FRANKFURT (dpa-AFX) - Dem Dax (DAX) winkt am Freitag ein schwacher Wochenausklang. Mangels Rückenwind von den Übersee-Börsen und vor dem G7-Gipfel sowie anderen wichtigen Ereignissen und nach enttäuschenden deutschen Industrieproduktionsdaten signalisierte der X-Dax als vorbörslicher Indikator ein Minus von 1,07 Prozent auf 12 674 Punkte.
Damit würde der deutsche Leitindex sein knappes Vortagsminus ausweiten und zudem unter der charttechnisch wichtigen 200-Tage-Linie notieren. Diese gilt als viel beachteter Indikator für den längerfristigen Trend. Auf Wochensicht droht dem Börsenbarometer dank der Gewinne der ersten Wochenhälfte aber nur ein bescheidener Kursrückgang von 0,39 Prozent. Das Eurozonen-Gegenstück EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) wird am Freitagmorgen rund 0,7 Prozent schwächer erwartet.
Die US-Technologiewerte hatten am Vortag ihre jüngste Rekordrally zunächst beendet. Auch den Standardwerten fehlt weiterer Schwung - nachbörslich bröckelten die Futures etwas ab. An den asiatischen Börsen gingen die Börsianer zuletzt ebenfalls in die Defensive.
Schon vor dem Treffen der sieben großen Industrienationen in Kanada ist derweil der Streit der G7-Partner mit US-Präsident Donald Trump offen ausgebrochen. Nach Gesprächen mit dem kanadischen Gastgeber Justin Trudeau rief Frankreichs Präsident Emmanuel Macron mit scharfen Worten dazu auf, sich geschlossen der amerikanischen "Vormachtpolitik" zu widersetzen.
Die Streitigkeiten drehen sich um Trumps Alleingänge wie Sonderzölle auf Importe aus Europa, Kanada, Mexiko und Japan sowie seinen Ausstieg aus dem Pariser Klimaschutzvertrag und aus dem Atom-Abkommen mit dem Iran. "Spannend wird, wie offen die übrigen Regierungschefs den Handelskonflikt mit Donald Trump austragen", schrieb Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners. "Hier könnte eine gefährliche Spirale aus Zöllen, Gegenmaßnahmen und immer neuen Gegenmaßnahmen entstehen."
Zudem stünden in der kommenden Woche wichtige geldpolitische Entscheidungen der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB) an, ergänzte Mark Holman von TwentyFour Asset Management. Aktuell gingen die Marktteilnehmer überwiegend von einer US-Zinserhöhung um 0,25 Prozentpunkte aus, während bei der EZB noch kein Zinsschritt erwartet werde. Mitten im Handelsstreit mit den USA weitete sich derweil Chinas Handelsüberschuss im Mai erneut aus - allerdings deutlich geringer als gedacht.
Unternehmensseitig sah die Agenda am deutschen Markt am Freitag einmal mehr dünn aus. Die Aktien der Deutschen Bank (4:DBKGn) und der Commerzbank (4:CBKG) könnten von Medienberichten über Fusionsgespräche profitieren. Entsprechende Spekulationen seien allerdings nicht neu und von Deutsche-Bank-Aufsichtsratschef Paul Achleitner dementiert worden, sagte ein Händler.