FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach der jüngsten Börsenrally hat sich der deutsche Aktienmarkt am Freitag zum großen Verfall an den Terminbörsen recht beständig gezeigt. Am sogenannten "Hexensabbat", dem großen Verfallstag von Futures und Optionen kann es oftmals zu hektischen Kursbewegungen kommen. Der Dax schaffte es streckenweise jedoch nah an sein am Vortag erreichtes Jahreshoch heran, zuletzt notierte der deutsche Leitindex noch mit 0,08 Prozent im Plus bei 12 365,26 Punkten.
Der MDax (MDAX), in dem die Aktien mittelgroßer Unternehmen vertreten sind, notierte zuletzt mit minus 0,14 Prozent bei 25 576,50 Zählern weiterhin unter seinem Vortagesschluss. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) verbuchte dagegen ein moderates Plus.
Durch die jüngste Verschärfung im Ton zwischen den USA und dem Iran seien die geopolitischen Risiken zwar wieder gestiegen, erklärte Marktexperte Milan Cutkovic von Axitrader. Doch die Kauflaune auf dem Parkett bleibe angesichts der jüngsten Zinssignale der Notenbanken weiterhin gut. Für etwas Rückenwind sorgten auch gute Konjunkturdaten aus der Eurozone. Demnach hat sich dort die Unternehmensstimmung im Juni etwas stärker aufgehellt als erwartet.
Die Notenbanken hatten in dieser Woche mit der Aussicht auf billiges Geld eine neue Kaufwelle an den Handelsplätzen rund um den Globus angefacht. Dem Dax bescherte das ein neues Jahreshoch und ein Wochenplus von bisher mehr als zwei Prozent. Die Währungshüter in Europa und USA reagierten auf die sich eintrübenden Konjunkturaussichten mit neuen Zinsverlockungen. Der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, hatte eine weitere Lockerung der Geldpolitik signalisiert, sollte sich der Wirtschaftsausblick nicht bessern. Und die US-Notenbank Fed, die zuletzt die Zinsen wieder angehoben hatte, bereite zumindest verbal den Weg für eine Senkung vor. Dies bringt Aktien in der Gunst der Anleger nach vorn.
Im Dax knüpften die Lufthansa (4:LHAG) an ihre jüngste Schwächeserie an und waren mit einem Prozent Kursabschlag größter Verlierer im Index. Nach der jüngsten Gewinnwarnung versetzten neue Streikdrohungen der Anlegerstimmung einen weiteren Dämpfer. Die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo hat Ausstände bei der Airline sowie ihren Töchtern Eurowings und Germanwings mitten in der Feriensaison angekündigt.
Die Aussicht auf sinkende Zinsen hatte die Banken am Vortag noch unter Druck gesetzt, denn sie gelten wegen der sinkenden Erträge als Leidtragende der Strafzinsen. Vor dem Wochenende nutzten die Anleger nun das gesunkene Kursniveau, europaweit setzten die Kurse der Branche zur Gegenbewegung an. Deutsche Bank (DE:DBKGn) führten den Dax mit einem Plus von rund einem Prozent an, wobei sie auch einer negativen Studie der britischen Barclays-Bank trotzten. Commerzbank (4:CBKG) verteuerten sich um mehr als ein Prozent.
Dagegen litten die Halbleiterwerte unter schlechten Branchennachrichten. Im Sog der Gewinnwarnung des amerikanisch-britischen Anbieters ging es für Infineon (4:IFXGn) und Dialog Semiconductor (4:DLGS) um jeweils rund ein halbes Prozent abwärts.