FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax (DAX) hat einen kleinen Teil seiner Vortagesverluste wieder wettgemacht. Der deutsche Leitindex stabilisierte sich etwas und legte bis zum Dienstagnachmittag um 0,32 Prozent auf 10 465,58 Punkte zu. Erfreuliche Signale kamen von der US-Notenbank (Fed): Mit dem Fed-Direktoriumsmitglied Lael Brainard dämpfte eine einflussreiche Währungshüterin die Sorgen vor einer baldigen Leitzinsanhebung. Es sei "Vorsicht" bei der Rückführung der lockeren Geldpolitik geboten, sagte sie.
Nach dem Einbruch der US-Indizes am Freitag aus Furcht vor bald steigenden Zinsen war auch der Dax zu Wochenbeginn zunächst um rund 2,5 Prozent bis auf 10 299 Punkte eingeknickt. Bis zum Handelsende hatte er die Verluste aber bereits um gut einen Prozentpunkt eingedämmt. Höhere Zinsen würden Aktien gegenüber Anleihen in einem schlechteren Licht erscheinen lassen.
Der MDax (MDAX) der mittelgroßen deutschen Unternehmen legte am Dienstag um 0,15 Prozent auf 21 195,90 Punkte zu und der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) gewann 1,03 Prozent auf 1754,30 Zähler. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) hingegen ging es um 0,19 Prozent nach unten.
'ANLEGER IM BANN DER FED'
Am Freitag hatte sich der regionale Notenbankchef von Boston, Eric Rosengren, gegen eine zu lang anhaltende lockere Geldpolitik ausgesprochen und an der Wall Street für den stärksten Rutsch seit dem Brexit-Votum der Briten gesorgt. "Die Anleger stehen im Bann der Fed", schrieb Investmentanalyst Uwe Streich von der Landesbank Baden-Württemberg.
Nach dem Auftritt zahlreicher Vertreter der Fed rund um das Notenbank-Treffen in Jackson Hole sei zumindest deutlich geworden, dass unter den US-Währungshütern nach wie vor keine Einigkeit über die Richtung auf dem "Zinspfad" herrsche, schrieb Analyst Dirk Gojny von der Essener National-Bank. Das reduziere die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung im laufenden Monat tatsächlich, da Fed-Chefin Janet Yellen bisher durchaus den Eindruck hinterlassen habe, einen möglichst breiten Konsens bei den Zinsentscheidungen hinter sich wissen zu wollen. Mit zu vielen Abweichlern würde sie sich schwer tun.
Flankiert werde die momentan zu beobachtende Erholungsbewegung am Aktienmarkt von einem stabil ausgefallenen ZEW-Index, schrieb Analyst Gregor Kuhn vom Handelshaus IG. Die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten hatten sich im September nicht verändert.
INFINEON PROFITIEREN VON ÜBERNAHMEFANTASIEN
Unter den Favoriten im Dax stiegen die Anteilsscheine von Infineon Technologies (XETRA:IFXGn) um knapp 2 Prozent. Börsianer verwiesen als Antrieb auf die Ankündigung einer weiteren Fusion in der Chipindustrie, die für Übernahmefantasie in der Branche sorge: Der japanische Wettbewerber Renesas will den US-amerikanischen Autochip-Spezialisten Intersil (NASDAQ:ISIL) (FSE:IH9) schlucken.
Im Blick blieben derweil die Aktien der von Eon (DE:EONGn) abgespaltenen Kraftwerks- und Energiehandelssparte Uniper (ETR:UN01). Nachdem die Anteilsscheine am Montag bereits ein insgesamt ordentlich verlaufenes Börsendebüt hingelegt hatten, zogen sie am Dienstag nun um rund 3,5 Prozent an. Mehrere Analysten hatten sich überwiegend zuversichtlich zu den Papieren geäußert. Für die Aktien von Eon (ETR:EOAN) ging es derweil um mehr als 1 Prozent nach unten.
HAPAG-LLOYD AN DER SDAX-SPITZE
An der Spitze des SDax (SDAX) der gering kapitalisierten Werte verteuerten sich die Papiere der Reederei Hapag-Lloyd (XETRA:HLAG) um mehr als 5 Prozent. Auf einigen Routen seien die Frachtraten für den Containertransport deutlich gestiegen, sagten Börsianer.