag um 1,30 Prozent ab. Auch in Asien ist die Kurstafel zu Wochenbeginn tiefrot.
Experten befürchten nun, dass der Dax im freien Fall nach unten stürzen könnte, sollten wichtige charttechnische Linien gerissen werden. Die Woche starte auch deshalb ziemlich mau, da auf der Konjunkturagenda am Montag Leere herrsche, schrieb James Hughes vom Broker Alpari am Morgen. Laut Dirk Gojny von der National-Bank könnten dagegen die jüngsten "durchaus vielversprechenden" Daten aus China hilfreich sein, um die Stimmung an den Märkten etwas zu verbessern.
US-BERICHTSSAISON NIMMT FAHRT AUF - BANKEN ÖFFNEN IHRE BÜCHER
Die Blicke und Hoffnungen auf Kursstützen richten sich in dieser Woche nun vor allem auf die Berichtssaison, die in den USA in den nächsten Tagen deutlich an Fahrt aufnimmt. Dort werden zuerst die großen Banken ihre Quartalsbilanzen präsentieren, aber auch Technologieunternehmen wie Intel F:INTC (FSE:INL), Ebay (FSE:EBA) F:EBAY, IBM (ETR:IBM) F:IBM und Google F:GOOG (ETR:GGQ1). Überdies stehen in den USA auf Konjunkturseite zahlreiche wichtige Konjunkturtermine an wie etwa das Sitzungsprotokoll ("Beige Book") der US-Notenbank Fed zur Wochenmitte.
Deutlich ruhiger geht es hierzulande zu. An diesem Montag interessiert vor allem der Kapitalmarkttag des Anlagenbauers Gea Group F:G1A sowie am Donnerstag die Jahreszahlen des SDax-Unternehmens F:SDXP KWS Saat.
MEDIEN: BAYER DROHT SCHADENERSATZKLAGE WEGEN XARELTO
Unter den Einzelwerten im Dax stehen am Montag zudem Bayer (ETR:BAYN) im Blick. Laut einem Pressebericht droht dem Pharmakonzern in den USA eine milliardenschwere Schadensersatzkampagne gegen sein Schlaganfall-Medikament Xarelto. Vorbörslich gehörten die Bayer-Titel beim Broker Lang & Schwarz bereits zu den größten Dax-Verlierern.
Am deutlichsten im Leitindex bergab ging es vor Handelsbeginn für ThyssenKrupp F:TKA, die um über 2 Prozent nachgaben. Angesichts der Sorgen um die Weltwirtschaft standen bereits in der Vorwoche konjunktursensible Werte auf der Verkaufsliste der Anleger.
Auch für die Infineon-Titel F:IFX, die in der vergangenen Woche wegen schlechter Nachrichten des US-Chiphersteller Microchip Technologies knapp 7 Prozent an Wert eingebüßt hatten, dürfte es weiter nach unten gehen: Sie verloren vor Handelsbeginn bereits rund 2 Prozent. Die Analysten von JP Morgan zogen am Morgen zudem ihre Kaufempfehlung für den Titel zurück und kappten ihre Einstufung auf "Neutral".