FRANKFURT (dpa-AFX) - Eine Gewinnwarnung des Autozulieferers Leoni und der starke Euro haben den deutschen Aktienmarkt am Dienstag unter Druck gesetzt. Der Dax (DAX) beendete zunächst seine Serie von sieben Gewinntagen in Folge und fiel unter die Marke von 10 000 Punkten. Gegen Mittag lag das Minus bei 1,29 Prozent auf 9989,56 Punkte.
Vor allem Aktien aus der exportabhängigen Automobilbranche sackten teils deutlich ab. Zwischenzeitlich war die Gemeinschaftswährung über die Marke von 1,14 US-Dollar (FX1:EURUS) geklettert. Ein fester Euro verringert die Exportchancen deutscher Unternehmen. Als Belastung hinzu kamen Kursverluste an den asiatischen Börsen.
Schon zum Wochenstart hatte der Dax an Dynamik verloren und sich nur noch knapp ins Plus gerettet. Es werde langsam spürbar, dass der deutsche Leitindex sein kurzfristiges Aufwärtspotenzial größtenteils ausgereizt habe, schrieb Chartexperte Franz-Georg Wenner vom Börsenstatistik-Magazin Index-Radar.
KONJUNKTURERWARTUNGEN TRÜBEN SICH EIN
Auch die anderen wichtigen Aktienindizes litten unter Gewinnmitnahmen und knickten ein: So fiel der MDax (MDAX) der mittelgroßen Aktienwerte um 1,97 Prozent auf 19 654,93 Punkte. Die Papiere des MDax-Mitglieds Leoni (XETRA:LEOGn) brachen alleine um knapp 30 Prozent ein. Der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) gab um 1,38 Prozent auf 1731,75 Punkte nach. Beim Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) stand zuletzt ein Minus von 1,37 Prozent.
In das trübe Bild passte, dass sich die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten im Oktober auch wegen des Volkswagen-Skandals (XETRA:VOW3) weiter eingetrübt hatten. Die Rahmenbedingungen blieben aber für die deutsche Wirtschaft nach wie vor günstig, schrieb Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank.
AUTOZULIEFERER GERATEN IN DEN SOG VON LEONI
Bei Leoni war der Gewinn im dritten Quartal überraschend gesunken. Nach Unternehmensangaben bereitete die Bordnetz-Sparte Probleme. Im vierten Quartal dürfte die schwächere Entwicklung des Geschäftsbereichs das Ergebnis weiter belasten, hieß es. Leoni gab in der Folge sein Gewinnziel auf.
Im Sog des Kurseinbruches bei Leoni büßten auch die Papiere anderer Zulieferer deutlich an Wert ein. So sackten die Anteilsscheine von Continental (XETRA:CONG), ElringKlinger (ETR:ZIL2), Hella (XETRA:HLE), Norma (XETRA:NOEJ) und Dürr (XETRA:DUEG) zwischen 3 und 7 Prozent ab. Der Börsenneuling Schaeffler (ETR:SHA) verlor mehr als 2 Prozent an Wert.
SAP EINSAM AN DER DAX-SPITZE
Positiv überraschten indes die Geschäftszahlen von SAP (XETRA:SAPG). Europas größter Softwarekonzern verdiente im dritten Quartal operativ überraschend viel. Die Anleger honorierten dies mit einem Plus von 4,66 Prozent auf 63,33 Euro - das bedeutete für SAP mit Abstand den Spitzenplatz im Dax. Laut Analyst Mark Moerdler von dem US-Analysehaus Bernstein Research hat das Unternehmen die Stärken im Kerngeschäft unter Beweis gestellt und zudem seine Einschätzung bestätigt, dass die Neuausrichtung in die Cloud zu Umsatzsteigerungen führe.
Die Tags zuvor noch sehr gefragten Versorger rutschten ans Dax-Ende. Die Papiere von Eon (ETR:EOAN) und RWE (XETRA:RWEG) gaben um 5 beziehungsweise 6 Prozent nach. "Wir raten, RWE und Eon zu verkaufen", hieß es vom Investmenthaus Kepler Cheuvreux. Analyst Ingo Becker hatte nach der jüngsten Erholungsrallye beide Papiere auf eine Liste zu meidender Werte gesetzt.
Abseits der Berichtssaison fielen die Anteilsscheine von Hochtief (XETRA:HOTG) um mehr als 5 Prozent. Der Baukonzern hat seinen zweitgrößten Aktionär verloren. Der Investmentarm des Golfstaates Katar stieg komplett aus dem deutschen Unternehmen aus.