FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Dax-Erholung (DAX) hat sich am Donnerstag dank guter Vorgaben der Börsen in Übersee verstärkt. Zudem fielen Wirtschaftsdaten aus der Eurozone insgesamt positiv aus. Nach einem freundlichen Start baute der deutsche Leitindex seine Gewinne aus und stand gegen Mittag 1,95 Prozent höher bei 10 244,33 Punkten. Damit knüpfte er an seine moderaten Vortagsgewinne an - sämtliche Indexwerte schafften es ins Plus. In den Fokus rückt am Nachmittag die Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB).
Zuvor war es für den Dax wegen der Turbulenzen an Chinas Börsen tagelang meist bergab gegangen. Am Donnerstag und Freitag blieben diese aber geschlossen: Das Land feiert den 70. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges in Asien. An der Wall Street deutet sich derweil eine weitere Erholung an und in Japan schloss der Markt mit Gewinnen. Dazu hat sich die Stimmung im Dienstleistungssektor der Eurozone stärker als erwartet aufgehellt; auch die Umsätze der Einzelhändler legten zu.
Von alledem profitierten auch die anderen deutschen Aktienindizes: Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Werte gewann 1,53 Prozent auf 19 666,36 Punkte und der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) rückte um 2,59 Prozent auf 1720,05 Punkte vor. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) ging es um 1,55 Prozent auf 3248,39 Punkte hoch.
NACHHALTIGKEIT DER ERHOLUNG FRAGLICH
Fraglich ist laut Experten allerdings die Nachhaltigkeit der aktuellen Entwicklung. "Insgesamt bleibt die Stimmung negativ", warnte Analyst Markus Huber vom Handelshaus Peregrine & Black, "noch ist nicht jeder überzeugt, dass wir schon den Tiefpunkt des jüngsten Abwärtstrends gesehen haben." Doch trotz der Neigung, bei einer Erholung die Gewinne sofort zu versilbern, hätten immerhin die Panikverkäufe nachgelassen.
Etwas optimistischer ist Chartexperte Franz-Georg Wenner vom Börsenstatistik-Magazin "Index-Radar": Ungeachtet weiter bestehender Risiken könnte genug Nachfrage dafür sorgen, dass der Dax aus seiner jüngsten Handelsspanne zwischen 9920 und 10 170 nach oben ausbreche. Allzu viel Aufwärtspotenzial räumt aber auch Wenner dem Index nicht ein.
EZB UND US-DATEN IM BLICK
Die EZB dürfte derweil am Nachmittag den Leitzins auf seinem rekordniedrigen Niveau belassen und ihr Anleihekaufprogramm unverändert fortsetzen. Allerdings rechnen Volkswirte damit, dass die Währungshüter ihre Bereitschaft bekräftigen werden, die Geldpolitik bei Bedarf weiter zu lockern.
Ansonsten sollten Konjunkturdaten aus den USA mit Blick auf eine vielleicht baldige Wende in der dortigen Geldpolitik Beachtung finden. Am wichtigsten für die Entscheidung der US-Notenbank Fed, die Zinsen bereits im September oder doch erst später anzuheben, ist allerdings der am Freitag anstehende monatliche Arbeitsmarktbericht der Regierung.
STUDIEN SCHIEBEN FMC UND CONTI AN - EON HINKEN HINTERHER
Im Dax sorgten vor allem Analystenkommentare für deutliche Kursaufschläge. Die Aktien des Dialysespezialisten FMC (XETRA:FMEG) eroberten mit plus 4,92 Prozent die Indexspitze, nachdem die US-Investmentbank Goldman Sachs sie hochgestuft hatte und nun eine Kaufempfehlung ausspricht. Analystin Veronika Dubajova sieht nach dem jüngsten Kursrutsch eine attraktive Kaufgelegenheit.
Für die Titel des Autozulieferers Continental (XETRA:CONG) ging es um 2,79 Prozent hoch. Auch hier half eine neue Kaufempfehlung, in diesem Fall von der schweizerischen Bank UBS (SIX:UBSG).
Derweil hinkten die Titel des Energieversorger Eon (ETR:EOAN) dem Markt mit plus 0,62 Prozent erneut hinterher. Bereits am Mittwoch hatten die Anleger wegen Sorgen um die Atom-Altlasten die Finger von den Aktien gelassen. Besser hielten sich die vortags ebenfalls schwachen Titel des Konkurrenten RWE (XETRA:RWEG): Sie erholten sich im Gleichschritt mit dem Markt um 1,82 Prozent.
PLATZIERUNG BELASTET EVONIK - ZEAL NETWORK MIT GEWINNWARNUNG
Die Anteilsscheine von Evonik (XETRA:EVKn) waren mit minus 2,49 Prozent Schlusslicht im MDax. Laut einem Händler bremste die Nachricht über eine Aktienplatzierung durch einen institutionellen Investor die Kursentwicklung des Chemiekonzerns.
Im SDax (SDAX) der geringer kapitalisierten Unternehmen stachen Zeal Network (XETRA:TIMGn) (ehemals Tipp 24) mit einem Minus von 2,62 Prozent heraus. Der Lottoanbieter senkte wegen der Auszahlung eines millionenschweren Jackpots seine Jahresprognose für das operative Ergebnis. Ein Händler ging aber nicht von nachhaltigen Kursverlusten aus: "Es ist nicht das erste Mal, dass Zeal wegen einer Jackpot-Auszahlung eine Gewinnwarnung ausgibt - normalerweise erholt sich die Aktie nach solchen Nachrichten recht bald wieder.