FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax (DAX) hat am Donnerstag dank des lange erwarteten griechischen Hilfsgesuchs seine Verluste abgeschüttelt. Gegen Mittag notierte der anfangs schwache deutsche Leitindex prozentual unverändert bei 10 960,96 Punkten - das Rekordhoch von 11 013 Punkten vom vergangenen Freitag rückt damit wieder in Sichtweite.
Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Werte stieg am Donnerstag um 0,13 Prozent auf 19 523,80 Punkte, während der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) 0,03 Prozent auf 1534,83 Punkte verlor. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (DJ Euro Stoxx 50) stagnierte bei 3465,69 Punkten.
EINGANG VON HILFSGESUCH BESTÄTIGT
In das griechische Schuldendrama kommt Bewegung: Die neue Regierung hat endlich den seit Dienstagabend erwarteten Antrag für die Verlängerung der Kredithilfen abgeschickt. Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem quittierte den Eingang des Antrages umgehend über den Kurznachrichtendienst Twitter. Weitere Angaben machte er aber zunächst nicht. Damit bleibt die wichtigste Frage weiter offen, ob die neue Athener Regierung die Auflagen der internationalen Geldgeber akzeptiert. Noch am Nachmittag soll sich die sogenannte Arbeitsgruppe der Euroländer nun mit dem Antrag befassen.
Nach früheren Angaben von Finanzminister Gianis Varoufakis könnte sich dann noch am Freitag die Ministerrunde der Eurogruppe in einer Telekonferenz damit beschäftigen. Derweil dementierte die Europäische Zentralbank (EZB) einen Pressebericht, wonach über Kapitalverkehrskontrollen in Griechenland diskutiert wird.
AUCH FED-AUSSAGEN STÜTZEN - DEUTSCHE BÖRSE ENTTÄUSCHT
Als weitere Kursstütze nannte Analyst Andreas Paciorek von CMC Markets Aussagen der US-Notenbank Fed vom Vorabend, wonach eine Zinserhöhung in den USA noch auf sich warten lassen könnte. Niedrige Zinsen begünstigen Aktien gegenüber festverzinslichen Wertanlagen, die in einem solchen Umfeld kaum eine Rendite abwerfen.
Bei Einzelwerten sorgten vor allem Geschäftszahlen für Bewegung. Die Aktien der Deutschen Börse (XETRA:DB1Gn) gaben im Dax um 1,30 Prozent nach, obwohl der Börsenbetreiber seine Durststrecke 2014 beendet hatte. Der Börsenbetreiber profitierte von den Schwankungen an den globalen Finanzmärkten, die die Geschäfte an seinen Handelsplätzen belebt hatte. Für das laufende Jahr ist der Vorstand trotz eines starken Handels im Januar aber vorsichtig. Er habe mit mehr gerechnet, monierte ein Experte. Die Resultate seien gemischt ausgefallen und der Ausblick insbesondere auf der Kostenseite habe enttäuscht.
ADIDAS SEHR FEST - RHEINMETALL PROFITIERT VON ZAHLEN
Dagegen sprangen die Adidas-Papiere (XETRA:ADSGn) als Dax-Spitzenreiter um 6,19 Prozent hoch. Der Sportartikelhersteller profitierte von einem Artikel des "Manager Magazin" zu den Wachstumsplänen. Der Dax-Konzern wolle seinen Umsatz bis 2020 von derzeit 14,8 Milliarden auf 20 Milliarden Euro steigern, schreibt das Magazin in seiner neuen Ausgabe unter Berufung auf das Umfeld des Unternehmens. Zudem sehe der Entwurf der neuen Strategie 2020 eine operative Umsatzrendite von mindestens 10 Prozent vor. Ein Händler wertete die genannten Wachstumsziele positiv.
Im MDax setzten sich die Rheinmetall-Titel (XETRA:RHMG) mit plus 5,66 Prozent an die Spitze. Die guten Geschäfte mit der Autoindustrie retteten dem Zulieferer und Rüstungskonzern 2014 die Bilanz. Rheinmetall habe die nach dem dritten Quartal gesenkten Erwartungen knapp übertroffen, schrieb Analyst Markus Turnwald von der DZ Bank. Die Autozuliefersparte habe gut abgeschnitten und das Rüstungsgeschäft verzeichne einen hohen Auftragseingang. Dies sollte dem Unternehmen helfen, Vertrauen zurückzugewinnen. Commerzbank-Analyst Sebastian Growe hob den besser als erwartet ausgefallenen operativen Konzerngewinn hervor.
STADA UNTER DRUCK - GEWINNMITNAHMEN BEI DIALOG
Dagegen büßten die Anteilsscheine von Stada (ETR:SAZ) 6,65 Prozent ein, nachdem der Arzneimittelhersteller die Erwartungen gedämpft hatte. Stada machen der Ukraine-Konflikt und der Rubel-Verfall zu schaffen. Wegen millionenschwerer Abschreibungen etwa auf Geschäfts- und Firmenwerte sackte bereits der Gewinn 2014 laut vorläufigen Berechnungen um fast die Hälfte ab.
Am TecDax-Ende sackten die Papiere von Dialog Semiconductor (ETR:DLG) ungeachtet guter Zahlen um 3,50 Prozent ab. Der Halbleiterhersteller zollte damit der zuletzt guten Aktienkursentwicklung Tribut. Der bereinigte operative Gewinn (Ebit) sei im Schlussquartal 2014 stark gewesen, schrieb Commerzbank-Analyst Thomas Becker. Die Unternehmensaussagen für das erste Quartal sowie das Gesamtjahr 2015 spiegelten aber offenbar eine gewisse Vorsicht des Managements wider.