FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Mittwoch seine zwischenzeitlichen Verluste verringert. Ein wenig Rückenwind kam von den Ölpreisen, die nach dem zuletzt rasanten Verfall einen Stabilisierungsversuch starteten. Dennoch lasten einige negative Unternehmensergebnisse sowie die drohende Eskalation des Haushaltsstreits zwischen Italien und der Europäischen Union weiter auf den Kursen.
Der Dax (DAX) notierte gegen Mittag 0,60 Prozent tiefer bei 11 402,98 Punkten. Am Vortag hatte der deutsche Leitindex - gestützt von Hoffnungen auf eine bevorstehende Brexit-Einigung sowie positive Signalen im US-Handelsstreit mit China - noch um 1,3 Prozent angezogen. Der MDax(MDAX), in dem die mittelgroßen Unternehmen repräsentiert sind, zeigte sich am Mittwoch kaum verändert bei 24 077,94 Punkten. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) ging es um 0,69 Prozent auf 3202,69 Zähler abwärts.
"Kurzfristig dürfte sich die Achterbahnfahrt an den Aktienmärkten fortsetzen", glaubt Analyst Milan Cutkovic von AxiTrader. "Den Fortschritten in den Handelsgesprächen und in den Brexit-Verhandlungen stehen die Italien-Krise, steigende Zinserwartungen sowie ein höchst volatiler Ölpreis gegenüber."
Italien weigert sich im Haushaltsstreit trotz Protesten der EU und großer Nervosität an den Finanzmärkten von seinen Schuldenplänen abzuweichen. In der Nacht ließ die italienische Regierung die EU-Frist verstreichen. Italien steuert nun auf ein Defizitverfahren zu. In einem nächsten Schritt können finanzielle Sanktionen folgen.
Die Autowerte erholten sich in einem schwachen Marktumfeld. Besonders deutlich gelang dies BMW (DE:BMWG) mit 2,3 Prozent Plus. Auch Daimler (DE:DAIGn) und VW (DE:VOWG) tendierten fester. Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners verwies auf Presseberichte, wonach die USA wohl weiterhin keine neuen Importsteuern auf Fahrzeuge einführen wollen. "Möglicherweise deutet dieser Schachzug bereits eine Wende in Trumps Handelspolitik an", so Altmann.
Beim Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck KGaA (4:MRCG) lief es im zuletzt kriselnden Geschäft mit Flüssigkristallen wieder besser, doch den Darmstädtern machen negative Wechselkurseffekte zu schaffen. Merck-Aktien gehörten mit plus 1,7 Prozent zu den besten Dax-Werten.
Dagegen legten Wirecard-Aktien (4:WDIG) nach der Bekanntgabe endgültiger Quartalszahlen den Rückwärtsgang ein. Zuletzt verloren die im September in die erste Börsenliga aufgestiegenen Aktien des Zahlungsabwicklers als Dax-Schlusslicht 4,4 Prozent. Seit dem Rekordhoch von 199 Euro Anfang September summiert sich das Kursminus damit auf rund ein Viertel. Analysten bemängelten vor allem den aus ihrer Sicht vorsichtigen Gewinnausblick für das Gesamtjahr 2018, waren ansonsten aber des Lobes voll.
Die Versorger-Papiere von RWE (4:RWEG) und Eon (4:EONGn) gehörten mit Gewinnen zwischen 1,3 und 2,5 Prozent zu den Top-Werten im Dax. Analyst Alberto Gandolfi von der Investmentbank Goldman Sachs (NYSE:GS) wertete beide Zahlenwerke positiv und lobte die Entwicklung der Nettoverschuldung beider Unternehmen.
Dagegen waren die Anteilsscheine von Puma (95:PMMAF) dank einer Kaufempfehlung der Investmentbank Merrill Lynch mit plus 4,7 Prozent Spitzenreiter im MDax. Analystin Sophie Park hält Puma für eine "cool cat" - die Marke werde auf Jahre hinaus en vogue bleiben. Der Sportartikelhersteller dürfte die mittelfristigen Umsatzerwartungen übertreffen.
Die Aktien der Shop Apotheke (4:SAEG) brachen nach einer Ergebniswarnung um mehr als 20 Prozent ein. Wegen des harten Wettbewerbs senkte die Online-Apotheke ihr Profitabilitätsziel für 2018. Das zuletzt erhöhte Umsatzziel wurde hingegen beibehalten.