FRANKFURT (dpa-AFX) - Die deutschen Aktienindizes haben am Donnerstag vor dem Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) nachgegeben. Neben der Unsicherheit über die weitere Geldpolitik in der Eurozone, hätten auch die wieder aufgeflammten Kämpfe in der Ostukraine belastet, hieß es. Der Dax F:DAX fiel am späten Vormittag um 0,54 Prozent auf 9574,39 Punkte. Für den MDax F:MDAX ging es um 0,56 Prozent auf 16 150,20 Punkte nach unten. Der TecDax F:TDXP verlor 0,08 Prozent auf 1259,83 Punkte. Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 F:SX5E büßte 0,26 Prozent ein.
"Die Hoffnungen auf eine eingedämmte Ukraine-Krise haben sich nicht bewahrheitet. Das Säbelrasseln - jetzt auch von der Nato - dient ebenfalls nicht der Stimmungsaufhellung. Dazu scheinen die Finanzmarktteilnehmer heute keine weitreichenden Maßnahmen der EZB zu erwarten", kommentierte Marktexperte Robert Halver von der Baader Bank die aktuelle Börsenlage. In diese Kerbe schlägt auch Jörg Rohmann, Chefanalyst beim Brokerhaus Alpari: "Der politische Druck seitens deutscher und europäischer Politiker auf die EZB, keine weiteren geldpolitischen Maßnahmen zu verkünden, könnte Wirkung zeigen. Die EZB dürfte nur mit symbolischen Schritten eine weitere geldpolitische Lockerung andeuten. Dies könnte zu einer Enttäuschung der hohen Markterwartungen führen. Deshalb werden Gewinne bereits jetzt realisiert."
KURSEINBRUCH BEI BILFINGER NACH ERNEUTER GEWINNWARNUNG
Wenig Impulse gaben überraschend starke Auftragsdaten für den Juli aus der deutschen Industrie. Sie hatte den Einbruch aus dem Juni mehr als wett gemacht. Aus konjunktureller Sicht steht am Nachmittag noch die Bekanntgabe von Arbeitsmarktdaten aus dem US-Privatsektor durch den Dienstleister ADP auf der Agenda. Sie gelten als Indikator für den am Freitag anstehenden, offiziellen Arbeitsmarktbericht.
Unter den Einzelwerten ragten die Aktien von Bilfinger F:GBF mit einem Minus von mehr als zehn Prozent klar heraus. Der Bau- und Dienstleistungskonzern hatte am Vorabend die dritte Gewinnwarnung seit Ende Juni bekanntgegeben. Bilfinger senkte knapp einen Monat nach dem zweiten Mal und dem Rauswurf des damaligen Vorstandschefs Roland Koch erneut die Prognosen. Grund sind Probleme im Geschäft mit Energieunternehmen und dem Umbau der Industriesparte. Bester Dax-Wert waren ThyssenKrupp F:TKA, die um 1,36 Prozent stiegen. Das Analysehaus Jefferies hat das Kursziel etwas angehoben und die Kaufempfehlung bestätigt.
BASF AM DAX-ENDE
Commerzbank-Papiere F:CBK stiegen um 0,73 Prozent. Das Geldhaus dürfte laut einem Medienbericht in den kommenden Wochen einen Vergleich mit den US-Behörden im Fall mutmaßlicher Verstöße gegen US-Handelssanktionen gegen den Iran schließen. Zwar liege die kolportierte Strafe von mindestens 650 Millionen US-Dollar etwas höher als in früheren Berichten, positiv sei aber das sich abzeichnende Ende des Falls, sagte ein Händler. Schwächster Dax-Titel waren BASF (ETR:BAS) mit einem Verlust von 1,56 Prozent. Die Analysten der Credit Suisse rechnen nun mit einer unterdurchschnittlichen Entwicklung des Chemietitels.
Im MDax waren Fielmann-Papiere F:FIE mit plus 0,95 Prozent Spitzenreiter. Analyst Roland Pfänder von Close Brothers Seydler rechnet mit einem robusten Umsatzwachstum der Optikerkette und empfiehlt in einer Ersteinschätzung den Kauf der Papiere mit einem Kursziel von 53 Euro. Im TecDax rückten Nordex-Aktien (ETR:NDX1) nach der Meldung über einen Auftrag aus der Türkei um 2,43 Prozent vor. Branchenexperten gehen von einem Auftragswert von rund 48 Millionen Euro aus. Die Papiere der Software AG F:SOW profitierten von Übernahmespekulationen innerhalb der Branche und verteuerten sich um 1,52 Prozent.
--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---