FRANKFURT (dpa-AFX) - Weitere Kursverluste dürften den Dax am Donnerstag unter die viel beachtete Marke von 16 000 Punkten drücken. Knapp eine Stunde vor dem Handelsstart signalisierte der X-Dax als außerbörslicher Indikator ein Minus von knapp 0,7 Prozent auf 15 918 Punkte. Damit würde der deutsche Leitindex sowohl unter der 21- als auch unter der 50-Tage-Linie für den kurz- beziehungsweise mittelfristigen Trend notieren.
Sein Eurozonen-Pendant EuroStoxx 50 wird ähnlich deutlich im Minus erwartet. Die Aussicht auf in diesem Jahr weiter steigende US-Leitzinsen nach der jüngst eingelegten Zinspause belastet derzeit die Börsen.
Es gebe aber noch immer genügend Anleger, die die Rally ganz oder in Teilen verpasst hätten und einen größeren Rücksetzer sicherlich dankbar zum Kaufen nutzen würden, bemerkte Thomas Altmann, Portfolio-Manager beim Vermögensverwalter QC Partners. Auch für die Autoren des Helaba-Tagesausblicks "ist die Abschwächung im Dax noch als Korrektur zu werten", solange er sich oberhalb der Unterstützungen im Bereich 15 600 bis 15 700 Punkten behaupten könne.
An diesem Donnerstag stehen in Norwegen, der Schweiz und in Großbritannien Notenbank-Entscheidungen auf der Agenda. Laut Analyst Michael Hewson von CMC Markets (LON:CMCX) UK dürften alle drei Länder die Zinsen ebenfalls anheben, die Bank of England mit 0,5 Prozentpunkten womöglich sogar stärker als gedacht. Er verwies auf die am Mittwoch veröffentlichten britischen Inflationszahlen für den Mai. Entgegen dem erwarteten Rückgang war die Teuerung auf dem Niveau des Vormonats geblieben und die Kerninflation sogar auf ein 31-Jahres-Hoch geklettert.
Deutsche Unternehmensnachrichten waren zunächst Mangelware. Daher standen vor allem Studien im Fokus. Im Dax könnten der Softwarekonzern SAP (ETR:SAPG) und insbesondere der Pharma- und Laborausrüster Sartorius (ETR:SATG) von Hochstufungen profitieren.
Das US-Analysehaus Jefferies empfiehlt die zuletzt etwas schwächelnden SAP-Aktien aus Bewertungsgründen nun mit "Hold", liegt mit dem auf 115 Euro angehobenen Kursziel aber noch 8 Euro unter dem gestrigen Schlusskurs. Der Bewertungsabschlag zum Branchenkollegen Microsoft (NASDAQ:MSFT) habe sich ausgeweitet, womit die bisherige Anlageempfehlung nicht mehr angemessen sei, heißt es zur Begründung. Vorbörslich tendierten die Aktien mit einem knappen Minus besser als der Dax.
Derweil spricht die Privatbank Berenberg ein Kaufvotum für Sartorius aus. Das Kursziel senkte Analyst Odysseas Manesiotis zwar deutlich auf 390 Euro, liegt damit aber immer noch knapp 29 Prozent über dem aktuellen Bewertungsniveau. Am Montag hatten überraschend stark gesenkte Jahresziele die Aktien auf Talfahrt geschickt. Nun winkt ihnen mit knapp ein Prozent Plus eine weitere Stabilisierung.