FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Zinsentscheid in den USA dürfte am Donnerstag den nächsten Kursrutsch beim Dax nach sich ziehen. Getrübt davon, dass der der weltweite Ausverkauf zuvor schon in den USA und Asien weiter ging, wird auch der hiesige Markt deutlich im Minus erwartet. Der X-Dax (DAX) als Indikator signalisiert am Morgen für den Leitindex ein Minus von 1,2 Prozent auf 10 641 Punkte. Immerhin bliebe ihm ein zuvor befürchtetes neues Tief seit zwei Jahren damit vorerst erspart. Dieses droht bei 10 585 Punkten.
In New York hatte der Dow nach der US-Notenbankentscheidung trotz der Aussicht auf einen weniger steilen Zinspfad seit Xetra-Schluss etwa 3 Prozent eingebüßt. In Asien zog dies zumindest am japanischen Markt ähnlich deutliche Abschläge nach sich. Als Anlass für den Kursrutsch wurde angesehen, dass viele Investoren angesichts der zuletzt schwächeren Konjunktur auf eine noch vorsichtigere Fed gesetzt hatten - und damit nun auf dem falschen Fuß erwischt wurden. Vor diesem Hintergrund wird am Donnerstag auch der europäische Leitindex EuroStoxx 1,6 Prozent tiefer erwartet.
"Die Fed tritt auf die Bremse - allerdings weniger stark als von vielen erwartet", schrieb Thomas Altmann von QC Partners in einem ersten Kommentar nach der Entscheidung der US-Notenbank. "Für 2019 rechnet die Fed jetzt mit zwei weiteren Zinsschritten, einem weniger als noch im September." Am Markt hätten einige auf nur noch eine weitere Erhöhung im kommenden Jahr gesetzt - daher auch die vorsichtigen Kursgewinne zur Wochenmitte.
"Der deutsche Leitindex befindet sich mehr denn je im übergeordneten Abwärtsmodus", sagte der Technische Analyst Martin Utschneider von der Privatbank Donner & Reuschel. Nach zwei Tagen der Unentschlossenheit befürchtet er, dass sich diese abwartende Haltung "heute nach unten entlädt". Ob neue Konjunkturdaten am Donnerstag das Ruder herumreißen können, ist seiner Einschätzung nach mehr als fraglich. Am Nachmittag wird aus den USA mit dem Philadelphia-Fed-Index ein Frühindikator erwartet.
Auf Unternehmensseite wird die Agenda vor Weihnachten immer ruhiger. Medigene (4:MDG1k) sind am Morgen eine Ausnahme mit einem deutlichen Kurssprung nach veröffentlichten Zwischenergebnissen einer Impfstoffstudie. Auf der Handelsplattform Tradegate sprangen sie vorbörslich um 7,7 Prozent nach oben.
Der Autosektor droht mit dem Markt zu schwanken. Einen Blick wert sein könnte hier aber die Meldung, dass BMW (4:BMWG) und Daimler (4:DAIGn) laut Insidern über eine Zusammenarbeit bei wichtigen Pkw-Teilen nachdenken. Die Konzerne evaluierten Optionen wie gemeinsame Pkw-Plattformen, für Batterien und Technologien für autonomes Fahren, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Vortag unter Berufung auf Kreise.